Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Gefährlicher Ruheplatz. sichtig öffnete er die Fallthür: das Schiff war leer.Er näherte sich der Aussichtsöffnung und spähte nach dem sich entfernenden Wagen. Jetzt konnte er ver- suchen, den Rand des Plateaus zu gewinnen. Er wandte sich um und schritt nach dem Ausgange zu. Jn diesem Augenblick erschien in demselben eine weib- liche Gestalt. Saltner prallte zurück, dann stürzte er wieder vorwärts -- diese einzelne Martierin konnte ihn nicht aufhalten. Er wollte an ihr vorüber, die, ebenfalls erschrocken, zur Seite trat. Schon stand er an der Oeffnung, da hörte er seinen Namen. "Sal, Sal! Was haben Sie hier zu thun?" Er drehte sich um und erkannte Se. Sie faßte "Oh", sagte sie, "mein lieber Freund, warum "Jch bin unschuldig, teure Se, glauben Sie mir, "Wie sind Sie über den weißen Draht gekommen? "Jch bin einfach darüber gestiegen --" "Und haben die Gesetze verletzt und der höchsten "Jch bedaure meine Unwissenheit. Und ich hoffe, "Das geht ja nicht, Sal, das darf ich nicht zu- 39*
Gefährlicher Ruheplatz. ſichtig öffnete er die Fallthür: das Schiff war leer.Er näherte ſich der Ausſichtsöffnung und ſpähte nach dem ſich entfernenden Wagen. Jetzt konnte er ver- ſuchen, den Rand des Plateaus zu gewinnen. Er wandte ſich um und ſchritt nach dem Ausgange zu. Jn dieſem Augenblick erſchien in demſelben eine weib- liche Geſtalt. Saltner prallte zurück, dann ſtürzte er wieder vorwärts — dieſe einzelne Martierin konnte ihn nicht aufhalten. Er wollte an ihr vorüber, die, ebenfalls erſchrocken, zur Seite trat. Schon ſtand er an der Oeffnung, da hörte er ſeinen Namen. „Sal, Sal! Was haben Sie hier zu thun?‟ Er drehte ſich um und erkannte Se. Sie faßte „Oh‟, ſagte ſie, „mein lieber Freund, warum „Jch bin unſchuldig, teure Se, glauben Sie mir, „Wie ſind Sie über den weißen Draht gekommen? „Jch bin einfach darüber geſtiegen —‟ „Und haben die Geſetze verletzt und der höchſten „Jch bedaure meine Unwiſſenheit. Und ich hoffe, „Das geht ja nicht, Sal, das darf ich nicht zu- 39*
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Gefährlicher Ruheplatz.
ſichtig öffnete er die Fallthür: das Schiff war leer.
Er näherte ſich der Ausſichtsöffnung und ſpähte nach
dem ſich entfernenden Wagen. Jetzt konnte er ver-
ſuchen, den Rand des Plateaus zu gewinnen. Er
wandte ſich um und ſchritt nach dem Ausgange zu.
Jn dieſem Augenblick erſchien in demſelben eine weib-
liche Geſtalt. Saltner prallte zurück, dann ſtürzte er
wieder vorwärts — dieſe einzelne Martierin konnte
ihn nicht aufhalten. Er wollte an ihr vorüber, die,
ebenfalls erſchrocken, zur Seite trat. Schon ſtand er
an der Oeffnung, da hörte er ſeinen Namen.
„Sal, Sal! Was haben Sie hier zu thun?‟
Er drehte ſich um und erkannte Se. Sie faßte
ſeine Hände und zog ihn zurück.
„Oh‟, ſagte ſie, „mein lieber Freund, warum
müſſen wir uns hier treffen? Das durften Sie nicht
ſehen! Wie konnten Sie ſich hierher wagen?‟
„Jch bin unſchuldig, teure Se, glauben Sie mir,
ich bin durch Zufall hierher geraten.‟
„Wie ſind Sie über den weißen Draht gekommen?
Wiſſen Sie denn nicht, was das bedeutet?‟
„Jch bin einfach darüber geſtiegen —‟
„Und haben die Geſetze verletzt und der höchſten
Lebensgefahr ſich ausgeſetzt.‟
„Jch bedaure meine Unwiſſenheit. Und ich hoffe,
ich darf Sie bald in ſicherer Lage wieder ſprechen.
Jetzt verzeihen Sie wohl, wenn ich mich ſo ſchnell wie
möglich davon mache.‟
„Das geht ja nicht, Sal, das darf ich nicht zu-
geben — ſo ſehr ich es Jhnen wünſchte. Aber ich
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