Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Sechsunddreißigstes Kapitel.
daraus war zu schließen, daß auch das Raumschiff
bald abgehen werde. Er hatte somit keine Zeit zu
verlieren, wenn er La noch persönlich vor Abgang des
Schiffes sprechen wollte. Warum aber, wenn es
sich bloß um ein Zusammentreffen mit dem Vater
handelte, war sie mit dem ganzen Hause übergesiedelt?
Es war doch noch ziemlich früh, um eine so südlich
gelegene Sommerfrische aufzusuchen. Und warum sollte
er ihr nicht nachkommen? Und was bedeutete diese
hingeworfene Bemerkung über Se?

Doch über diese Fragen nachzudenken, war noch
Zeit auf der Reise; denn La nachzueilen, um sie zu
sprechen, dazu war Saltner sofort entschlossen. Was
er mit ihr zu beraten, von ihr zu erbitten hatte, das
konnte er nicht telephonisch erledigen, dazu mußte er
ihr Aug' in Auge sehen; fürchtete er doch mit gutem
Grunde, daß auch sie sich weigern würde. Aber diesem
Schritte, der ihm schwer genug wurde, kounte und
durfte er sich nicht entziehen, und er mußte sofort ge-
schehen, solange noch das Raumschiff den Mars nicht
verlassen hatte. Er hatte Jsma das Versprechen ge-
geben, La um Hilfe anzugehen, das mußte er halten.
Wichtigeres jedoch lag ihm selbst am Herzen. Er hielt
es für seine Pflicht, die Staaten der Erde von den
Maßnahmen der Martier zu unterrichten. Er erinnerte
sich jenes Wortes von Grunthe, daß sie Kundschafter
seien, an deren getreuen Diensten vielleicht das Wohl
und Wehe der zivilisierten Erde hinge. Nicht von den
Erklärungen allein, welche der Regierung der Martier
abzugeben belieben würde, sollten die Menschen erfahren,

Sechsunddreißigſtes Kapitel.
daraus war zu ſchließen, daß auch das Raumſchiff
bald abgehen werde. Er hatte ſomit keine Zeit zu
verlieren, wenn er La noch perſönlich vor Abgang des
Schiffes ſprechen wollte. Warum aber, wenn es
ſich bloß um ein Zuſammentreffen mit dem Vater
handelte, war ſie mit dem ganzen Hauſe übergeſiedelt?
Es war doch noch ziemlich früh, um eine ſo ſüdlich
gelegene Sommerfriſche aufzuſuchen. Und warum ſollte
er ihr nicht nachkommen? Und was bedeutete dieſe
hingeworfene Bemerkung über Se?

Doch über dieſe Fragen nachzudenken, war noch
Zeit auf der Reiſe; denn La nachzueilen, um ſie zu
ſprechen, dazu war Saltner ſofort entſchloſſen. Was
er mit ihr zu beraten, von ihr zu erbitten hatte, das
konnte er nicht telephoniſch erledigen, dazu mußte er
ihr Aug’ in Auge ſehen; fürchtete er doch mit gutem
Grunde, daß auch ſie ſich weigern würde. Aber dieſem
Schritte, der ihm ſchwer genug wurde, kounte und
durfte er ſich nicht entziehen, und er mußte ſofort ge-
ſchehen, ſolange noch das Raumſchiff den Mars nicht
verlaſſen hatte. Er hatte Jsma das Verſprechen ge-
geben, La um Hilfe anzugehen, das mußte er halten.
Wichtigeres jedoch lag ihm ſelbſt am Herzen. Er hielt
es für ſeine Pflicht, die Staaten der Erde von den
Maßnahmen der Martier zu unterrichten. Er erinnerte
ſich jenes Wortes von Grunthe, daß ſie Kundſchafter
ſeien, an deren getreuen Dienſten vielleicht das Wohl
und Wehe der ziviliſierten Erde hinge. Nicht von den
Erklärungen allein, welche der Regierung der Martier
abzugeben belieben würde, ſollten die Menſchen erfahren,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0164" n="156"/><fw place="top" type="header">Sechsunddreißig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
daraus war zu &#x017F;chließen, daß auch das Raum&#x017F;chiff<lb/>
bald abgehen werde. Er hatte &#x017F;omit keine Zeit zu<lb/>
verlieren, wenn er La noch per&#x017F;önlich vor Abgang des<lb/>
Schiffes &#x017F;prechen wollte. Warum aber, wenn es<lb/>
&#x017F;ich bloß um ein Zu&#x017F;ammentreffen mit dem Vater<lb/>
handelte, war &#x017F;ie mit dem ganzen Hau&#x017F;e überge&#x017F;iedelt?<lb/>
Es war doch noch ziemlich früh, um eine &#x017F;o &#x017F;üdlich<lb/>
gelegene Sommerfri&#x017F;che aufzu&#x017F;uchen. Und warum &#x017F;ollte<lb/>
er ihr nicht nachkommen? Und was bedeutete die&#x017F;e<lb/>
hingeworfene Bemerkung über Se?</p><lb/>
          <p>Doch über die&#x017F;e Fragen nachzudenken, war noch<lb/>
Zeit auf der Rei&#x017F;e; denn La nachzueilen, um &#x017F;ie zu<lb/>
&#x017F;prechen, dazu war Saltner &#x017F;ofort ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Was<lb/>
er mit ihr zu beraten, von ihr zu erbitten hatte, das<lb/>
konnte er nicht telephoni&#x017F;ch erledigen, dazu mußte er<lb/>
ihr Aug&#x2019; in Auge &#x017F;ehen; fürchtete er doch mit gutem<lb/>
Grunde, daß auch &#x017F;ie &#x017F;ich weigern würde. Aber die&#x017F;em<lb/>
Schritte, der ihm &#x017F;chwer genug wurde, kounte und<lb/>
durfte er &#x017F;ich nicht entziehen, und er mußte &#x017F;ofort ge-<lb/>
&#x017F;chehen, &#x017F;olange noch das Raum&#x017F;chiff den Mars nicht<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en hatte. Er hatte Jsma das Ver&#x017F;prechen ge-<lb/>
geben, La um Hilfe anzugehen, das mußte er halten.<lb/>
Wichtigeres jedoch lag ihm &#x017F;elb&#x017F;t am Herzen. Er hielt<lb/>
es für &#x017F;eine Pflicht, die Staaten der Erde von den<lb/>
Maßnahmen der Martier zu unterrichten. Er erinnerte<lb/>
&#x017F;ich jenes Wortes von Grunthe, daß &#x017F;ie Kund&#x017F;chafter<lb/>
&#x017F;eien, an deren getreuen Dien&#x017F;ten vielleicht das Wohl<lb/>
und Wehe der zivili&#x017F;ierten Erde hinge. Nicht von den<lb/>
Erklärungen allein, welche der Regierung der Martier<lb/>
abzugeben belieben würde, &#x017F;ollten die Men&#x017F;chen erfahren,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0164] Sechsunddreißigſtes Kapitel. daraus war zu ſchließen, daß auch das Raumſchiff bald abgehen werde. Er hatte ſomit keine Zeit zu verlieren, wenn er La noch perſönlich vor Abgang des Schiffes ſprechen wollte. Warum aber, wenn es ſich bloß um ein Zuſammentreffen mit dem Vater handelte, war ſie mit dem ganzen Hauſe übergeſiedelt? Es war doch noch ziemlich früh, um eine ſo ſüdlich gelegene Sommerfriſche aufzuſuchen. Und warum ſollte er ihr nicht nachkommen? Und was bedeutete dieſe hingeworfene Bemerkung über Se? Doch über dieſe Fragen nachzudenken, war noch Zeit auf der Reiſe; denn La nachzueilen, um ſie zu ſprechen, dazu war Saltner ſofort entſchloſſen. Was er mit ihr zu beraten, von ihr zu erbitten hatte, das konnte er nicht telephoniſch erledigen, dazu mußte er ihr Aug’ in Auge ſehen; fürchtete er doch mit gutem Grunde, daß auch ſie ſich weigern würde. Aber dieſem Schritte, der ihm ſchwer genug wurde, kounte und durfte er ſich nicht entziehen, und er mußte ſofort ge- ſchehen, ſolange noch das Raumſchiff den Mars nicht verlaſſen hatte. Er hatte Jsma das Verſprechen ge- geben, La um Hilfe anzugehen, das mußte er halten. Wichtigeres jedoch lag ihm ſelbſt am Herzen. Er hielt es für ſeine Pflicht, die Staaten der Erde von den Maßnahmen der Martier zu unterrichten. Er erinnerte ſich jenes Wortes von Grunthe, daß ſie Kundſchafter ſeien, an deren getreuen Dienſten vielleicht das Wohl und Wehe der ziviliſierten Erde hinge. Nicht von den Erklärungen allein, welche der Regierung der Martier abzugeben belieben würde, ſollten die Menſchen erfahren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/164
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/164>, abgerufen am 23.11.2024.