"Ach", sagte Saltner leise zu La, "das wird eine große Gesellschaft, da werden wir wohl nicht viel zu sehen bekommen."
"Warte nur ab", antwortete sie ebenso, "das wird gerade hübsch. Du weißt ja gar nicht, wie man bei uns ins Fernrohr sieht."
Man sammelte sich vor einer geschlossenen Thür.
"Sie denken vielleicht", sagte La, "daß bei uns jeder für sich durch ein Rohr guckt. O nein, das ist viel bequemer."
Fru öffnete die Thür. Man trat in ein voll- ständig verdunkeltes Zimmer, das nur künstlich durch eine Lampe beleuchtet war. Die eine Wand war rein weiß, alle übrigen schwarz angestrichen. Man gruppierte sich vor der weißen Wand, im Vordergrunde La, Saltner und Grunthe als Gäste neben ihr. Hinter den Zuschauern befand sich ein Gestell mit verschie- denen Apparaten und Meßinstrumenten, von welchem aus schwarz angestrichene Rohre nach der Decke liefen. Hier stellte sich Fru auf. Das Licht verlosch. Nur die Schrauben und Skalen der Apparate phosphoreßierten in schwachem Eigenlichte.
Als Fru den Verschluß des Suchers öffnete, pro- jizierte sich auf der Wand ein Teil des südlichen Sternenhimmels, und nach einigen Verschiebungen er- schien das Bild der Erde, nicht vergrößert, aber sehr scharf in allen Umrissen. Es nahm fast die ganze Fläche der Wand ein, und man konnte deutlich die Abnahme der Beleuchtung an der Schattengrenze beobachten, die jetzt schon etwas weiter nach Westen
Sechzehntes Kapitel.
„Ach‟, ſagte Saltner leiſe zu La, „das wird eine große Geſellſchaft, da werden wir wohl nicht viel zu ſehen bekommen.‟
„Warte nur ab‟, antwortete ſie ebenſo, „das wird gerade hübſch. Du weißt ja gar nicht, wie man bei uns ins Fernrohr ſieht.‟
Man ſammelte ſich vor einer geſchloſſenen Thür.
„Sie denken vielleicht‟, ſagte La, „daß bei uns jeder für ſich durch ein Rohr guckt. O nein, das iſt viel bequemer.‟
Fru öffnete die Thür. Man trat in ein voll- ſtändig verdunkeltes Zimmer, das nur künſtlich durch eine Lampe beleuchtet war. Die eine Wand war rein weiß, alle übrigen ſchwarz angeſtrichen. Man gruppierte ſich vor der weißen Wand, im Vordergrunde La, Saltner und Grunthe als Gäſte neben ihr. Hinter den Zuſchauern befand ſich ein Geſtell mit verſchie- denen Apparaten und Meßinſtrumenten, von welchem aus ſchwarz angeſtrichene Rohre nach der Decke liefen. Hier ſtellte ſich Fru auf. Das Licht verloſch. Nur die Schrauben und Skalen der Apparate phosphoreſzierten in ſchwachem Eigenlichte.
Als Fru den Verſchluß des Suchers öffnete, pro- jizierte ſich auf der Wand ein Teil des ſüdlichen Sternenhimmels, und nach einigen Verſchiebungen er- ſchien das Bild der Erde, nicht vergrößert, aber ſehr ſcharf in allen Umriſſen. Es nahm faſt die ganze Fläche der Wand ein, und man konnte deutlich die Abnahme der Beleuchtung an der Schattengrenze beobachten, die jetzt ſchon etwas weiter nach Weſten
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Sechzehntes Kapitel.
„Ach‟, ſagte Saltner leiſe zu La, „das wird eine
große Geſellſchaft, da werden wir wohl nicht viel zu
ſehen bekommen.‟
„Warte nur ab‟, antwortete ſie ebenſo, „das wird
gerade hübſch. Du weißt ja gar nicht, wie man bei
uns ins Fernrohr ſieht.‟
Man ſammelte ſich vor einer geſchloſſenen Thür.
„Sie denken vielleicht‟, ſagte La, „daß bei uns
jeder für ſich durch ein Rohr guckt. O nein, das iſt
viel bequemer.‟
Fru öffnete die Thür. Man trat in ein voll-
ſtändig verdunkeltes Zimmer, das nur künſtlich durch
eine Lampe beleuchtet war. Die eine Wand war
rein weiß, alle übrigen ſchwarz angeſtrichen. Man
gruppierte ſich vor der weißen Wand, im Vordergrunde
La, Saltner und Grunthe als Gäſte neben ihr. Hinter
den Zuſchauern befand ſich ein Geſtell mit verſchie-
denen Apparaten und Meßinſtrumenten, von welchem
aus ſchwarz angeſtrichene Rohre nach der Decke liefen.
Hier ſtellte ſich Fru auf. Das Licht verloſch. Nur die
Schrauben und Skalen der Apparate phosphoreſzierten
in ſchwachem Eigenlichte.
Als Fru den Verſchluß des Suchers öffnete, pro-
jizierte ſich auf der Wand ein Teil des ſüdlichen
Sternenhimmels, und nach einigen Verſchiebungen er-
ſchien das Bild der Erde, nicht vergrößert, aber ſehr
ſcharf in allen Umriſſen. Es nahm faſt die ganze
Fläche der Wand ein, und man konnte deutlich die
Abnahme der Beleuchtung an der Schattengrenze
beobachten, die jetzt ſchon etwas weiter nach Weſten
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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