"Ell, Sie denken noch an irgend etwas Uner- wartetes; ich bitte Sie, seien Sie offen, fürchten Sie eine bestimmte Gefahr?"
"Nichts, was zu fürchten ist, ich versichere Sie, Jsma! Etwas Unerwartetes vielleicht, aber nichts zu fürchten!"
"O bitte, was denken Sie? Jch habe schon oft bemerkt, daß Sie mir noch etwas verschweigen."
"Wahrhaftig, Jsma, ich verschweige Jhnen nichts, was ich weiß, aber verlangen Sie nicht, daß ich Ver- mutungen Ausdruck gebe, die vielleicht völlig nichtig sind. Jch setze eine große Hoffnung auf die glückliche Wiederkehr der Expedition, und ich rechne mit Sicher- heit darauf. So sicher, daß ich mir größte Mühe gebe, eine Stellung für Saltner ausfindig zu machen. Denn was soll er dann thun, wann er zurückkehrt? Und sehen Sie, das hat mich auch heute gekränkt -- glauben Sie, daß die Regierung den Mann anstellt, der eine so ruhmvolle Expedition mitmacht? Er ist ja ein Ausländer und hat seine Prüfungen nicht bei uns abgelegt!"
"Lassen Sie ihn nur erst zurück sein. Mich be- unruhigt dieses Unerwartete, wie Sie es nennen."
"Wirklich, es ist nur eine Art Ahnung, daß uns mit der Auffindung des Nordpols mehr gegeben wer- den wird, als eine geographische Entdeckung."
"Das müssen Sie mir noch erklären."
"Vielleicht bald. Aber heute haben wir noch nicht einmal von Jhnen gesprochen. Was haben Sie ge- than, gelesen, erfahren?"
Einundzwanzigſtes Kapitel.
„Ell, Sie denken noch an irgend etwas Uner- wartetes; ich bitte Sie, ſeien Sie offen, fürchten Sie eine beſtimmte Gefahr?‟
„Nichts, was zu fürchten iſt, ich verſichere Sie, Jsma! Etwas Unerwartetes vielleicht, aber nichts zu fürchten!‟
„O bitte, was denken Sie? Jch habe ſchon oft bemerkt, daß Sie mir noch etwas verſchweigen.‟
„Wahrhaftig, Jsma, ich verſchweige Jhnen nichts, was ich weiß, aber verlangen Sie nicht, daß ich Ver- mutungen Ausdruck gebe, die vielleicht völlig nichtig ſind. Jch ſetze eine große Hoffnung auf die glückliche Wiederkehr der Expedition, und ich rechne mit Sicher- heit darauf. So ſicher, daß ich mir größte Mühe gebe, eine Stellung für Saltner ausfindig zu machen. Denn was ſoll er dann thun, wann er zurückkehrt? Und ſehen Sie, das hat mich auch heute gekränkt — glauben Sie, daß die Regierung den Mann anſtellt, der eine ſo ruhmvolle Expedition mitmacht? Er iſt ja ein Ausländer und hat ſeine Prüfungen nicht bei uns abgelegt!‟
„Laſſen Sie ihn nur erſt zurück ſein. Mich be- unruhigt dieſes Unerwartete, wie Sie es nennen.‟
„Wirklich, es iſt nur eine Art Ahnung, daß uns mit der Auffindung des Nordpols mehr gegeben wer- den wird, als eine geographiſche Entdeckung.‟
„Das müſſen Sie mir noch erklären.‟
„Vielleicht bald. Aber heute haben wir noch nicht einmal von Jhnen geſprochen. Was haben Sie ge- than, geleſen, erfahren?‟
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Einundzwanzigſtes Kapitel.
„Ell, Sie denken noch an irgend etwas Uner-
wartetes; ich bitte Sie, ſeien Sie offen, fürchten Sie
eine beſtimmte Gefahr?‟
„Nichts, was zu fürchten iſt, ich verſichere Sie,
Jsma! Etwas Unerwartetes vielleicht, aber nichts zu
fürchten!‟
„O bitte, was denken Sie? Jch habe ſchon oft
bemerkt, daß Sie mir noch etwas verſchweigen.‟
„Wahrhaftig, Jsma, ich verſchweige Jhnen nichts,
was ich weiß, aber verlangen Sie nicht, daß ich Ver-
mutungen Ausdruck gebe, die vielleicht völlig nichtig
ſind. Jch ſetze eine große Hoffnung auf die glückliche
Wiederkehr der Expedition, und ich rechne mit Sicher-
heit darauf. So ſicher, daß ich mir größte Mühe
gebe, eine Stellung für Saltner ausfindig zu machen.
Denn was ſoll er dann thun, wann er zurückkehrt?
Und ſehen Sie, das hat mich auch heute gekränkt —
glauben Sie, daß die Regierung den Mann anſtellt,
der eine ſo ruhmvolle Expedition mitmacht? Er iſt
ja ein Ausländer und hat ſeine Prüfungen nicht bei
uns abgelegt!‟
„Laſſen Sie ihn nur erſt zurück ſein. Mich be-
unruhigt dieſes Unerwartete, wie Sie es nennen.‟
„Wirklich, es iſt nur eine Art Ahnung, daß uns
mit der Auffindung des Nordpols mehr gegeben wer-
den wird, als eine geographiſche Entdeckung.‟
„Das müſſen Sie mir noch erklären.‟
„Vielleicht bald. Aber heute haben wir noch nicht
einmal von Jhnen geſprochen. Was haben Sie ge-
than, geleſen, erfahren?‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/332>, abgerufen am 24.11.2024.
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