Die zweite war von Saltner und besagte, daß Frau Torm und er selbst die Erlaubnis zur Heim- reise erhalten hätten, da sie aber zum Abgang des Regierungsschiffes nicht mehr zurecht kommen könnten, erst mit dem nächsten Schiffe reisen und daher vor Mitte April nicht bei ihm eintreffen würden. Auch Ell habe sich entschlossen, sie zu begleiten. Seitdem hatte Torm keine Nachricht mehr erhalten und konnte auch keine erwarten. Denn kein anderes Raumschiff als der "Glo" legte, wie Grunthe erklärte, bei der jetzigen Planetenentfernung den Weg unter 5 Wochen zurück.
Heute schrieb man den 12. April. Es war ein Festtag in Berlin, das in verschwenderischem Schmucke prangte. Die Gesandtschaft des Mars sollte vom Kaiser empfangen werden. Unter Glockengeläut und Kanonendonner drängte sich eine jubelnde Menge in den Straßen. Jn goldigem Eigenlichte wie die Morgenröte strahlend, mit nie gesehenen Verzierungen geschmückt, bewegte sich ein glänzender Zug kleiner Luft- gondeln, in Mannshöhe über dem Boden schwebend, durch die Straßen; von den Fenstern aus überschütteten die Damen den Zug, trotz der frühen Jahreszeit, mit kostbaren Blumen. Brausende Hurrahrufe betäubten das empfindliche Ohr der Martier.
Torm hatte seinen Platz auf der Tribüne im Lust- garten nicht benutzt. Jhm waren diese Martier ver- haßt. Hatten sie ihm doch den Haupterfolg seiner Expedition und nun auch die Freude der Heimkehr ins eigene Haus geraubt. Unruhig ging er in seinem
Zweiundvierzigſtes Kapitel.
Die zweite war von Saltner und beſagte, daß Frau Torm und er ſelbſt die Erlaubnis zur Heim- reiſe erhalten hätten, da ſie aber zum Abgang des Regierungsſchiffes nicht mehr zurecht kommen könnten, erſt mit dem nächſten Schiffe reiſen und daher vor Mitte April nicht bei ihm eintreffen würden. Auch Ell habe ſich entſchloſſen, ſie zu begleiten. Seitdem hatte Torm keine Nachricht mehr erhalten und konnte auch keine erwarten. Denn kein anderes Raumſchiff als der „Glo‟ legte, wie Grunthe erklärte, bei der jetzigen Planetenentfernung den Weg unter 5 Wochen zurück.
Heute ſchrieb man den 12. April. Es war ein Feſttag in Berlin, das in verſchwenderiſchem Schmucke prangte. Die Geſandtſchaft des Mars ſollte vom Kaiſer empfangen werden. Unter Glockengeläut und Kanonendonner drängte ſich eine jubelnde Menge in den Straßen. Jn goldigem Eigenlichte wie die Morgenröte ſtrahlend, mit nie geſehenen Verzierungen geſchmückt, bewegte ſich ein glänzender Zug kleiner Luft- gondeln, in Mannshöhe über dem Boden ſchwebend, durch die Straßen; von den Fenſtern aus überſchütteten die Damen den Zug, trotz der frühen Jahreszeit, mit koſtbaren Blumen. Brauſende Hurrahrufe betäubten das empfindliche Ohr der Martier.
Torm hatte ſeinen Platz auf der Tribüne im Luſt- garten nicht benutzt. Jhm waren dieſe Martier ver- haßt. Hatten ſie ihm doch den Haupterfolg ſeiner Expedition und nun auch die Freude der Heimkehr ins eigene Haus geraubt. Unruhig ging er in ſeinem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0240"n="232"/><fwplace="top"type="header">Zweiundvierzigſtes Kapitel.</fw><lb/><p>Die zweite war von Saltner und beſagte, daß<lb/>
Frau Torm und er ſelbſt die Erlaubnis zur Heim-<lb/>
reiſe erhalten hätten, da ſie aber zum Abgang des<lb/>
Regierungsſchiffes nicht mehr zurecht kommen könnten,<lb/>
erſt mit dem nächſten Schiffe reiſen und daher vor<lb/>
Mitte April nicht bei ihm eintreffen würden. Auch<lb/>
Ell habe ſich entſchloſſen, ſie zu begleiten. Seitdem<lb/>
hatte Torm keine Nachricht mehr erhalten und konnte<lb/>
auch keine erwarten. Denn kein anderes Raumſchiff<lb/>
als der „Glo‟ legte, wie Grunthe erklärte, bei der<lb/>
jetzigen Planetenentfernung den Weg unter 5 Wochen<lb/>
zurück.</p><lb/><p>Heute ſchrieb man den 12. April. Es war ein<lb/>
Feſttag in Berlin, das in verſchwenderiſchem Schmucke<lb/>
prangte. Die Geſandtſchaft des Mars ſollte vom<lb/>
Kaiſer empfangen werden. Unter Glockengeläut und<lb/>
Kanonendonner drängte ſich eine jubelnde Menge in<lb/>
den Straßen. Jn goldigem Eigenlichte wie die<lb/>
Morgenröte ſtrahlend, mit nie geſehenen Verzierungen<lb/>
geſchmückt, bewegte ſich ein glänzender Zug kleiner Luft-<lb/>
gondeln, in Mannshöhe über dem Boden ſchwebend,<lb/>
durch die Straßen; von den Fenſtern aus überſchütteten<lb/>
die Damen den Zug, trotz der frühen Jahreszeit, mit<lb/>
koſtbaren Blumen. Brauſende Hurrahrufe betäubten<lb/>
das empfindliche Ohr der Martier.</p><lb/><p>Torm hatte ſeinen Platz auf der Tribüne im Luſt-<lb/>
garten nicht benutzt. Jhm waren dieſe Martier ver-<lb/>
haßt. Hatten ſie ihm doch den Haupterfolg ſeiner<lb/>
Expedition und nun auch die Freude der Heimkehr<lb/>
ins eigene Haus geraubt. Unruhig ging er in ſeinem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[232/0240]
Zweiundvierzigſtes Kapitel.
Die zweite war von Saltner und beſagte, daß
Frau Torm und er ſelbſt die Erlaubnis zur Heim-
reiſe erhalten hätten, da ſie aber zum Abgang des
Regierungsſchiffes nicht mehr zurecht kommen könnten,
erſt mit dem nächſten Schiffe reiſen und daher vor
Mitte April nicht bei ihm eintreffen würden. Auch
Ell habe ſich entſchloſſen, ſie zu begleiten. Seitdem
hatte Torm keine Nachricht mehr erhalten und konnte
auch keine erwarten. Denn kein anderes Raumſchiff
als der „Glo‟ legte, wie Grunthe erklärte, bei der
jetzigen Planetenentfernung den Weg unter 5 Wochen
zurück.
Heute ſchrieb man den 12. April. Es war ein
Feſttag in Berlin, das in verſchwenderiſchem Schmucke
prangte. Die Geſandtſchaft des Mars ſollte vom
Kaiſer empfangen werden. Unter Glockengeläut und
Kanonendonner drängte ſich eine jubelnde Menge in
den Straßen. Jn goldigem Eigenlichte wie die
Morgenröte ſtrahlend, mit nie geſehenen Verzierungen
geſchmückt, bewegte ſich ein glänzender Zug kleiner Luft-
gondeln, in Mannshöhe über dem Boden ſchwebend,
durch die Straßen; von den Fenſtern aus überſchütteten
die Damen den Zug, trotz der frühen Jahreszeit, mit
koſtbaren Blumen. Brauſende Hurrahrufe betäubten
das empfindliche Ohr der Martier.
Torm hatte ſeinen Platz auf der Tribüne im Luſt-
garten nicht benutzt. Jhm waren dieſe Martier ver-
haßt. Hatten ſie ihm doch den Haupterfolg ſeiner
Expedition und nun auch die Freude der Heimkehr
ins eigene Haus geraubt. Unruhig ging er in ſeinem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/240>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.