nicht ganz dialektfreien Sätzen, welche die gute Frau in der Absicht, recht kurz zu sein, gebaut hatte, war durch den englischen Telegraphisten ein unmögliches Kauderwelsch geworden. Saltner aber genügte es vollständig, daraus die Freude der Mutter über sein Wohlbefinden zu ersehen, und jedes verstümmelte Wort machte er mit rührender Sorgfalt zu einem besonderen Studium.
Grunthe hatte nur kurz an Saltner telegraphiert, daß die plötzliche Abreise Ells sehr störend für die Stimmung der Bevölkerung in Bezug auf die Martier sei, da er selbst die gegen Ells Schriften erhobenen Bedenken nicht genügend widerlegen könne. Die politischen Verhältnisse bezeichnete er als ziemlich trost- los; seine Ansicht, daß man alle von den Martiern gestellten Forderungen bewilligen müsse, um ihnen jede Veranlassung zu nehmen, sich in die menschlichen Angelegenheiten einzumischen, finde wenig Anhänger. Man unterschätze die Macht der Martier und baue auf ihre Unfähigkeit, sich außerhalb ihrer Schiffe auf der Erde zu bewegen, während doch rückhaltloses Ver- trauen und reiner Wille die einzigen Mittel sein würden, den Einfluß der Nume zum Besten zu lenken.
Jsma hatte die Zeilen nur durchflogen, um nun in Ruhe Torms langes Telegramm an Ell zu lesen. Es trug das Datum vom 8. Januar. Zunächst war es rein geschäftlich gehalten, ein Bericht des Leiters der Nordpolexpedition an deren Veranstalter. Was Jsma am meisten interessierte, die persönlichen Schicksale Torms, war nur kurz geschildert. Dann aber hieß es:
Vierzigſtes Kapitel.
nicht ganz dialektfreien Sätzen, welche die gute Frau in der Abſicht, recht kurz zu ſein, gebaut hatte, war durch den engliſchen Telegraphiſten ein unmögliches Kauderwelſch geworden. Saltner aber genügte es vollſtändig, daraus die Freude der Mutter über ſein Wohlbefinden zu erſehen, und jedes verſtümmelte Wort machte er mit rührender Sorgfalt zu einem beſonderen Studium.
Grunthe hatte nur kurz an Saltner telegraphiert, daß die plötzliche Abreiſe Ells ſehr ſtörend für die Stimmung der Bevölkerung in Bezug auf die Martier ſei, da er ſelbſt die gegen Ells Schriften erhobenen Bedenken nicht genügend widerlegen könne. Die politiſchen Verhältniſſe bezeichnete er als ziemlich troſt- los; ſeine Anſicht, daß man alle von den Martiern geſtellten Forderungen bewilligen müſſe, um ihnen jede Veranlaſſung zu nehmen, ſich in die menſchlichen Angelegenheiten einzumiſchen, finde wenig Anhänger. Man unterſchätze die Macht der Martier und baue auf ihre Unfähigkeit, ſich außerhalb ihrer Schiffe auf der Erde zu bewegen, während doch rückhaltloſes Ver- trauen und reiner Wille die einzigen Mittel ſein würden, den Einfluß der Nume zum Beſten zu lenken.
Jsma hatte die Zeilen nur durchflogen, um nun in Ruhe Torms langes Telegramm an Ell zu leſen. Es trug das Datum vom 8. Januar. Zunächſt war es rein geſchäftlich gehalten, ein Bericht des Leiters der Nordpolexpedition an deren Veranſtalter. Was Jsma am meiſten intereſſierte, die perſönlichen Schickſale Torms, war nur kurz geſchildert. Dann aber hieß es:
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Vierzigſtes Kapitel.
nicht ganz dialektfreien Sätzen, welche die gute Frau
in der Abſicht, recht kurz zu ſein, gebaut hatte, war
durch den engliſchen Telegraphiſten ein unmögliches
Kauderwelſch geworden. Saltner aber genügte es
vollſtändig, daraus die Freude der Mutter über ſein
Wohlbefinden zu erſehen, und jedes verſtümmelte Wort
machte er mit rührender Sorgfalt zu einem beſonderen
Studium.
Grunthe hatte nur kurz an Saltner telegraphiert,
daß die plötzliche Abreiſe Ells ſehr ſtörend für die
Stimmung der Bevölkerung in Bezug auf die Martier
ſei, da er ſelbſt die gegen Ells Schriften erhobenen
Bedenken nicht genügend widerlegen könne. Die
politiſchen Verhältniſſe bezeichnete er als ziemlich troſt-
los; ſeine Anſicht, daß man alle von den Martiern
geſtellten Forderungen bewilligen müſſe, um ihnen
jede Veranlaſſung zu nehmen, ſich in die menſchlichen
Angelegenheiten einzumiſchen, finde wenig Anhänger.
Man unterſchätze die Macht der Martier und baue
auf ihre Unfähigkeit, ſich außerhalb ihrer Schiffe auf
der Erde zu bewegen, während doch rückhaltloſes Ver-
trauen und reiner Wille die einzigen Mittel ſein
würden, den Einfluß der Nume zum Beſten zu lenken.
Jsma hatte die Zeilen nur durchflogen, um nun
in Ruhe Torms langes Telegramm an Ell zu leſen.
Es trug das Datum vom 8. Januar. Zunächſt war
es rein geſchäftlich gehalten, ein Bericht des Leiters
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Torms, war nur kurz geſchildert. Dann aber hieß es:
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/220>, abgerufen am 25.11.2024.
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