Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Abenteuer am Südpol.

"Jch habe", bemerkte La, "in einem der Bücher
gelesen, die Sie mitgebracht haben, von den Ent-
deckungsreisen der Menschen auf der Erde. Da spricht
ein Seefahrer seine Verwunderung darüber aus, daß
die Eingeborenen in irgend einer Jnselgruppe in ihren
gebrechlichen Kähnen weite Fahrten unternehmen, an
die er sich in seinem großen Dampfschiff nicht wagen
würde, weil er die Gefahren der Tiefe nicht zu ver-
meiden weiß. Aehnlich mag es sich wohl mit unsern
Raumschiffen und Jhren Luftballons verhalten. Be-
denken Sie, daß wir Jhre Atmosphäre noch sehr
wenig kennen --"

"Und vor allen Dingen", fuhr Jo fort, "daß unsre
Raumschiffe, die aus Stellit bestehen, nicht darauf ein-
gerichtet sind, den großen Druck Jhrer Luft und den
Widerstand, wenn wir nicht mit dem Winde fliegen,
zu ertragen. Das Stellit ist sehr fest in der Kälte
des Weltraums, aber in der Wärme und Feuchtigkeit
der Luft wird es schnell angegriffen. Außerdem sind
wir luftdicht durch unsre Kugel von außen abgeschlossen
und können uns darum außerhalb derselben an nichts
wagen. Die Technik unserer Luftschiffahrt auf dem
Mars läßt sich auf der Erde aus verschiedenen Gründen
nicht anwenden. Sie dürfen sich also nicht wundern,
daß es uns bis jetzt noch nicht eingefallen ist, unsre
Raumschiffe an unbekannte Gefahren zu wagen, durch
die uns möglicher Weise die Rückkehr abgeschnitten
worden wäre. Doch sind bereits Versuche geglückt,
diabarische Fahrzeuge mit Oeffnungen herzustellen,
und das, was uns noch fehlt, ist eigentlich nur ein

13*
Das Abenteuer am Südpol.

„Jch habe‟, bemerkte La, „in einem der Bücher
geleſen, die Sie mitgebracht haben, von den Ent-
deckungsreiſen der Menſchen auf der Erde. Da ſpricht
ein Seefahrer ſeine Verwunderung darüber aus, daß
die Eingeborenen in irgend einer Jnſelgruppe in ihren
gebrechlichen Kähnen weite Fahrten unternehmen, an
die er ſich in ſeinem großen Dampfſchiff nicht wagen
würde, weil er die Gefahren der Tiefe nicht zu ver-
meiden weiß. Aehnlich mag es ſich wohl mit unſern
Raumſchiffen und Jhren Luftballons verhalten. Be-
denken Sie, daß wir Jhre Atmoſphäre noch ſehr
wenig kennen —‟

„Und vor allen Dingen‟, fuhr Jo fort, „daß unſre
Raumſchiffe, die aus Stellit beſtehen, nicht darauf ein-
gerichtet ſind, den großen Druck Jhrer Luft und den
Widerſtand, wenn wir nicht mit dem Winde fliegen,
zu ertragen. Das Stellit iſt ſehr feſt in der Kälte
des Weltraums, aber in der Wärme und Feuchtigkeit
der Luft wird es ſchnell angegriffen. Außerdem ſind
wir luftdicht durch unſre Kugel von außen abgeſchloſſen
und können uns darum außerhalb derſelben an nichts
wagen. Die Technik unſerer Luftſchiffahrt auf dem
Mars läßt ſich auf der Erde aus verſchiedenen Gründen
nicht anwenden. Sie dürfen ſich alſo nicht wundern,
daß es uns bis jetzt noch nicht eingefallen iſt, unſre
Raumſchiffe an unbekannte Gefahren zu wagen, durch
die uns möglicher Weiſe die Rückkehr abgeſchnitten
worden wäre. Doch ſind bereits Verſuche geglückt,
diabariſche Fahrzeuge mit Oeffnungen herzuſtellen,
und das, was uns noch fehlt, iſt eigentlich nur ein

13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0203" n="195"/>
          <fw place="top" type="header">Das Abenteuer am Südpol.</fw><lb/>
          <p>&#x201E;Jch habe&#x201F;, bemerkte La, &#x201E;in einem der Bücher<lb/>
gele&#x017F;en, die Sie mitgebracht haben, von den Ent-<lb/>
deckungsrei&#x017F;en der Men&#x017F;chen auf der Erde. Da &#x017F;pricht<lb/>
ein Seefahrer &#x017F;eine Verwunderung darüber aus, daß<lb/>
die Eingeborenen in irgend einer Jn&#x017F;elgruppe in ihren<lb/>
gebrechlichen Kähnen weite Fahrten unternehmen, an<lb/>
die er &#x017F;ich in &#x017F;einem großen Dampf&#x017F;chiff nicht wagen<lb/>
würde, weil er die Gefahren der Tiefe nicht zu ver-<lb/>
meiden weiß. Aehnlich mag es &#x017F;ich wohl mit un&#x017F;ern<lb/>
Raum&#x017F;chiffen und Jhren Luftballons verhalten. Be-<lb/>
denken Sie, daß wir Jhre Atmo&#x017F;phäre noch &#x017F;ehr<lb/>
wenig kennen &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und vor allen Dingen&#x201F;, fuhr Jo fort, &#x201E;daß un&#x017F;re<lb/>
Raum&#x017F;chiffe, die aus Stellit be&#x017F;tehen, nicht darauf ein-<lb/>
gerichtet &#x017F;ind, den großen Druck Jhrer Luft und den<lb/>
Wider&#x017F;tand, wenn wir nicht mit dem Winde fliegen,<lb/>
zu ertragen. Das Stellit i&#x017F;t &#x017F;ehr fe&#x017F;t in der Kälte<lb/>
des Weltraums, aber in der Wärme und Feuchtigkeit<lb/>
der Luft wird es &#x017F;chnell angegriffen. Außerdem &#x017F;ind<lb/>
wir luftdicht durch un&#x017F;re Kugel von außen abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und können uns darum außerhalb der&#x017F;elben an nichts<lb/>
wagen. Die Technik un&#x017F;erer Luft&#x017F;chiffahrt auf dem<lb/>
Mars läßt &#x017F;ich auf der Erde aus ver&#x017F;chiedenen Gründen<lb/>
nicht anwenden. Sie dürfen &#x017F;ich al&#x017F;o nicht wundern,<lb/>
daß es uns bis jetzt noch nicht eingefallen i&#x017F;t, un&#x017F;re<lb/>
Raum&#x017F;chiffe an unbekannte Gefahren zu wagen, durch<lb/>
die uns möglicher Wei&#x017F;e die Rückkehr abge&#x017F;chnitten<lb/>
worden wäre. Doch &#x017F;ind bereits Ver&#x017F;uche geglückt,<lb/>
diabari&#x017F;che Fahrzeuge mit Oeffnungen herzu&#x017F;tellen,<lb/>
und das, was uns noch fehlt, i&#x017F;t eigentlich nur ein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0203] Das Abenteuer am Südpol. „Jch habe‟, bemerkte La, „in einem der Bücher geleſen, die Sie mitgebracht haben, von den Ent- deckungsreiſen der Menſchen auf der Erde. Da ſpricht ein Seefahrer ſeine Verwunderung darüber aus, daß die Eingeborenen in irgend einer Jnſelgruppe in ihren gebrechlichen Kähnen weite Fahrten unternehmen, an die er ſich in ſeinem großen Dampfſchiff nicht wagen würde, weil er die Gefahren der Tiefe nicht zu ver- meiden weiß. Aehnlich mag es ſich wohl mit unſern Raumſchiffen und Jhren Luftballons verhalten. Be- denken Sie, daß wir Jhre Atmoſphäre noch ſehr wenig kennen —‟ „Und vor allen Dingen‟, fuhr Jo fort, „daß unſre Raumſchiffe, die aus Stellit beſtehen, nicht darauf ein- gerichtet ſind, den großen Druck Jhrer Luft und den Widerſtand, wenn wir nicht mit dem Winde fliegen, zu ertragen. Das Stellit iſt ſehr feſt in der Kälte des Weltraums, aber in der Wärme und Feuchtigkeit der Luft wird es ſchnell angegriffen. Außerdem ſind wir luftdicht durch unſre Kugel von außen abgeſchloſſen und können uns darum außerhalb derſelben an nichts wagen. Die Technik unſerer Luftſchiffahrt auf dem Mars läßt ſich auf der Erde aus verſchiedenen Gründen nicht anwenden. Sie dürfen ſich alſo nicht wundern, daß es uns bis jetzt noch nicht eingefallen iſt, unſre Raumſchiffe an unbekannte Gefahren zu wagen, durch die uns möglicher Weiſe die Rückkehr abgeſchnitten worden wäre. Doch ſind bereits Verſuche geglückt, diabariſche Fahrzeuge mit Oeffnungen herzuſtellen, und das, was uns noch fehlt, iſt eigentlich nur ein 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/203
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/203>, abgerufen am 23.11.2024.