Am folgenden Tage reiste Grunthe frühzeitig, bald nachdem sich das Luftschiff der Martier unbemerkt ent- fernt hatte, nach Berlin ab. Die Flut der Anfragen bei Ell nahm noch zu. Es kamen jetzt auch aus- wärtige Besucher, und nicht alle durfte er abweisen. Vor dem Gitterthor der Sternwarte stand den ganzen Tag über eine Menge Neugieriger und guckte in den Hof, als ob dort etwas zu sehen wäre. Gegen Abend verließ Ell durch die Parkpforte sein Grundstück und begab sich zu Jsma, um sie zu fragen, ob er ihr noch irgendwie behilflich sein könne. Jsma dankte.
"Es ist ja nur eine kurze Reise", sagte sie weh- mütig lächelnd.
Man verabredete, daß sie am andern Morgen früh- zeitig an der Parkpforte sein solle. Jhren kleinen Handkoffer konnte das Dienstmädchen tragen.
Auf dem Rückwege besorgte Ell noch einigen Pro- viant, den er auf Grunthes Rat mitnehmen wollte, weil die Lebensmittel der Martier für den Anfang vielleicht Jsma und ihm nicht zusagen würden. Er nahm daher seinen Weg durch die Stadt. Hier aber heftete sich bald die Straßenjugend neugierig an seine Fersen und folgte ihm auf jedem Schritte. Anfäng- lich hielten die Kinder sich scheu zurück, dann brachte ein Witzbold das Wort auf: "Das ist der vom Monde, der Mann vom Monde! Guck här, 's kummt Eener vom Monde!" Ell beeilte sich nach Hause zu gelangen. Er nahm sich nicht Zeit, eines der Extrablätter zu kaufen, zu denen sich das "Friedauer Jntelligenzblatt" in Ermangelung einer Abendausgabe aufgerafft hatte.
Vierundzwanzigſtes Kapitel.
Am folgenden Tage reiſte Grunthe frühzeitig, bald nachdem ſich das Luftſchiff der Martier unbemerkt ent- fernt hatte, nach Berlin ab. Die Flut der Anfragen bei Ell nahm noch zu. Es kamen jetzt auch aus- wärtige Beſucher, und nicht alle durfte er abweiſen. Vor dem Gitterthor der Sternwarte ſtand den ganzen Tag über eine Menge Neugieriger und guckte in den Hof, als ob dort etwas zu ſehen wäre. Gegen Abend verließ Ell durch die Parkpforte ſein Grundſtück und begab ſich zu Jsma, um ſie zu fragen, ob er ihr noch irgendwie behilflich ſein könne. Jsma dankte.
„Es iſt ja nur eine kurze Reiſe‟, ſagte ſie weh- mütig lächelnd.
Man verabredete, daß ſie am andern Morgen früh- zeitig an der Parkpforte ſein ſolle. Jhren kleinen Handkoffer konnte das Dienſtmädchen tragen.
Auf dem Rückwege beſorgte Ell noch einigen Pro- viant, den er auf Grunthes Rat mitnehmen wollte, weil die Lebensmittel der Martier für den Anfang vielleicht Jsma und ihm nicht zuſagen würden. Er nahm daher ſeinen Weg durch die Stadt. Hier aber heftete ſich bald die Straßenjugend neugierig an ſeine Ferſen und folgte ihm auf jedem Schritte. Anfäng- lich hielten die Kinder ſich ſcheu zurück, dann brachte ein Witzbold das Wort auf: „Das iſt der vom Monde, der Mann vom Monde! Guck här, ’s kummt Eener vom Monde!‟ Ell beeilte ſich nach Hauſe zu gelangen. Er nahm ſich nicht Zeit, eines der Extrablätter zu kaufen, zu denen ſich das „Friedauer Jntelligenzblatt‟ in Ermangelung einer Abendausgabe aufgerafft hatte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0388"n="380"/><fwplace="top"type="header">Vierundzwanzigſtes Kapitel.</fw><lb/><p>Am folgenden Tage reiſte Grunthe frühzeitig, bald<lb/>
nachdem ſich das Luftſchiff der Martier unbemerkt ent-<lb/>
fernt hatte, nach Berlin ab. Die Flut der Anfragen<lb/>
bei Ell nahm noch zu. Es kamen jetzt auch aus-<lb/>
wärtige Beſucher, und nicht alle durfte er abweiſen.<lb/>
Vor dem Gitterthor der Sternwarte ſtand den ganzen<lb/>
Tag über eine Menge Neugieriger und guckte in den<lb/>
Hof, als ob dort etwas zu ſehen wäre. Gegen Abend<lb/>
verließ Ell durch die Parkpforte ſein Grundſtück und<lb/>
begab ſich zu Jsma, um ſie zu fragen, ob er ihr noch<lb/>
irgendwie behilflich ſein könne. Jsma dankte.</p><lb/><p>„Es iſt ja nur eine kurze Reiſe‟, ſagte ſie weh-<lb/>
mütig lächelnd.</p><lb/><p>Man verabredete, daß ſie am andern Morgen früh-<lb/>
zeitig an der Parkpforte ſein ſolle. Jhren kleinen<lb/>
Handkoffer konnte das Dienſtmädchen tragen.</p><lb/><p>Auf dem Rückwege beſorgte Ell noch einigen Pro-<lb/>
viant, den er auf Grunthes Rat mitnehmen wollte,<lb/>
weil die Lebensmittel der Martier für den Anfang<lb/>
vielleicht Jsma und ihm nicht zuſagen würden. Er<lb/>
nahm daher ſeinen Weg durch die Stadt. Hier aber<lb/>
heftete ſich bald die Straßenjugend neugierig an ſeine<lb/>
Ferſen und folgte ihm auf jedem Schritte. Anfäng-<lb/>
lich hielten die Kinder ſich ſcheu zurück, dann brachte<lb/>
ein Witzbold das Wort auf: „Das iſt der vom Monde,<lb/>
der Mann vom Monde! Guck här, ’s kummt Eener<lb/>
vom Monde!‟ Ell beeilte ſich nach Hauſe zu gelangen.<lb/>
Er nahm ſich nicht Zeit, eines der Extrablätter zu<lb/>
kaufen, zu denen ſich das „Friedauer Jntelligenzblatt‟<lb/>
in Ermangelung einer Abendausgabe aufgerafft hatte.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[380/0388]
Vierundzwanzigſtes Kapitel.
Am folgenden Tage reiſte Grunthe frühzeitig, bald
nachdem ſich das Luftſchiff der Martier unbemerkt ent-
fernt hatte, nach Berlin ab. Die Flut der Anfragen
bei Ell nahm noch zu. Es kamen jetzt auch aus-
wärtige Beſucher, und nicht alle durfte er abweiſen.
Vor dem Gitterthor der Sternwarte ſtand den ganzen
Tag über eine Menge Neugieriger und guckte in den
Hof, als ob dort etwas zu ſehen wäre. Gegen Abend
verließ Ell durch die Parkpforte ſein Grundſtück und
begab ſich zu Jsma, um ſie zu fragen, ob er ihr noch
irgendwie behilflich ſein könne. Jsma dankte.
„Es iſt ja nur eine kurze Reiſe‟, ſagte ſie weh-
mütig lächelnd.
Man verabredete, daß ſie am andern Morgen früh-
zeitig an der Parkpforte ſein ſolle. Jhren kleinen
Handkoffer konnte das Dienſtmädchen tragen.
Auf dem Rückwege beſorgte Ell noch einigen Pro-
viant, den er auf Grunthes Rat mitnehmen wollte,
weil die Lebensmittel der Martier für den Anfang
vielleicht Jsma und ihm nicht zuſagen würden. Er
nahm daher ſeinen Weg durch die Stadt. Hier aber
heftete ſich bald die Straßenjugend neugierig an ſeine
Ferſen und folgte ihm auf jedem Schritte. Anfäng-
lich hielten die Kinder ſich ſcheu zurück, dann brachte
ein Witzbold das Wort auf: „Das iſt der vom Monde,
der Mann vom Monde! Guck här, ’s kummt Eener
vom Monde!‟ Ell beeilte ſich nach Hauſe zu gelangen.
Er nahm ſich nicht Zeit, eines der Extrablätter zu
kaufen, zu denen ſich das „Friedauer Jntelligenzblatt‟
in Ermangelung einer Abendausgabe aufgerafft hatte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/388>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.