Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Rente des Mars.
gefühl eines jeden war freier Spielraum gelassen.
Zwischen allen Staaten herrschte, durch das Bundes-
gesetz garantiert, vollständige Freizügigkeit und Erwerbs-
freiheit. Wem es in dem einen Staate nicht gefiel,
transportierte sein Haus in einen andern, und es
genügte, daß er dies bei der betreffenden Behörde an-
meldete. Dadurch war eine natürliche Regulierung
dafür gegeben, daß kein Staat seine Machtbefugnis
mißbrauchte, denn er riskierte sonst, sehr bald seine
Einwohner zu verlieren. Die natürliche Verschieden-
heit der Jndividuen, ihre Gewohnheiten und ihre An-
hänglichkeit für das Hergebrachte sorgten andrerseits
dafür, daß den einzelnen Staaten ihre Eigentümlich-
keiten erhalten blieben und der Fluß der Bevölkerung
nicht in Unbeständigkeit ausartete. Jede Gegend hatte
ihre Vorzüge. Waren auch die wirtschaftlichen Lebens-
bedingungen in den breiten, die Wüsten durchziehenden,
durch künstliche Bewässerung erhaltenen Kulturstreifen
etwas erschwert, so boten dieselben doch andere Vor-
teile. Die Gelegenheit zum gewerblichen Gewinn war
hier wegen der Nähe der großen Energiestrahlungs-
gebiete günstiger, und ein reicherer Arbeitsertrag ent-
schädigte für die Störungen des äußeren Komforts,
die dadurch entstanden, daß bei eintretendem Wasser-
mangel die schützenden Bäume binnen wenigen Tagen
ihr Laub verloren und die Vegetation unter ihnen
vertrocknete. Dafür waren aber auch die hier ge-
legenen Staaten imstande, größere Zuschüsse den Pri-
vaten zu gewähren.

Gemeinschaftlich für den gesamten Staatenbund und

Die Rente des Mars.
gefühl eines jeden war freier Spielraum gelaſſen.
Zwiſchen allen Staaten herrſchte, durch das Bundes-
geſetz garantiert, vollſtändige Freizügigkeit und Erwerbs-
freiheit. Wem es in dem einen Staate nicht gefiel,
transportierte ſein Haus in einen andern, und es
genügte, daß er dies bei der betreffenden Behörde an-
meldete. Dadurch war eine natürliche Regulierung
dafür gegeben, daß kein Staat ſeine Machtbefugnis
mißbrauchte, denn er riskierte ſonſt, ſehr bald ſeine
Einwohner zu verlieren. Die natürliche Verſchieden-
heit der Jndividuen, ihre Gewohnheiten und ihre An-
hänglichkeit für das Hergebrachte ſorgten andrerſeits
dafür, daß den einzelnen Staaten ihre Eigentümlich-
keiten erhalten blieben und der Fluß der Bevölkerung
nicht in Unbeſtändigkeit ausartete. Jede Gegend hatte
ihre Vorzüge. Waren auch die wirtſchaftlichen Lebens-
bedingungen in den breiten, die Wüſten durchziehenden,
durch künſtliche Bewäſſerung erhaltenen Kulturſtreifen
etwas erſchwert, ſo boten dieſelben doch andere Vor-
teile. Die Gelegenheit zum gewerblichen Gewinn war
hier wegen der Nähe der großen Energieſtrahlungs-
gebiete günſtiger, und ein reicherer Arbeitsertrag ent-
ſchädigte für die Störungen des äußeren Komforts,
die dadurch entſtanden, daß bei eintretendem Waſſer-
mangel die ſchützenden Bäume binnen wenigen Tagen
ihr Laub verloren und die Vegetation unter ihnen
vertrocknete. Dafür waren aber auch die hier ge-
legenen Staaten imſtande, größere Zuſchüſſe den Pri-
vaten zu gewähren.

Gemeinſchaftlich für den geſamten Staatenbund und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0151" n="143"/><fw place="top" type="header">Die Rente des Mars.</fw><lb/>
gefühl eines jeden war freier Spielraum gela&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Zwi&#x017F;chen allen Staaten herr&#x017F;chte, durch das Bundes-<lb/>
ge&#x017F;etz garantiert, voll&#x017F;tändige Freizügigkeit und Erwerbs-<lb/>
freiheit. Wem es in dem einen Staate nicht gefiel,<lb/>
transportierte &#x017F;ein Haus in einen andern, und es<lb/>
genügte, daß er dies bei der betreffenden Behörde an-<lb/>
meldete. Dadurch war eine natürliche Regulierung<lb/>
dafür gegeben, daß kein Staat &#x017F;eine Machtbefugnis<lb/>
mißbrauchte, denn er riskierte &#x017F;on&#x017F;t, &#x017F;ehr bald &#x017F;eine<lb/>
Einwohner zu verlieren. Die natürliche Ver&#x017F;chieden-<lb/>
heit der Jndividuen, ihre Gewohnheiten und ihre An-<lb/>
hänglichkeit für das Hergebrachte &#x017F;orgten andrer&#x017F;eits<lb/>
dafür, daß den einzelnen Staaten ihre Eigentümlich-<lb/>
keiten erhalten blieben und der Fluß der Bevölkerung<lb/>
nicht in Unbe&#x017F;tändigkeit ausartete. Jede Gegend hatte<lb/>
ihre Vorzüge. Waren auch die wirt&#x017F;chaftlichen Lebens-<lb/>
bedingungen in den breiten, die Wü&#x017F;ten durchziehenden,<lb/>
durch kün&#x017F;tliche Bewä&#x017F;&#x017F;erung erhaltenen Kultur&#x017F;treifen<lb/>
etwas er&#x017F;chwert, &#x017F;o boten die&#x017F;elben doch andere Vor-<lb/>
teile. Die Gelegenheit zum gewerblichen Gewinn war<lb/>
hier wegen der Nähe der großen Energie&#x017F;trahlungs-<lb/>
gebiete gün&#x017F;tiger, und ein reicherer Arbeitsertrag ent-<lb/>
&#x017F;chädigte für die Störungen des äußeren Komforts,<lb/>
die dadurch ent&#x017F;tanden, daß bei eintretendem Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
mangel die &#x017F;chützenden Bäume binnen wenigen Tagen<lb/>
ihr Laub verloren und die Vegetation unter ihnen<lb/>
vertrocknete. Dafür waren aber auch die hier ge-<lb/>
legenen Staaten im&#x017F;tande, größere Zu&#x017F;chü&#x017F;&#x017F;e den Pri-<lb/>
vaten zu gewähren.</p><lb/>
          <p>Gemein&#x017F;chaftlich für den ge&#x017F;amten Staatenbund und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0151] Die Rente des Mars. gefühl eines jeden war freier Spielraum gelaſſen. Zwiſchen allen Staaten herrſchte, durch das Bundes- geſetz garantiert, vollſtändige Freizügigkeit und Erwerbs- freiheit. Wem es in dem einen Staate nicht gefiel, transportierte ſein Haus in einen andern, und es genügte, daß er dies bei der betreffenden Behörde an- meldete. Dadurch war eine natürliche Regulierung dafür gegeben, daß kein Staat ſeine Machtbefugnis mißbrauchte, denn er riskierte ſonſt, ſehr bald ſeine Einwohner zu verlieren. Die natürliche Verſchieden- heit der Jndividuen, ihre Gewohnheiten und ihre An- hänglichkeit für das Hergebrachte ſorgten andrerſeits dafür, daß den einzelnen Staaten ihre Eigentümlich- keiten erhalten blieben und der Fluß der Bevölkerung nicht in Unbeſtändigkeit ausartete. Jede Gegend hatte ihre Vorzüge. Waren auch die wirtſchaftlichen Lebens- bedingungen in den breiten, die Wüſten durchziehenden, durch künſtliche Bewäſſerung erhaltenen Kulturſtreifen etwas erſchwert, ſo boten dieſelben doch andere Vor- teile. Die Gelegenheit zum gewerblichen Gewinn war hier wegen der Nähe der großen Energieſtrahlungs- gebiete günſtiger, und ein reicherer Arbeitsertrag ent- ſchädigte für die Störungen des äußeren Komforts, die dadurch entſtanden, daß bei eintretendem Waſſer- mangel die ſchützenden Bäume binnen wenigen Tagen ihr Laub verloren und die Vegetation unter ihnen vertrocknete. Dafür waren aber auch die hier ge- legenen Staaten imſtande, größere Zuſchüſſe den Pri- vaten zu gewähren. Gemeinſchaftlich für den geſamten Staatenbund und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/151
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/151>, abgerufen am 22.11.2024.