Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Jsmas Entschluß.
zu. Sie erschrak, wenn sie aus Jlls Augen auf eine
ablehnende Antwort schließen zu müssen glaubte. Jetzt
aber lächelte Jll und sagte:

"Die Transportfrage, Euch beide mitzunehmen und
wieder herzubringen, ist für uns kein Hindernis. Per-
sönlich würde es mich sehr freuen, Dich bei mir zu
haben, und sogar sachlich könnte es von Vorteil sein,
da Fälle denkbar sind, in denen wir unser Schiff ver-
lassen müssen, um das Land zu betreten; und dann
würdest Du mit den Eskimos, die wir mitnehmen
werden, mehr leisten können als wir. Jch wundere
mich aber, warum Du für den Wunsch der Frau Torm
so eifrig eintrittst, der eigentlich nur einer Stimmung,
man möchte fast sagen, einer Einbildung entspringt."

"Sie hegt nun einmal den Wunsch", erwiderte Ell
etwas verlegen, "sie hält die Reise für ihre Pflicht,
und es ist der einzige Trost, den ich ihr gegenwärtig
geben kann, wenn ich ihren Wunsch zu erfüllen suche."

Jll blickte seinem Neffen mit Herzlichkeit ins Auge.
"Du liebst diese Frau."

Ell schwieg.

"Und du willst sie mitnehmen und begleiten, um
ihr den Gatten wiederzugeben?

"Ja."

"So machst du ihren Wunsch zu dem Deinen?"

"Vollständig."

"Jch möchte Dir Deine erste Bitte nicht abschlagen.
Aber es ist noch ein prinzipielles Bedenken. Zugegeben,
Deine Abwesenheit von hier für kurze Zeit wäre allen-
falls belanglos. Es könnte aber ein unglücklicher Zu-

Jsmas Entſchluß.
zu. Sie erſchrak, wenn ſie aus Jlls Augen auf eine
ablehnende Antwort ſchließen zu müſſen glaubte. Jetzt
aber lächelte Jll und ſagte:

„Die Transportfrage, Euch beide mitzunehmen und
wieder herzubringen, iſt für uns kein Hindernis. Per-
ſönlich würde es mich ſehr freuen, Dich bei mir zu
haben, und ſogar ſachlich könnte es von Vorteil ſein,
da Fälle denkbar ſind, in denen wir unſer Schiff ver-
laſſen müſſen, um das Land zu betreten; und dann
würdeſt Du mit den Eskimos, die wir mitnehmen
werden, mehr leiſten können als wir. Jch wundere
mich aber, warum Du für den Wunſch der Frau Torm
ſo eifrig eintrittſt, der eigentlich nur einer Stimmung,
man möchte faſt ſagen, einer Einbildung entſpringt.‟

„Sie hegt nun einmal den Wunſch‟, erwiderte Ell
etwas verlegen, „ſie hält die Reiſe für ihre Pflicht,
und es iſt der einzige Troſt, den ich ihr gegenwärtig
geben kann, wenn ich ihren Wunſch zu erfüllen ſuche.‟

Jll blickte ſeinem Neffen mit Herzlichkeit ins Auge.
„Du liebſt dieſe Frau.‟

Ell ſchwieg.

„Und du willſt ſie mitnehmen und begleiten, um
ihr den Gatten wiederzugeben?

„Ja.‟

„So machſt du ihren Wunſch zu dem Deinen?‟

„Vollſtändig.‟

„Jch möchte Dir Deine erſte Bitte nicht abſchlagen.
Aber es iſt noch ein prinzipielles Bedenken. Zugegeben,
Deine Abweſenheit von hier für kurze Zeit wäre allen-
falls belanglos. Es könnte aber ein unglücklicher Zu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0375" n="367"/><fw place="top" type="header">Jsmas Ent&#x017F;chluß.</fw><lb/>
zu. Sie er&#x017F;chrak, wenn &#x017F;ie aus Jlls Augen auf eine<lb/>
ablehnende Antwort &#x017F;chließen zu mü&#x017F;&#x017F;en glaubte. Jetzt<lb/>
aber lächelte Jll und &#x017F;agte:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die Transportfrage, Euch beide mitzunehmen und<lb/>
wieder herzubringen, i&#x017F;t für uns kein Hindernis. Per-<lb/>
&#x017F;önlich würde es mich &#x017F;ehr freuen, Dich bei mir zu<lb/>
haben, und &#x017F;ogar &#x017F;achlich könnte es von Vorteil &#x017F;ein,<lb/>
da Fälle denkbar &#x017F;ind, in denen wir un&#x017F;er Schiff ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en mü&#x017F;&#x017F;en, um das Land zu betreten; und dann<lb/>
würde&#x017F;t Du mit den Eskimos, die wir mitnehmen<lb/>
werden, mehr lei&#x017F;ten können als wir. Jch wundere<lb/>
mich aber, warum Du für den Wun&#x017F;ch der Frau Torm<lb/>
&#x017F;o eifrig eintritt&#x017F;t, der eigentlich nur einer Stimmung,<lb/>
man möchte fa&#x017F;t &#x017F;agen, einer Einbildung ent&#x017F;pringt.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie hegt nun einmal den Wun&#x017F;ch&#x201F;, erwiderte Ell<lb/>
etwas verlegen, &#x201E;&#x017F;ie hält die Rei&#x017F;e für ihre Pflicht,<lb/>
und es i&#x017F;t der einzige Tro&#x017F;t, den ich ihr gegenwärtig<lb/>
geben kann, wenn ich ihren Wun&#x017F;ch zu erfüllen &#x017F;uche.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Jll blickte &#x017F;einem Neffen mit Herzlichkeit ins Auge.<lb/>
&#x201E;Du lieb&#x017F;t die&#x017F;e Frau.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ell &#x017F;chwieg.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und du will&#x017F;t &#x017F;ie mitnehmen und begleiten, um<lb/>
ihr den Gatten wiederzugeben?</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ja.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;So mach&#x017F;t du ihren Wun&#x017F;ch zu dem Deinen?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Voll&#x017F;tändig.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch möchte Dir Deine er&#x017F;te Bitte nicht ab&#x017F;chlagen.<lb/>
Aber es i&#x017F;t noch ein prinzipielles Bedenken. Zugegeben,<lb/>
Deine Abwe&#x017F;enheit von hier für kurze Zeit wäre allen-<lb/>
falls belanglos. Es könnte aber ein unglücklicher Zu-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0375] Jsmas Entſchluß. zu. Sie erſchrak, wenn ſie aus Jlls Augen auf eine ablehnende Antwort ſchließen zu müſſen glaubte. Jetzt aber lächelte Jll und ſagte: „Die Transportfrage, Euch beide mitzunehmen und wieder herzubringen, iſt für uns kein Hindernis. Per- ſönlich würde es mich ſehr freuen, Dich bei mir zu haben, und ſogar ſachlich könnte es von Vorteil ſein, da Fälle denkbar ſind, in denen wir unſer Schiff ver- laſſen müſſen, um das Land zu betreten; und dann würdeſt Du mit den Eskimos, die wir mitnehmen werden, mehr leiſten können als wir. Jch wundere mich aber, warum Du für den Wunſch der Frau Torm ſo eifrig eintrittſt, der eigentlich nur einer Stimmung, man möchte faſt ſagen, einer Einbildung entſpringt.‟ „Sie hegt nun einmal den Wunſch‟, erwiderte Ell etwas verlegen, „ſie hält die Reiſe für ihre Pflicht, und es iſt der einzige Troſt, den ich ihr gegenwärtig geben kann, wenn ich ihren Wunſch zu erfüllen ſuche.‟ Jll blickte ſeinem Neffen mit Herzlichkeit ins Auge. „Du liebſt dieſe Frau.‟ Ell ſchwieg. „Und du willſt ſie mitnehmen und begleiten, um ihr den Gatten wiederzugeben? „Ja.‟ „So machſt du ihren Wunſch zu dem Deinen?‟ „Vollſtändig.‟ „Jch möchte Dir Deine erſte Bitte nicht abſchlagen. Aber es iſt noch ein prinzipielles Bedenken. Zugegeben, Deine Abweſenheit von hier für kurze Zeit wäre allen- falls belanglos. Es könnte aber ein unglücklicher Zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/375
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/375>, abgerufen am 28.11.2024.