sie es vorziehen würden, alsbald in ihre Heimat zu- rückzukehren. Dies -- und damit deckte er offen ihre Motive auf -- wäre wohl auch der eigentliche Grund des Protestes gewesen, da die Menschen die Einladung nach dem Mars erwartet und sich der Verlegen- heit hätten entziehen wollen, sie abzulehnen. Und dann stellte er ihnen die Reise und den Aufenthalt auf dem Mars in verlockenden Farben vor.
Grunthe und Saltner wußten nicht recht, ob sie diese Rede zu ihren Gunsten deuten dürften, da sie die Schwäche ihres Protestes enthüllte und ganz ge- eignet schien, ihnen die Ablehnung zu erschweren. Aber Saltner erkannte an dem stillen Lächeln in Ses Zügen, daß Ra ihnen thatsächlich zu Hilfe kommen wollte, daß er sie wohl nur warnen wollte, neue Fehler zu begehen. Jn der That schloß er mit den Worten:
"Der Zentralrat garantiert Jhnen volle Freiheit. Er kommandiert Sie nicht nach dem Mars, er ladet Sie ein; er befiehlt nicht, daß Sie uns nach Europa geleiten sollen, er ersucht Sie darum. Er setzt dabei voraus, daß es keine berechtigten ethischen Motive giebt, weshalb Sie diesen Wünschen nicht nachkommen sollten, und er erwartet daher, daß Sie ihnen folge- leisten."
Während Grunthe finster vor sich hinblickte und darüber nachsann, in welche Form er seine Weigerung kleiden sollte, erhob sich Saltner. Obwohl er sich sagte, daß er mit seinen Worten den Entschluß der Martier nicht würde ändern können, wollte er doch versuchen, etwas Näheres über ihre Pläne zu hören, und die
Laßwitz, Auf zwei Planeten. 19
Die Freiheit des Willens.
ſie es vorziehen würden, alsbald in ihre Heimat zu- rückzukehren. Dies — und damit deckte er offen ihre Motive auf — wäre wohl auch der eigentliche Grund des Proteſtes geweſen, da die Menſchen die Einladung nach dem Mars erwartet und ſich der Verlegen- heit hätten entziehen wollen, ſie abzulehnen. Und dann ſtellte er ihnen die Reiſe und den Aufenthalt auf dem Mars in verlockenden Farben vor.
Grunthe und Saltner wußten nicht recht, ob ſie dieſe Rede zu ihren Gunſten deuten dürften, da ſie die Schwäche ihres Proteſtes enthüllte und ganz ge- eignet ſchien, ihnen die Ablehnung zu erſchweren. Aber Saltner erkannte an dem ſtillen Lächeln in Ses Zügen, daß Ra ihnen thatſächlich zu Hilfe kommen wollte, daß er ſie wohl nur warnen wollte, neue Fehler zu begehen. Jn der That ſchloß er mit den Worten:
„Der Zentralrat garantiert Jhnen volle Freiheit. Er kommandiert Sie nicht nach dem Mars, er ladet Sie ein; er befiehlt nicht, daß Sie uns nach Europa geleiten ſollen, er erſucht Sie darum. Er ſetzt dabei voraus, daß es keine berechtigten ethiſchen Motive giebt, weshalb Sie dieſen Wünſchen nicht nachkommen ſollten, und er erwartet daher, daß Sie ihnen folge- leiſten.‟
Während Grunthe finſter vor ſich hinblickte und darüber nachſann, in welche Form er ſeine Weigerung kleiden ſollte, erhob ſich Saltner. Obwohl er ſich ſagte, daß er mit ſeinen Worten den Entſchluß der Martier nicht würde ändern können, wollte er doch verſuchen, etwas Näheres über ihre Pläne zu hören, und die
Laßwitz, Auf zwei Planeten. 19
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0297"n="289"/><fwplace="top"type="header">Die Freiheit des Willens.</fw><lb/>ſie es vorziehen würden, alsbald in ihre Heimat zu-<lb/>
rückzukehren. Dies — und damit deckte er offen ihre<lb/>
Motive auf — wäre wohl auch der eigentliche Grund<lb/>
des Proteſtes geweſen, da die Menſchen die Einladung<lb/>
nach dem Mars erwartet und ſich der Verlegen-<lb/>
heit hätten entziehen wollen, ſie abzulehnen. Und<lb/>
dann ſtellte er ihnen die Reiſe und den Aufenthalt<lb/>
auf dem Mars in verlockenden Farben vor.</p><lb/><p>Grunthe und Saltner wußten nicht recht, ob ſie<lb/>
dieſe Rede zu ihren Gunſten deuten dürften, da ſie<lb/>
die Schwäche ihres Proteſtes enthüllte und ganz ge-<lb/>
eignet ſchien, ihnen die Ablehnung zu erſchweren.<lb/>
Aber Saltner erkannte an dem ſtillen Lächeln in Ses<lb/>
Zügen, daß Ra ihnen thatſächlich zu Hilfe kommen<lb/>
wollte, daß er ſie wohl nur warnen wollte, neue Fehler<lb/>
zu begehen. Jn der That ſchloß er mit den Worten:</p><lb/><p>„Der Zentralrat garantiert Jhnen volle Freiheit.<lb/>
Er kommandiert Sie nicht nach dem Mars, er ladet<lb/>
Sie ein; er befiehlt nicht, daß Sie uns nach Europa<lb/>
geleiten ſollen, er erſucht Sie darum. Er ſetzt dabei<lb/>
voraus, daß es keine berechtigten ethiſchen Motive<lb/>
giebt, weshalb Sie dieſen Wünſchen nicht nachkommen<lb/>ſollten, und er erwartet daher, daß Sie ihnen folge-<lb/>
leiſten.‟</p><lb/><p>Während Grunthe finſter vor ſich hinblickte und<lb/>
darüber nachſann, in welche Form er ſeine Weigerung<lb/>
kleiden ſollte, erhob ſich Saltner. Obwohl er ſich ſagte,<lb/>
daß er mit ſeinen Worten den Entſchluß der Martier<lb/>
nicht würde ändern können, wollte er doch verſuchen,<lb/>
etwas Näheres über ihre Pläne zu hören, und die<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Laßwitz,</hi> Auf zwei Planeten. 19</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[289/0297]
Die Freiheit des Willens.
ſie es vorziehen würden, alsbald in ihre Heimat zu-
rückzukehren. Dies — und damit deckte er offen ihre
Motive auf — wäre wohl auch der eigentliche Grund
des Proteſtes geweſen, da die Menſchen die Einladung
nach dem Mars erwartet und ſich der Verlegen-
heit hätten entziehen wollen, ſie abzulehnen. Und
dann ſtellte er ihnen die Reiſe und den Aufenthalt
auf dem Mars in verlockenden Farben vor.
Grunthe und Saltner wußten nicht recht, ob ſie
dieſe Rede zu ihren Gunſten deuten dürften, da ſie
die Schwäche ihres Proteſtes enthüllte und ganz ge-
eignet ſchien, ihnen die Ablehnung zu erſchweren.
Aber Saltner erkannte an dem ſtillen Lächeln in Ses
Zügen, daß Ra ihnen thatſächlich zu Hilfe kommen
wollte, daß er ſie wohl nur warnen wollte, neue Fehler
zu begehen. Jn der That ſchloß er mit den Worten:
„Der Zentralrat garantiert Jhnen volle Freiheit.
Er kommandiert Sie nicht nach dem Mars, er ladet
Sie ein; er befiehlt nicht, daß Sie uns nach Europa
geleiten ſollen, er erſucht Sie darum. Er ſetzt dabei
voraus, daß es keine berechtigten ethiſchen Motive
giebt, weshalb Sie dieſen Wünſchen nicht nachkommen
ſollten, und er erwartet daher, daß Sie ihnen folge-
leiſten.‟
Während Grunthe finſter vor ſich hinblickte und
darüber nachſann, in welche Form er ſeine Weigerung
kleiden ſollte, erhob ſich Saltner. Obwohl er ſich ſagte,
daß er mit ſeinen Worten den Entſchluß der Martier
nicht würde ändern können, wollte er doch verſuchen,
etwas Näheres über ihre Pläne zu hören, und die
Laßwitz, Auf zwei Planeten. 19
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/297>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.