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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

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Zwanzigstes Kapitel.
keit, die ihn wehrlos machte. Sie zog ihn neben sich
auf einen Sitz und sagte, seine Hand haltend:

"Sei nur nicht gar so verwundert, Sal, heute ist
wieder mein Tag, und was gestern war, geht uns nichts
an. Oder hast Du schon vergessen --?"

"Wie könnte ich! Aber ich begreife nur nicht --"

"Aber liebster Freund, das ist doch ganz einfach!
Haben wir uns lieb?"

"La!"

"Und hab' ich Dir nicht schon gesagt, Liebe darf
nicht unfrei machen? Und hast Du nicht auch Se
lieb?"

"Jch bitte Dich."

"Jch weiß es, und es ist ein Glück, sonst dürften
wir uns so nicht sehen."

"Was Jhr für seltsame Sitten habt!"

"Können wir uns gehören für immer? Kannst
Du dauernd auf dem Mars leben, oder ich auf der
Erde? Oder irgendwo zwischen den Planeten? Und
was hat das überhaupt mit der Liebe zu thun? Das
sind ganz andre Fragen. Wir aber wollen uns der
Schönheit freuen und des Glücks, das wir im freien
Spiel des Gefühles genießen. Liebtest Du mich allein,
Du wärest bald unfrei, über Dich herrschte die Leiden-
schaft, der das Herzeleid folgt, und ich müßte mich
Dir entziehen. Wohl giebt es ein Glück zwischen
Mann und Frau, das kein Spiel ist, sondern Ernst;
doch davor stehen viele Prüfungen, und ob es möglich
ist zwischen Nume und Mensch, das weiß noch nie-
mand. Und damit wir nicht vergessen, daß Liebe ein

Zwanzigſtes Kapitel.
keit, die ihn wehrlos machte. Sie zog ihn neben ſich
auf einen Sitz und ſagte, ſeine Hand haltend:

„Sei nur nicht gar ſo verwundert, Sal, heute iſt
wieder mein Tag, und was geſtern war, geht uns nichts
an. Oder haſt Du ſchon vergeſſen —?‟

„Wie könnte ich! Aber ich begreife nur nicht —‟

„Aber liebſter Freund, das iſt doch ganz einfach!
Haben wir uns lieb?‟

„La!‟

„Und hab’ ich Dir nicht ſchon geſagt, Liebe darf
nicht unfrei machen? Und haſt Du nicht auch Se
lieb?‟

„Jch bitte Dich.‟

„Jch weiß es, und es iſt ein Glück, ſonſt dürften
wir uns ſo nicht ſehen.‟

„Was Jhr für ſeltſame Sitten habt!‟

„Können wir uns gehören für immer? Kannſt
Du dauernd auf dem Mars leben, oder ich auf der
Erde? Oder irgendwo zwiſchen den Planeten? Und
was hat das überhaupt mit der Liebe zu thun? Das
ſind ganz andre Fragen. Wir aber wollen uns der
Schönheit freuen und des Glücks, das wir im freien
Spiel des Gefühles genießen. Liebteſt Du mich allein,
Du wäreſt bald unfrei, über Dich herrſchte die Leiden-
ſchaft, der das Herzeleid folgt, und ich müßte mich
Dir entziehen. Wohl giebt es ein Glück zwiſchen
Mann und Frau, das kein Spiel iſt, ſondern Ernſt;
doch davor ſtehen viele Prüfungen, und ob es möglich
iſt zwiſchen Nume und Menſch, das weiß noch nie-
mand. Und damit wir nicht vergeſſen, daß Liebe ein

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[312/0320] Zwanzigſtes Kapitel. keit, die ihn wehrlos machte. Sie zog ihn neben ſich auf einen Sitz und ſagte, ſeine Hand haltend: „Sei nur nicht gar ſo verwundert, Sal, heute iſt wieder mein Tag, und was geſtern war, geht uns nichts an. Oder haſt Du ſchon vergeſſen —?‟ „Wie könnte ich! Aber ich begreife nur nicht —‟ „Aber liebſter Freund, das iſt doch ganz einfach! Haben wir uns lieb?‟ „La!‟ „Und hab’ ich Dir nicht ſchon geſagt, Liebe darf nicht unfrei machen? Und haſt Du nicht auch Se lieb?‟ „Jch bitte Dich.‟ „Jch weiß es, und es iſt ein Glück, ſonſt dürften wir uns ſo nicht ſehen.‟ „Was Jhr für ſeltſame Sitten habt!‟ „Können wir uns gehören für immer? Kannſt Du dauernd auf dem Mars leben, oder ich auf der Erde? Oder irgendwo zwiſchen den Planeten? Und was hat das überhaupt mit der Liebe zu thun? Das ſind ganz andre Fragen. Wir aber wollen uns der Schönheit freuen und des Glücks, das wir im freien Spiel des Gefühles genießen. Liebteſt Du mich allein, Du wäreſt bald unfrei, über Dich herrſchte die Leiden- ſchaft, der das Herzeleid folgt, und ich müßte mich Dir entziehen. Wohl giebt es ein Glück zwiſchen Mann und Frau, das kein Spiel iſt, ſondern Ernſt; doch davor ſtehen viele Prüfungen, und ob es möglich iſt zwiſchen Nume und Menſch, das weiß noch nie- mand. Und damit wir nicht vergeſſen, daß Liebe ein

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/320>, abgerufen am 24.11.2024.