Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Das neue Luftschiff.
steigen, und, je nachdem man seine Schwere vergrößerte
oder verkleinerte, konnte man es senken oder heben.
Man bedurfte dazu keiner Riesenballons und keiner
Ballastmassen. Das Probeschiff der Martier wog mit
seinem ganzen Jnhalt etwa fünfzig Zentner und besaß
eine Luftverdrängung von über hundert Kubikmeter. Es
genügte also eine Erniedrigung des Gewichts bis auf
fünf Prozent des eigentlichen Betrages, d. h. bis auf
125 Kilogramm, um zu bewirken, daß das Schiff in
der Nähe der Erdoberfläche schwebte, denn soviel be-
trägt hier ungefähr das Gewicht der verdrängten hundert
Kubikmeter Luft. Was aber die Martier bisher ver-
hindert hatte, sich mit ihren Raumschiffen in die Atmo-
sphäre zu wagen, war die mangelhafte Widerstands-
fähigkeit des Stellits. Es galt somit für die Martier
vor allem, einen Stoff zu finden, der sich diabarisch
machen ließ und dabei doch die genügende Festigkeit
besaß, um eventuell nicht nur den gewaltigen Druck
eines Sturmwindes auszuhalten, sondern auch mit
großer Geschwindigkeit gegen die Luft anzufliegen. Das
war jetzt gelungen. Das neue Luftschiff vermochte einer
mit 400 Meter Geschwindigkeit gegen dasselbe bewegten
Luftmasse Widerstand zu leisten, ohne eine schädliche
Verbiegung seiner Umhüllung zu erleiden. Dieser Stoff
führte den Namen Rob.

Diabarie und Rob fanden nun ihren dritten Ver-
bündeten zur Vollendung der Aerotechnik in einer
Modifikation des Repulsit. Man konnte natürlich in
der Luft der Erde nicht wie im leeren Raume Repulsit-
bomben schleudern. Aber man hatte dafür eine Vor-

Das neue Luftſchiff.
ſteigen, und, je nachdem man ſeine Schwere vergrößerte
oder verkleinerte, konnte man es ſenken oder heben.
Man bedurfte dazu keiner Rieſenballons und keiner
Ballaſtmaſſen. Das Probeſchiff der Martier wog mit
ſeinem ganzen Jnhalt etwa fünfzig Zentner und beſaß
eine Luftverdrängung von über hundert Kubikmeter. Es
genügte alſo eine Erniedrigung des Gewichts bis auf
fünf Prozent des eigentlichen Betrages, d. h. bis auf
125 Kilogramm, um zu bewirken, daß das Schiff in
der Nähe der Erdoberfläche ſchwebte, denn ſoviel be-
trägt hier ungefähr das Gewicht der verdrängten hundert
Kubikmeter Luft. Was aber die Martier bisher ver-
hindert hatte, ſich mit ihren Raumſchiffen in die Atmo-
ſphäre zu wagen, war die mangelhafte Widerſtands-
fähigkeit des Stellits. Es galt ſomit für die Martier
vor allem, einen Stoff zu finden, der ſich diabariſch
machen ließ und dabei doch die genügende Feſtigkeit
beſaß, um eventuell nicht nur den gewaltigen Druck
eines Sturmwindes auszuhalten, ſondern auch mit
großer Geſchwindigkeit gegen die Luft anzufliegen. Das
war jetzt gelungen. Das neue Luftſchiff vermochte einer
mit 400 Meter Geſchwindigkeit gegen dasſelbe bewegten
Luftmaſſe Widerſtand zu leiſten, ohne eine ſchädliche
Verbiegung ſeiner Umhüllung zu erleiden. Dieſer Stoff
führte den Namen Rob.

Diabarie und Rob fanden nun ihren dritten Ver-
bündeten zur Vollendung der Aërotechnik in einer
Modifikation des Repulſit. Man konnte natürlich in
der Luft der Erde nicht wie im leeren Raume Repulſit-
bomben ſchleudern. Aber man hatte dafür eine Vor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0317" n="309"/><fw place="top" type="header">Das neue Luft&#x017F;chiff.</fw><lb/>
&#x017F;teigen, und, je nachdem man &#x017F;eine Schwere vergrößerte<lb/>
oder verkleinerte, konnte man es &#x017F;enken oder heben.<lb/>
Man bedurfte dazu keiner Rie&#x017F;enballons und keiner<lb/>
Balla&#x017F;tma&#x017F;&#x017F;en. Das Probe&#x017F;chiff der Martier wog mit<lb/>
&#x017F;einem ganzen Jnhalt etwa fünfzig Zentner und be&#x017F;<lb/>
eine Luftverdrängung von über hundert Kubikmeter. Es<lb/>
genügte al&#x017F;o eine Erniedrigung des Gewichts bis auf<lb/>
fünf Prozent des eigentlichen Betrages, d. h. bis auf<lb/>
125 Kilogramm, um zu bewirken, daß das Schiff in<lb/>
der Nähe der Erdoberfläche &#x017F;chwebte, denn &#x017F;oviel be-<lb/>
trägt hier ungefähr das Gewicht der verdrängten hundert<lb/>
Kubikmeter Luft. Was aber die Martier bisher ver-<lb/>
hindert hatte, &#x017F;ich mit ihren Raum&#x017F;chiffen in die Atmo-<lb/>
&#x017F;phäre zu wagen, war die mangelhafte Wider&#x017F;tands-<lb/>
fähigkeit des Stellits. Es galt &#x017F;omit für die Martier<lb/>
vor allem, einen Stoff zu finden, der &#x017F;ich diabari&#x017F;ch<lb/>
machen ließ und dabei doch die genügende Fe&#x017F;tigkeit<lb/>
be&#x017F;aß, um eventuell nicht nur den gewaltigen Druck<lb/>
eines Sturmwindes auszuhalten, &#x017F;ondern auch mit<lb/>
großer Ge&#x017F;chwindigkeit gegen die Luft anzufliegen. Das<lb/>
war jetzt gelungen. Das neue Luft&#x017F;chiff vermochte einer<lb/>
mit 400 Meter Ge&#x017F;chwindigkeit gegen das&#x017F;elbe bewegten<lb/>
Luftma&#x017F;&#x017F;e Wider&#x017F;tand zu lei&#x017F;ten, ohne eine &#x017F;chädliche<lb/>
Verbiegung &#x017F;einer Umhüllung zu erleiden. Die&#x017F;er Stoff<lb/>
führte den Namen Rob.</p><lb/>
          <p>Diabarie und Rob fanden nun ihren dritten Ver-<lb/>
bündeten zur Vollendung der A<hi rendition="#aq">ë</hi>rotechnik in einer<lb/>
Modifikation des Repul&#x017F;it. Man konnte natürlich in<lb/>
der Luft der Erde nicht wie im leeren Raume Repul&#x017F;it-<lb/>
bomben &#x017F;chleudern. Aber man hatte dafür eine Vor-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0317] Das neue Luftſchiff. ſteigen, und, je nachdem man ſeine Schwere vergrößerte oder verkleinerte, konnte man es ſenken oder heben. Man bedurfte dazu keiner Rieſenballons und keiner Ballaſtmaſſen. Das Probeſchiff der Martier wog mit ſeinem ganzen Jnhalt etwa fünfzig Zentner und beſaß eine Luftverdrängung von über hundert Kubikmeter. Es genügte alſo eine Erniedrigung des Gewichts bis auf fünf Prozent des eigentlichen Betrages, d. h. bis auf 125 Kilogramm, um zu bewirken, daß das Schiff in der Nähe der Erdoberfläche ſchwebte, denn ſoviel be- trägt hier ungefähr das Gewicht der verdrängten hundert Kubikmeter Luft. Was aber die Martier bisher ver- hindert hatte, ſich mit ihren Raumſchiffen in die Atmo- ſphäre zu wagen, war die mangelhafte Widerſtands- fähigkeit des Stellits. Es galt ſomit für die Martier vor allem, einen Stoff zu finden, der ſich diabariſch machen ließ und dabei doch die genügende Feſtigkeit beſaß, um eventuell nicht nur den gewaltigen Druck eines Sturmwindes auszuhalten, ſondern auch mit großer Geſchwindigkeit gegen die Luft anzufliegen. Das war jetzt gelungen. Das neue Luftſchiff vermochte einer mit 400 Meter Geſchwindigkeit gegen dasſelbe bewegten Luftmaſſe Widerſtand zu leiſten, ohne eine ſchädliche Verbiegung ſeiner Umhüllung zu erleiden. Dieſer Stoff führte den Namen Rob. Diabarie und Rob fanden nun ihren dritten Ver- bündeten zur Vollendung der Aërotechnik in einer Modifikation des Repulſit. Man konnte natürlich in der Luft der Erde nicht wie im leeren Raume Repulſit- bomben ſchleudern. Aber man hatte dafür eine Vor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/317
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/317>, abgerufen am 28.11.2024.