Grunthe und Saltner hatten natürlich schon öfter Gelegenheit gehabt, bei ihren Gesprächen mit den Mar- tiern die wichtigsten geographischen und politischen Auf- klärungen über die Menschen zu geben. Sie würden noch besseres Verständnis dafür gefunden haben, wenn nicht die Jnselbewohner als Techniker hauptsächlich mathe- matisch-naturwissenschaftlich gebildet gewesen wären, so daß ihre historischen Kenntnisse nur der allgemeinen Bildung der Martier entsprachen. So wußten diese bloß im allgemeinen zu sagen, daß ihnen die Einrichtungen der Erde auf dem Standpunkt zu stehen schienen, den man auf dem Mars als Periode der Kohlenenergie bezeichnete. Sie lag für die Geschichte der Martier um mehrere hunderttausend Jahre zurück. Rassen, Staaten und Stände in heißem Konkurrenzkampfe um Lebens- unterhalt und Genuß, die ethischen und ästhetischen Jdeale noch nicht rein geschieden von den theoretischen Bestimmungen, der Energieverbrauch ganz auf das Pflanzenreich angewiesen, ob diese Energie nun von der Landwirtschaft aus den lebenden oder von der Jndustrie aus den begrabenen Pflanzen, den Kohlen, gezogen wurde.
"Woher kommen diese Nebel über Jhren großen Städten?" fragte einer der Martier.
"Hauptsächlich von der Verbrennung der Kohle", erwiderte Grunthe.
"Aber warum nehmen Sie die Energie nicht direkt von der Sonnenstrahlung? Sie leben ja vom Kapital statt von den Zinsen."
"Wir wissen leider noch nicht, wie wir das machen sollen. Übrigens sind die Kohlen doch nur zurück-
Die Ausſicht nach der Heimat.
Grunthe und Saltner hatten natürlich ſchon öfter Gelegenheit gehabt, bei ihren Geſprächen mit den Mar- tiern die wichtigſten geographiſchen und politiſchen Auf- klärungen über die Menſchen zu geben. Sie würden noch beſſeres Verſtändnis dafür gefunden haben, wenn nicht die Jnſelbewohner als Techniker hauptſächlich mathe- matiſch-naturwiſſenſchaftlich gebildet geweſen wären, ſo daß ihre hiſtoriſchen Kenntniſſe nur der allgemeinen Bildung der Martier entſprachen. So wußten dieſe bloß im allgemeinen zu ſagen, daß ihnen die Einrichtungen der Erde auf dem Standpunkt zu ſtehen ſchienen, den man auf dem Mars als Periode der Kohlenenergie bezeichnete. Sie lag für die Geſchichte der Martier um mehrere hunderttauſend Jahre zurück. Raſſen, Staaten und Stände in heißem Konkurrenzkampfe um Lebens- unterhalt und Genuß, die ethiſchen und äſthetiſchen Jdeale noch nicht rein geſchieden von den theoretiſchen Beſtimmungen, der Energieverbrauch ganz auf das Pflanzenreich angewieſen, ob dieſe Energie nun von der Landwirtſchaft aus den lebenden oder von der Jnduſtrie aus den begrabenen Pflanzen, den Kohlen, gezogen wurde.
„Woher kommen dieſe Nebel über Jhren großen Städten?‟ fragte einer der Martier.
„Hauptſächlich von der Verbrennung der Kohle‟, erwiderte Grunthe.
„Aber warum nehmen Sie die Energie nicht direkt von der Sonnenſtrahlung? Sie leben ja vom Kapital ſtatt von den Zinſen.‟
„Wir wiſſen leider noch nicht, wie wir das machen ſollen. Übrigens ſind die Kohlen doch nur zurück-
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Die Ausſicht nach der Heimat.
Grunthe und Saltner hatten natürlich ſchon öfter
Gelegenheit gehabt, bei ihren Geſprächen mit den Mar-
tiern die wichtigſten geographiſchen und politiſchen Auf-
klärungen über die Menſchen zu geben. Sie würden
noch beſſeres Verſtändnis dafür gefunden haben, wenn
nicht die Jnſelbewohner als Techniker hauptſächlich mathe-
matiſch-naturwiſſenſchaftlich gebildet geweſen wären, ſo
daß ihre hiſtoriſchen Kenntniſſe nur der allgemeinen
Bildung der Martier entſprachen. So wußten dieſe bloß
im allgemeinen zu ſagen, daß ihnen die Einrichtungen
der Erde auf dem Standpunkt zu ſtehen ſchienen, den
man auf dem Mars als Periode der Kohlenenergie
bezeichnete. Sie lag für die Geſchichte der Martier um
mehrere hunderttauſend Jahre zurück. Raſſen, Staaten
und Stände in heißem Konkurrenzkampfe um Lebens-
unterhalt und Genuß, die ethiſchen und äſthetiſchen
Jdeale noch nicht rein geſchieden von den theoretiſchen
Beſtimmungen, der Energieverbrauch ganz auf das
Pflanzenreich angewieſen, ob dieſe Energie nun von der
Landwirtſchaft aus den lebenden oder von der Jnduſtrie
aus den begrabenen Pflanzen, den Kohlen, gezogen wurde.
„Woher kommen dieſe Nebel über Jhren großen
Städten?‟ fragte einer der Martier.
„Hauptſächlich von der Verbrennung der Kohle‟,
erwiderte Grunthe.
„Aber warum nehmen Sie die Energie nicht direkt
von der Sonnenſtrahlung? Sie leben ja vom Kapital
ſtatt von den Zinſen.‟
„Wir wiſſen leider noch nicht, wie wir das machen
ſollen. Übrigens ſind die Kohlen doch nur zurück-
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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