Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Vierzigstes Kapitel. Friedau verschwunden. Man vermute, daß sie mitihrem Freunde nach dem Mars gegangen sei -- u. s. w. -- Dies alles ist erbärmliche Lüge. Herr Dr. Karl Grunthe, der Begleiter Torms, an dessen Wahrhaftig- keit wohl selbst das Friedauer Jntelligenzblatt nicht zu zweifeln wagen wird, schreibt uns, daß Frau Torm in seiner Gegenwart in einer mit Ell geführten Unter- redung sich entschlossen habe, das Luftschiff der Martier zu benutzen, um auf demselben Nachforschungen nach dem Verbleib ihres verschollenen Gemahls anzustellen und die Rettung desselben zu betreiben. Ohne Zweifel ist es dasselbe Luftschiff, welches in Konflikt mit dem englischen Kanonenbot Prevention geraten ist, zu einer Zeit, als sich Torm noch bei den Eskimos be- fand. Nicht aufgeklärt bleibt nur, warum das Luft- schiff Friedau eher als geplant, mitten in der Nacht, verlassen hat, und warum es dann, entgegen der Zusage des Befehlshabers, nicht nach Friedau zurück- gekehrt ist. Man kann hieraus die Befürchtung ziehen, daß ihm irgend ein Unglücksfall zugestoßen ist, und dies umsomehr, als der Kapitän Keswick versichert, durch seine Beschießung das Luftschiff beschädigt zu haben. Alle andern Schlüsse aber sind als Ver- leumdungen zurückzuweisen. Der heldenmütige Ent- decker des wahren Nordpols, den der unerklärliche Verlust seiner geliebten Gattin tief niederdrückt, ver- diente wohl, daß man ihn im eigenen Vaterlande nicht noch in seinem Teuersten beschimpft." Die Nummer der Zeitung war bereits vom No- Vierzigſtes Kapitel. Friedau verſchwunden. Man vermute, daß ſie mitihrem Freunde nach dem Mars gegangen ſei — u. ſ. w. — Dies alles iſt erbärmliche Lüge. Herr Dr. Karl Grunthe, der Begleiter Torms, an deſſen Wahrhaftig- keit wohl ſelbſt das Friedauer Jntelligenzblatt nicht zu zweifeln wagen wird, ſchreibt uns, daß Frau Torm in ſeiner Gegenwart in einer mit Ell geführten Unter- redung ſich entſchloſſen habe, das Luftſchiff der Martier zu benutzen, um auf demſelben Nachforſchungen nach dem Verbleib ihres verſchollenen Gemahls anzuſtellen und die Rettung desſelben zu betreiben. Ohne Zweifel iſt es dasſelbe Luftſchiff, welches in Konflikt mit dem engliſchen Kanonenbot Prevention geraten iſt, zu einer Zeit, als ſich Torm noch bei den Eskimos be- fand. Nicht aufgeklärt bleibt nur, warum das Luft- ſchiff Friedau eher als geplant, mitten in der Nacht, verlaſſen hat, und warum es dann, entgegen der Zuſage des Befehlshabers, nicht nach Friedau zurück- gekehrt iſt. Man kann hieraus die Befürchtung ziehen, daß ihm irgend ein Unglücksfall zugeſtoßen iſt, und dies umſomehr, als der Kapitän Keswick verſichert, durch ſeine Beſchießung das Luftſchiff beſchädigt zu haben. Alle andern Schlüſſe aber ſind als Ver- leumdungen zurückzuweiſen. Der heldenmütige Ent- decker des wahren Nordpols, den der unerklärliche Verluſt ſeiner geliebten Gattin tief niederdrückt, ver- diente wohl, daß man ihn im eigenen Vaterlande nicht noch in ſeinem Teuerſten beſchimpft.‟ Die Nummer der Zeitung war bereits vom No- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="208"/><fw place="top" type="header">Vierzigſtes Kapitel.</fw><lb/> Friedau verſchwunden. Man vermute, daß ſie mit<lb/> ihrem Freunde nach dem Mars gegangen ſei — u. ſ. w.<lb/> — Dies alles iſt erbärmliche Lüge. Herr <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Karl<lb/> Grunthe, der Begleiter Torms, an deſſen Wahrhaftig-<lb/> keit wohl ſelbſt das Friedauer Jntelligenzblatt nicht<lb/> zu zweifeln wagen wird, ſchreibt uns, daß Frau Torm<lb/> in ſeiner Gegenwart in einer mit Ell geführten Unter-<lb/> redung ſich entſchloſſen habe, das Luftſchiff der Martier<lb/> zu benutzen, um auf demſelben Nachforſchungen nach<lb/> dem Verbleib ihres verſchollenen Gemahls anzuſtellen<lb/> und die Rettung desſelben zu betreiben. Ohne Zweifel<lb/> iſt es dasſelbe Luftſchiff, welches in Konflikt mit dem<lb/> engliſchen Kanonenbot Prevention geraten iſt, zu<lb/> einer Zeit, als ſich Torm noch bei den Eskimos be-<lb/> fand. Nicht aufgeklärt bleibt nur, warum das Luft-<lb/> ſchiff Friedau eher als geplant, mitten in der Nacht,<lb/> verlaſſen hat, und warum es dann, entgegen der<lb/> Zuſage des Befehlshabers, nicht nach Friedau zurück-<lb/> gekehrt iſt. Man kann hieraus die Befürchtung ziehen,<lb/> daß ihm irgend ein Unglücksfall zugeſtoßen iſt, und<lb/> dies umſomehr, als der Kapitän Keswick verſichert,<lb/> durch ſeine Beſchießung das Luftſchiff beſchädigt zu<lb/> haben. Alle andern Schlüſſe aber ſind als Ver-<lb/> leumdungen zurückzuweiſen. Der heldenmütige Ent-<lb/> decker des wahren Nordpols, den der unerklärliche<lb/> Verluſt ſeiner geliebten Gattin tief niederdrückt, ver-<lb/> diente wohl, daß man ihn im eigenen Vaterlande<lb/> nicht noch in ſeinem Teuerſten beſchimpft.‟</p><lb/> <p>Die Nummer der Zeitung war bereits vom No-<lb/> vember des vorigen Jahres. Die folgenden Nummern,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0216]
Vierzigſtes Kapitel.
Friedau verſchwunden. Man vermute, daß ſie mit
ihrem Freunde nach dem Mars gegangen ſei — u. ſ. w.
— Dies alles iſt erbärmliche Lüge. Herr Dr. Karl
Grunthe, der Begleiter Torms, an deſſen Wahrhaftig-
keit wohl ſelbſt das Friedauer Jntelligenzblatt nicht
zu zweifeln wagen wird, ſchreibt uns, daß Frau Torm
in ſeiner Gegenwart in einer mit Ell geführten Unter-
redung ſich entſchloſſen habe, das Luftſchiff der Martier
zu benutzen, um auf demſelben Nachforſchungen nach
dem Verbleib ihres verſchollenen Gemahls anzuſtellen
und die Rettung desſelben zu betreiben. Ohne Zweifel
iſt es dasſelbe Luftſchiff, welches in Konflikt mit dem
engliſchen Kanonenbot Prevention geraten iſt, zu
einer Zeit, als ſich Torm noch bei den Eskimos be-
fand. Nicht aufgeklärt bleibt nur, warum das Luft-
ſchiff Friedau eher als geplant, mitten in der Nacht,
verlaſſen hat, und warum es dann, entgegen der
Zuſage des Befehlshabers, nicht nach Friedau zurück-
gekehrt iſt. Man kann hieraus die Befürchtung ziehen,
daß ihm irgend ein Unglücksfall zugeſtoßen iſt, und
dies umſomehr, als der Kapitän Keswick verſichert,
durch ſeine Beſchießung das Luftſchiff beſchädigt zu
haben. Alle andern Schlüſſe aber ſind als Ver-
leumdungen zurückzuweiſen. Der heldenmütige Ent-
decker des wahren Nordpols, den der unerklärliche
Verluſt ſeiner geliebten Gattin tief niederdrückt, ver-
diente wohl, daß man ihn im eigenen Vaterlande
nicht noch in ſeinem Teuerſten beſchimpft.‟
Die Nummer der Zeitung war bereits vom No-
vember des vorigen Jahres. Die folgenden Nummern,
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