Spiel ist, dürfen wir nicht ganz allein es führen, und doch allein, wann wir wollen. Und nun zerbrich Dir nicht den thörichten Kopf! Jch habe Dir etwas Ern- stes zu sagen."
"Noch etwas Ernsteres? Jch werde Mühe haben, mich in das Eine zu finden. Aber es ist wahr, all- gemeineres dürfen wir nicht über unserm -- Spiel vergessen."
"Jch glaube, Du verstehst mich noch immer nicht -- Spiel heißt doch Kunstwerk, ein Trauerspiel ist auch ein Spiel, nur daß man nicht selbst dabei um- kommt, sondern der Held, mit dem man fühlt. Und den Wert unseres Gefühls setzen wir nicht herab, nein, wir machen ihn reiner und höher, wenn wir ihn in die Freiheit des Spiels, in das Reich des selbst- geschaffenen schönen Scheines erheben -- Du Thor! Jst dieser Kuß ein Schein? Nein, Schein ist nur, daß ich damit die Freiheit meines Selbst verliere. Und nun höre! Du kommst mit uns auf den Mars, damit Du endlich einmal verständig wirst."
"Sprichst Du so als meine geliebte La? Dann muß ich Dir zeigen, daß ich Dein gelehriger Schüler bin, indem ich meine Freiheit bewahre. Du weißt, warum ich nicht mit Euch kommen kann."
"Jch weiß es, und Du bist brav, und ich hab' Dich darum nur lieber. Jhr wart gestern Männer. Aber wenn wir nun die Bedingung erfüllen, daß Jhr Eure Nachrichten überbringen könnt, wenn wir einem von Euch die Mittel zur Heimkehr verschaffen, will dann nicht der andere mit uns kommen?"
Das neue Luftſchiff.
Spiel iſt, dürfen wir nicht ganz allein es führen, und doch allein, wann wir wollen. Und nun zerbrich Dir nicht den thörichten Kopf! Jch habe Dir etwas Ern- ſtes zu ſagen.‟
„Noch etwas Ernſteres? Jch werde Mühe haben, mich in das Eine zu finden. Aber es iſt wahr, all- gemeineres dürfen wir nicht über unſerm — Spiel vergeſſen.‟
„Jch glaube, Du verſtehſt mich noch immer nicht — Spiel heißt doch Kunſtwerk, ein Trauerſpiel iſt auch ein Spiel, nur daß man nicht ſelbſt dabei um- kommt, ſondern der Held, mit dem man fühlt. Und den Wert unſeres Gefühls ſetzen wir nicht herab, nein, wir machen ihn reiner und höher, wenn wir ihn in die Freiheit des Spiels, in das Reich des ſelbſt- geſchaffenen ſchönen Scheines erheben — Du Thor! Jſt dieſer Kuß ein Schein? Nein, Schein iſt nur, daß ich damit die Freiheit meines Selbſt verliere. Und nun höre! Du kommſt mit uns auf den Mars, damit Du endlich einmal verſtändig wirſt.‟
„Sprichſt Du ſo als meine geliebte La? Dann muß ich Dir zeigen, daß ich Dein gelehriger Schüler bin, indem ich meine Freiheit bewahre. Du weißt, warum ich nicht mit Euch kommen kann.‟
„Jch weiß es, und Du biſt brav, und ich hab’ Dich darum nur lieber. Jhr wart geſtern Männer. Aber wenn wir nun die Bedingung erfüllen, daß Jhr Eure Nachrichten überbringen könnt, wenn wir einem von Euch die Mittel zur Heimkehr verſchaffen, will dann nicht der andere mit uns kommen?‟
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Das neue Luftſchiff.
Spiel iſt, dürfen wir nicht ganz allein es führen, und
doch allein, wann wir wollen. Und nun zerbrich Dir
nicht den thörichten Kopf! Jch habe Dir etwas Ern-
ſtes zu ſagen.‟
„Noch etwas Ernſteres? Jch werde Mühe haben,
mich in das Eine zu finden. Aber es iſt wahr, all-
gemeineres dürfen wir nicht über unſerm — Spiel
vergeſſen.‟
„Jch glaube, Du verſtehſt mich noch immer nicht
— Spiel heißt doch Kunſtwerk, ein Trauerſpiel iſt
auch ein Spiel, nur daß man nicht ſelbſt dabei um-
kommt, ſondern der Held, mit dem man fühlt. Und
den Wert unſeres Gefühls ſetzen wir nicht herab, nein,
wir machen ihn reiner und höher, wenn wir ihn in
die Freiheit des Spiels, in das Reich des ſelbſt-
geſchaffenen ſchönen Scheines erheben — Du Thor!
Jſt dieſer Kuß ein Schein? Nein, Schein iſt nur,
daß ich damit die Freiheit meines Selbſt verliere.
Und nun höre! Du kommſt mit uns auf den Mars,
damit Du endlich einmal verſtändig wirſt.‟
„Sprichſt Du ſo als meine geliebte La? Dann
muß ich Dir zeigen, daß ich Dein gelehriger Schüler
bin, indem ich meine Freiheit bewahre. Du weißt,
warum ich nicht mit Euch kommen kann.‟
„Jch weiß es, und Du biſt brav, und ich hab’
Dich darum nur lieber. Jhr wart geſtern Männer.
Aber wenn wir nun die Bedingung erfüllen, daß
Jhr Eure Nachrichten überbringen könnt, wenn wir
einem von Euch die Mittel zur Heimkehr verſchaffen,
will dann nicht der andere mit uns kommen?‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/321>, abgerufen am 24.11.2024.
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