wie früher, und Jsma bemerkte wohl, daß ihn noch eine andere Sorge drückte als das Heimweh und der Kummer um das Schicksal der Menschen. Und doch war es schon schwer genug, hier in der Verbannung zu leben, während das Vaterland in drohendster Ge- fahr schwebte.
Und endlich, heute war die Depesche gekommen, daß das Raumschiff in der Nacht gelandet sei. Kaum vermochte Jsma ihre Aufregung zu beherrschen. Doch die Aufgaben des Tages mußten erledigt werden, sie zwang sich zur Ruhe, obwohl sie bei jedem Geräusch hoffte, man bringe die ersehnten Nachrichten.
Die französische Konversationsstunde war beendet. Jsma schloß die Klappe des Fernsprechers und setzte sich an ihren Schreibtisch. Er war ein Geschenk Ells, der ihn nach dem Muster ihres Schreibtisches in Friedau aus der Erinnerung so gut wie möglich hatte herstellen lassen, weil er wußte, daß Jsma die Schreibmaschine und die Möbel der Martier nicht sehr liebte. Sie zog wieder ihr Tagebuch hervor. Die Zeitrechnung machte ihr Schwierigkeiten, denn der Marstag war um 37 Minuten länger als der Erdentag, da sie aber stets einen Marstag gleich einem Erdentage in ihrem Buche gerechnet hatte, so mußte sie alle neununddreißig Tage einen Erdentag überspringen, um nicht gegen den Kalender der Erde zuweit zurückzubleiben. Das war nun jetzt zum viertenmale der Fall -- so lange weilte sie auf dem Mars! Sie fand, daß heute auf der Erde der 27. Februar sei, ein Sonntag! Und der Geburtstag ihres Mannes! Wie glücklich hatte sie diesen Tag
Vierzigſtes Kapitel.
wie früher, und Jsma bemerkte wohl, daß ihn noch eine andere Sorge drückte als das Heimweh und der Kummer um das Schickſal der Menſchen. Und doch war es ſchon ſchwer genug, hier in der Verbannung zu leben, während das Vaterland in drohendſter Ge- fahr ſchwebte.
Und endlich, heute war die Depeſche gekommen, daß das Raumſchiff in der Nacht gelandet ſei. Kaum vermochte Jsma ihre Aufregung zu beherrſchen. Doch die Aufgaben des Tages mußten erledigt werden, ſie zwang ſich zur Ruhe, obwohl ſie bei jedem Geräuſch hoffte, man bringe die erſehnten Nachrichten.
Die franzöſiſche Konverſationsſtunde war beendet. Jsma ſchloß die Klappe des Fernſprechers und ſetzte ſich an ihren Schreibtiſch. Er war ein Geſchenk Ells, der ihn nach dem Muſter ihres Schreibtiſches in Friedau aus der Erinnerung ſo gut wie möglich hatte herſtellen laſſen, weil er wußte, daß Jsma die Schreibmaſchine und die Möbel der Martier nicht ſehr liebte. Sie zog wieder ihr Tagebuch hervor. Die Zeitrechnung machte ihr Schwierigkeiten, denn der Marstag war um 37 Minuten länger als der Erdentag, da ſie aber ſtets einen Marstag gleich einem Erdentage in ihrem Buche gerechnet hatte, ſo mußte ſie alle neununddreißig Tage einen Erdentag überſpringen, um nicht gegen den Kalender der Erde zuweit zurückzubleiben. Das war nun jetzt zum viertenmale der Fall — ſo lange weilte ſie auf dem Mars! Sie fand, daß heute auf der Erde der 27. Februar ſei, ein Sonntag! Und der Geburtstag ihres Mannes! Wie glücklich hatte ſie dieſen Tag
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[204/0212]
Vierzigſtes Kapitel.
wie früher, und Jsma bemerkte wohl, daß ihn noch
eine andere Sorge drückte als das Heimweh und der
Kummer um das Schickſal der Menſchen. Und doch
war es ſchon ſchwer genug, hier in der Verbannung
zu leben, während das Vaterland in drohendſter Ge-
fahr ſchwebte.
Und endlich, heute war die Depeſche gekommen,
daß das Raumſchiff in der Nacht gelandet ſei. Kaum
vermochte Jsma ihre Aufregung zu beherrſchen. Doch
die Aufgaben des Tages mußten erledigt werden, ſie
zwang ſich zur Ruhe, obwohl ſie bei jedem Geräuſch
hoffte, man bringe die erſehnten Nachrichten.
Die franzöſiſche Konverſationsſtunde war beendet.
Jsma ſchloß die Klappe des Fernſprechers und ſetzte
ſich an ihren Schreibtiſch. Er war ein Geſchenk Ells,
der ihn nach dem Muſter ihres Schreibtiſches in Friedau
aus der Erinnerung ſo gut wie möglich hatte herſtellen
laſſen, weil er wußte, daß Jsma die Schreibmaſchine
und die Möbel der Martier nicht ſehr liebte. Sie
zog wieder ihr Tagebuch hervor. Die Zeitrechnung
machte ihr Schwierigkeiten, denn der Marstag war um
37 Minuten länger als der Erdentag, da ſie aber ſtets
einen Marstag gleich einem Erdentage in ihrem Buche
gerechnet hatte, ſo mußte ſie alle neununddreißig Tage
einen Erdentag überſpringen, um nicht gegen den
Kalender der Erde zuweit zurückzubleiben. Das war
nun jetzt zum viertenmale der Fall — ſo lange weilte
ſie auf dem Mars! Sie fand, daß heute auf der Erde
der 27. Februar ſei, ein Sonntag! Und der Geburtstag
ihres Mannes! Wie glücklich hatte ſie dieſen Tag
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/212>, abgerufen am 23.11.2024.
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