Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Kapitel.
Schwere in einem halben Tausendteil einer Se-
kunde zurück; kein Wunder, daß es den Astronomen
der Erde nicht gelungen war, die von ihnen aller-
dings vermutete endliche Geschwindigkeit der Gravi-
tation zu konstatieren.

Einen Körper, der die Lichtwellen nicht durch sich
hindurchgehen läßt, nennen wir undurchsichtig; ließe
er sie vollständig hindurchgehen, so würde er absolut
durchsichtig sein, wir würden ihn so wenig sehen wie
die Luft. Ein Körper, der die Wärmewellen durch
sich hindurchgehen läßt, bleibt kalt; er muß sie in sich
anfnehmen, sie absorbieren, um sich zu erwärmen.
So ist es nun, wie die Martier entdeckten, auch mit
der Gravitation. Die Körper sind darum schwer,
weil sie die Gravitationswellen absorbieren. Körper
ziehen sich nur dann gegenseitig an, wenn sie die von
ihnen wechselseitig ausgehenden Gravitationswellen
nicht durch sich hindurchtreten lassen. Sobald aber
ein Körper so beschaffen ist, daß er die Gravitations-
wellen eines Planeten oder der Sonne nicht aufnimmt,
sondern frei durchläßt, so wird er nicht angezogen,
er hat keine Schwere, er ist diabar, schweredurchlässig,
und dadurch schwerelos.

Die Martier hatten gefunden, daß das Stellit,
ein auf ihrem Planeten vorkommender Körper, sich
so verändern läßt, daß die Schwerewellen hindurch-
treten können. Und mit diesem Augenblick wurde
dieser Körper vom Mars wie von der Sonne nicht
mehr angezogen. Allerdings ließ es sich nicht erreichen,
absolut schwerelose Körper herzustellen, wie es ja auch

Achtes Kapitel.
Schwere in einem halben Tauſendteil einer Se-
kunde zurück; kein Wunder, daß es den Aſtronomen
der Erde nicht gelungen war, die von ihnen aller-
dings vermutete endliche Geſchwindigkeit der Gravi-
tation zu konſtatieren.

Einen Körper, der die Lichtwellen nicht durch ſich
hindurchgehen läßt, nennen wir undurchſichtig; ließe
er ſie vollſtändig hindurchgehen, ſo würde er abſolut
durchſichtig ſein, wir würden ihn ſo wenig ſehen wie
die Luft. Ein Körper, der die Wärmewellen durch
ſich hindurchgehen läßt, bleibt kalt; er muß ſie in ſich
anfnehmen, ſie abſorbieren, um ſich zu erwärmen.
So iſt es nun, wie die Martier entdeckten, auch mit
der Gravitation. Die Körper ſind darum ſchwer,
weil ſie die Gravitationswellen abſorbieren. Körper
ziehen ſich nur dann gegenſeitig an, wenn ſie die von
ihnen wechſelſeitig ausgehenden Gravitationswellen
nicht durch ſich hindurchtreten laſſen. Sobald aber
ein Körper ſo beſchaffen iſt, daß er die Gravitations-
wellen eines Planeten oder der Sonne nicht aufnimmt,
ſondern frei durchläßt, ſo wird er nicht angezogen,
er hat keine Schwere, er iſt diabar, ſchweredurchläſſig,
und dadurch ſchwerelos.

Die Martier hatten gefunden, daß das Stellit,
ein auf ihrem Planeten vorkommender Körper, ſich
ſo verändern läßt, daß die Schwerewellen hindurch-
treten können. Und mit dieſem Augenblick wurde
dieſer Körper vom Mars wie von der Sonne nicht
mehr angezogen. Allerdings ließ es ſich nicht erreichen,
abſolut ſchwereloſe Körper herzuſtellen, wie es ja auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0118" n="110"/><fw place="top" type="header">Achtes Kapitel.</fw><lb/>
Schwere in einem halben Tau&#x017F;endteil einer Se-<lb/>
kunde zurück; kein Wunder, daß es den A&#x017F;tronomen<lb/>
der Erde nicht gelungen war, die von ihnen aller-<lb/>
dings vermutete endliche Ge&#x017F;chwindigkeit der Gravi-<lb/>
tation zu kon&#x017F;tatieren.</p><lb/>
          <p>Einen Körper, der die Lichtwellen nicht durch &#x017F;ich<lb/>
hindurchgehen läßt, nennen wir undurch&#x017F;ichtig; ließe<lb/>
er &#x017F;ie voll&#x017F;tändig hindurchgehen, &#x017F;o würde er ab&#x017F;olut<lb/>
durch&#x017F;ichtig &#x017F;ein, wir würden ihn &#x017F;o wenig &#x017F;ehen wie<lb/>
die Luft. Ein Körper, der die Wärmewellen durch<lb/>
&#x017F;ich hindurchgehen läßt, bleibt kalt; er muß &#x017F;ie in &#x017F;ich<lb/>
anfnehmen, &#x017F;ie ab&#x017F;orbieren, um &#x017F;ich zu erwärmen.<lb/>
So i&#x017F;t es nun, wie die Martier entdeckten, auch mit<lb/>
der Gravitation. Die Körper &#x017F;ind darum <hi rendition="#g">&#x017F;chwer,</hi><lb/>
weil &#x017F;ie die Gravitationswellen ab&#x017F;orbieren. Körper<lb/>
ziehen &#x017F;ich nur dann gegen&#x017F;eitig an, wenn &#x017F;ie die von<lb/>
ihnen wech&#x017F;el&#x017F;eitig ausgehenden Gravitationswellen<lb/>
nicht durch &#x017F;ich hindurchtreten la&#x017F;&#x017F;en. Sobald aber<lb/>
ein Körper &#x017F;o be&#x017F;chaffen i&#x017F;t, daß er die Gravitations-<lb/>
wellen eines Planeten oder der Sonne nicht aufnimmt,<lb/>
&#x017F;ondern frei durchläßt, &#x017F;o wird er nicht angezogen,<lb/>
er hat keine Schwere, er i&#x017F;t diabar, &#x017F;chweredurchlä&#x017F;&#x017F;ig,<lb/>
und dadurch &#x017F;chwerelos.</p><lb/>
          <p>Die Martier hatten gefunden, daß das <hi rendition="#g">Stellit,</hi><lb/>
ein auf ihrem Planeten vorkommender Körper, &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;o verändern läßt, daß die Schwerewellen hindurch-<lb/>
treten können. Und mit die&#x017F;em Augenblick wurde<lb/>
die&#x017F;er Körper vom Mars wie von der Sonne nicht<lb/>
mehr angezogen. Allerdings ließ es &#x017F;ich nicht erreichen,<lb/>
ab&#x017F;olut &#x017F;chwerelo&#x017F;e Körper herzu&#x017F;tellen, wie es ja auch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0118] Achtes Kapitel. Schwere in einem halben Tauſendteil einer Se- kunde zurück; kein Wunder, daß es den Aſtronomen der Erde nicht gelungen war, die von ihnen aller- dings vermutete endliche Geſchwindigkeit der Gravi- tation zu konſtatieren. Einen Körper, der die Lichtwellen nicht durch ſich hindurchgehen läßt, nennen wir undurchſichtig; ließe er ſie vollſtändig hindurchgehen, ſo würde er abſolut durchſichtig ſein, wir würden ihn ſo wenig ſehen wie die Luft. Ein Körper, der die Wärmewellen durch ſich hindurchgehen läßt, bleibt kalt; er muß ſie in ſich anfnehmen, ſie abſorbieren, um ſich zu erwärmen. So iſt es nun, wie die Martier entdeckten, auch mit der Gravitation. Die Körper ſind darum ſchwer, weil ſie die Gravitationswellen abſorbieren. Körper ziehen ſich nur dann gegenſeitig an, wenn ſie die von ihnen wechſelſeitig ausgehenden Gravitationswellen nicht durch ſich hindurchtreten laſſen. Sobald aber ein Körper ſo beſchaffen iſt, daß er die Gravitations- wellen eines Planeten oder der Sonne nicht aufnimmt, ſondern frei durchläßt, ſo wird er nicht angezogen, er hat keine Schwere, er iſt diabar, ſchweredurchläſſig, und dadurch ſchwerelos. Die Martier hatten gefunden, daß das Stellit, ein auf ihrem Planeten vorkommender Körper, ſich ſo verändern läßt, daß die Schwerewellen hindurch- treten können. Und mit dieſem Augenblick wurde dieſer Körper vom Mars wie von der Sonne nicht mehr angezogen. Allerdings ließ es ſich nicht erreichen, abſolut ſchwereloſe Körper herzuſtellen, wie es ja auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/118
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/118>, abgerufen am 23.11.2024.