schloß das Jnnere der Halle vollständig luft- und wärmedicht gegen den leeren Weltraum ab. Obwohl die Temperatur im Weltraum rings um den Ring fast zweihundert Grad unter dem Gefrierpunkt des Wassers lag, herrschte innerhalb der ringförmigen Halle eine angenehme Wärme und eine zwar etwas stark ver- dünnte, aber doch atembare Luft. Jn dem mittleren Stockwerk, durch welches sich ein Gewirr von Drähten, Gittern und vibrierenden Spiegeln zog, hielten sich auf der inneren Seite des Rings zwei Personen auf, die sich damit beschäftigten, eine Reihe von Apparaten zu beobachten und zu kontrollieren.
Wie aber war es möglich, daß dieser Ring in der Höhe von 6356 Kilometer sich freischwebend über der Erde erhielt? Eine tief reichende Erkenntnis der Natur und eine äußerst scharfsinnige Ausbildung der Technik hatten es verstanden, dieses Wunderwerk her- zustellen.
Der Ring unterlag natürlich der Anziehungskraft der Erde und wäre, sich selbst überlassen, auf die Jnsel am Pol gestürzt. Gerade von dieser Jnsel aus aber wirkte auf ihn eine abstoßende Kraft, welche ihn in der Entfernung im Gleichgewicht hielt, die genau dem Halbmesser der Erde gleichkam. Diese Kraft hatte ihre Quelle in nichts anderm als in der Sonne selbst, und die Kraft der Sonnenstrahlung so umzuformen, daß sie jenen Ring der Erde gegenüber in Gleich- gewichtslage hielt, das eben hatte die Kunst einer glänzend vorgeschrittenen Wissenschaft und Technik zu- stande gebracht.
Drittes Kapitel.
ſchloß das Jnnere der Halle vollſtändig luft- und wärmedicht gegen den leeren Weltraum ab. Obwohl die Temperatur im Weltraum rings um den Ring faſt zweihundert Grad unter dem Gefrierpunkt des Waſſers lag, herrſchte innerhalb der ringförmigen Halle eine angenehme Wärme und eine zwar etwas ſtark ver- dünnte, aber doch atembare Luft. Jn dem mittleren Stockwerk, durch welches ſich ein Gewirr von Drähten, Gittern und vibrierenden Spiegeln zog, hielten ſich auf der inneren Seite des Rings zwei Perſonen auf, die ſich damit beſchäftigten, eine Reihe von Apparaten zu beobachten und zu kontrollieren.
Wie aber war es möglich, daß dieſer Ring in der Höhe von 6356 Kilometer ſich freiſchwebend über der Erde erhielt? Eine tief reichende Erkenntnis der Natur und eine äußerſt ſcharfſinnige Ausbildung der Technik hatten es verſtanden, dieſes Wunderwerk her- zuſtellen.
Der Ring unterlag natürlich der Anziehungskraft der Erde und wäre, ſich ſelbſt überlaſſen, auf die Jnſel am Pol geſtürzt. Gerade von dieſer Jnſel aus aber wirkte auf ihn eine abſtoßende Kraft, welche ihn in der Entfernung im Gleichgewicht hielt, die genau dem Halbmeſſer der Erde gleichkam. Dieſe Kraft hatte ihre Quelle in nichts anderm als in der Sonne ſelbſt, und die Kraft der Sonnenſtrahlung ſo umzuformen, daß ſie jenen Ring der Erde gegenüber in Gleich- gewichtslage hielt, das eben hatte die Kunſt einer glänzend vorgeſchrittenen Wiſſenſchaft und Technik zu- ſtande gebracht.
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Drittes Kapitel.
ſchloß das Jnnere der Halle vollſtändig luft- und
wärmedicht gegen den leeren Weltraum ab. Obwohl
die Temperatur im Weltraum rings um den Ring faſt
zweihundert Grad unter dem Gefrierpunkt des Waſſers
lag, herrſchte innerhalb der ringförmigen Halle eine
angenehme Wärme und eine zwar etwas ſtark ver-
dünnte, aber doch atembare Luft. Jn dem mittleren
Stockwerk, durch welches ſich ein Gewirr von Drähten,
Gittern und vibrierenden Spiegeln zog, hielten ſich
auf der inneren Seite des Rings zwei Perſonen auf,
die ſich damit beſchäftigten, eine Reihe von Apparaten
zu beobachten und zu kontrollieren.
Wie aber war es möglich, daß dieſer Ring in der
Höhe von 6356 Kilometer ſich freiſchwebend über der
Erde erhielt? Eine tief reichende Erkenntnis der
Natur und eine äußerſt ſcharfſinnige Ausbildung der
Technik hatten es verſtanden, dieſes Wunderwerk her-
zuſtellen.
Der Ring unterlag natürlich der Anziehungskraft
der Erde und wäre, ſich ſelbſt überlaſſen, auf die
Jnſel am Pol geſtürzt. Gerade von dieſer Jnſel aus
aber wirkte auf ihn eine abſtoßende Kraft, welche ihn
in der Entfernung im Gleichgewicht hielt, die genau
dem Halbmeſſer der Erde gleichkam. Dieſe Kraft hatte
ihre Quelle in nichts anderm als in der Sonne ſelbſt,
und die Kraft der Sonnenſtrahlung ſo umzuformen,
daß ſie jenen Ring der Erde gegenüber in Gleich-
gewichtslage hielt, das eben hatte die Kunſt einer
glänzend vorgeſchrittenen Wiſſenſchaft und Technik zu-
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/48>, abgerufen am 23.07.2024.
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