"Halt", sagte Saltner, "hier giebt's was zu trinken. Aber damit wollen wir doch noch warten."
Er drehte an dem dritten Griff. Eine mulden- förmige Schale wurde sichtbar, und in dieselbe fielen aus einer darüber befindlichen Oeffnung fingerdicke, hellbraune Gegenstände, welche etwa die Gestalt von kleinen Würsten hatten.
"Das ist also ein Frühstück und keine Toilette", rief Saltner lachend, und probierte die sehr einladend aussehenden und würzig duftenden Stangen. Sie schmeckten vorzüglich und erwiesen sich als ein knus- priges Gebäck, das mit einer kräftigen Fleischfarce gefüllt war. Wenigstens hielt Saltner sie dafür. Aber während er die erste Stange verzehrte, setzte der Apparat seine Thätigkeit fort, und Gebäck auf Gebäck fiel in die Schale, die bald bis zum Rande gefüllt war. Das ist zuviel des Segens, dachte Saltner und suchte umher, wie sich wohl der geheim- nisvolle Speisequell abstellen ließe. Doch vergebens, der Wirbel selbst ließ sich nicht zurückdrehen -- Saltner wußte nicht, daß man zu diesem Zwecke erst durch Drehen der Schale den automatischen Spender des Gebäcks abstellen mußte. Einen weiteren Hand- griff aber verstand er nicht zu finden, und so quoll ein unstillbarer Strom von Fleischrollen auf die Schale, fiel von dort auf Tisch und Fußboden und begann sich zu einem stattlichen Haufen aufzutürmen. Saltner lief in Verzweiflung hin und her, aber er fand kein Mittel -- er wollte die Oeffnung nicht mit Gewalt verstopfen -- schließlich dachte er, der Vorrat muß ja
Die Gäſte der Marsbewohner.
„Halt‟, ſagte Saltner, „hier giebt’s was zu trinken. Aber damit wollen wir doch noch warten.‟
Er drehte an dem dritten Griff. Eine mulden- förmige Schale wurde ſichtbar, und in dieſelbe fielen aus einer darüber befindlichen Oeffnung fingerdicke, hellbraune Gegenſtände, welche etwa die Geſtalt von kleinen Würſten hatten.
„Das iſt alſo ein Frühſtück und keine Toilette‟, rief Saltner lachend, und probierte die ſehr einladend ausſehenden und würzig duftenden Stangen. Sie ſchmeckten vorzüglich und erwieſen ſich als ein knus- priges Gebäck, das mit einer kräftigen Fleiſchfarce gefüllt war. Wenigſtens hielt Saltner ſie dafür. Aber während er die erſte Stange verzehrte, ſetzte der Apparat ſeine Thätigkeit fort, und Gebäck auf Gebäck fiel in die Schale, die bald bis zum Rande gefüllt war. Das iſt zuviel des Segens, dachte Saltner und ſuchte umher, wie ſich wohl der geheim- nisvolle Speiſequell abſtellen ließe. Doch vergebens, der Wirbel ſelbſt ließ ſich nicht zurückdrehen — Saltner wußte nicht, daß man zu dieſem Zwecke erſt durch Drehen der Schale den automatiſchen Spender des Gebäcks abſtellen mußte. Einen weiteren Hand- griff aber verſtand er nicht zu finden, und ſo quoll ein unſtillbarer Strom von Fleiſchrollen auf die Schale, fiel von dort auf Tiſch und Fußboden und begann ſich zu einem ſtattlichen Haufen aufzutürmen. Saltner lief in Verzweiflung hin und her, aber er fand kein Mittel — er wollte die Oeffnung nicht mit Gewalt verſtopfen — ſchließlich dachte er, der Vorrat muß ja
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0129"n="121"/><fwplace="top"type="header">Die Gäſte der Marsbewohner.</fw><lb/><p>„Halt‟, ſagte Saltner, „hier giebt’s was zu<lb/>
trinken. Aber damit wollen wir doch noch warten.‟</p><lb/><p>Er drehte an dem dritten Griff. Eine mulden-<lb/>
förmige Schale wurde ſichtbar, und in dieſelbe fielen<lb/>
aus einer darüber befindlichen Oeffnung fingerdicke,<lb/>
hellbraune Gegenſtände, welche etwa die Geſtalt von<lb/>
kleinen Würſten hatten.</p><lb/><p>„Das iſt alſo ein Frühſtück und keine Toilette‟,<lb/>
rief Saltner lachend, und probierte die ſehr einladend<lb/>
ausſehenden und würzig duftenden Stangen. Sie<lb/>ſchmeckten vorzüglich und erwieſen ſich als ein knus-<lb/>
priges Gebäck, das mit einer kräftigen Fleiſchfarce<lb/>
gefüllt war. Wenigſtens hielt Saltner ſie dafür.<lb/>
Aber während er die erſte Stange verzehrte, ſetzte<lb/>
der Apparat ſeine Thätigkeit fort, und Gebäck auf<lb/>
Gebäck fiel in die Schale, die bald bis zum Rande<lb/>
gefüllt war. Das iſt zuviel des Segens, dachte<lb/>
Saltner und ſuchte umher, wie ſich wohl der geheim-<lb/>
nisvolle Speiſequell abſtellen ließe. Doch vergebens,<lb/>
der Wirbel ſelbſt ließ ſich nicht zurückdrehen —<lb/>
Saltner wußte nicht, daß man zu dieſem Zwecke erſt<lb/>
durch Drehen der Schale den automatiſchen Spender<lb/>
des Gebäcks abſtellen mußte. Einen weiteren Hand-<lb/>
griff aber verſtand er nicht zu finden, und ſo quoll<lb/>
ein unſtillbarer Strom von Fleiſchrollen auf die Schale,<lb/>
fiel von dort auf Tiſch und Fußboden und begann<lb/>ſich zu einem ſtattlichen Haufen aufzutürmen. Saltner<lb/>
lief in Verzweiflung hin und her, aber er fand kein<lb/>
Mittel — er wollte die Oeffnung nicht mit Gewalt<lb/>
verſtopfen —ſchließlich dachte er, der Vorrat muß ja<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[121/0129]
Die Gäſte der Marsbewohner.
„Halt‟, ſagte Saltner, „hier giebt’s was zu
trinken. Aber damit wollen wir doch noch warten.‟
Er drehte an dem dritten Griff. Eine mulden-
förmige Schale wurde ſichtbar, und in dieſelbe fielen
aus einer darüber befindlichen Oeffnung fingerdicke,
hellbraune Gegenſtände, welche etwa die Geſtalt von
kleinen Würſten hatten.
„Das iſt alſo ein Frühſtück und keine Toilette‟,
rief Saltner lachend, und probierte die ſehr einladend
ausſehenden und würzig duftenden Stangen. Sie
ſchmeckten vorzüglich und erwieſen ſich als ein knus-
priges Gebäck, das mit einer kräftigen Fleiſchfarce
gefüllt war. Wenigſtens hielt Saltner ſie dafür.
Aber während er die erſte Stange verzehrte, ſetzte
der Apparat ſeine Thätigkeit fort, und Gebäck auf
Gebäck fiel in die Schale, die bald bis zum Rande
gefüllt war. Das iſt zuviel des Segens, dachte
Saltner und ſuchte umher, wie ſich wohl der geheim-
nisvolle Speiſequell abſtellen ließe. Doch vergebens,
der Wirbel ſelbſt ließ ſich nicht zurückdrehen —
Saltner wußte nicht, daß man zu dieſem Zwecke erſt
durch Drehen der Schale den automatiſchen Spender
des Gebäcks abſtellen mußte. Einen weiteren Hand-
griff aber verſtand er nicht zu finden, und ſo quoll
ein unſtillbarer Strom von Fleiſchrollen auf die Schale,
fiel von dort auf Tiſch und Fußboden und begann
ſich zu einem ſtattlichen Haufen aufzutürmen. Saltner
lief in Verzweiflung hin und her, aber er fand kein
Mittel — er wollte die Oeffnung nicht mit Gewalt
verſtopfen — ſchließlich dachte er, der Vorrat muß ja
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/129>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.