Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.Achtes Kapitel. hervorsproßten, dann hoben sich diese Streifen dunkelvon dem rötlichen Wüstenboden ab, und die Astronomen der Erde wunderten sich, woher dieses regelmäßige Netz von Streifen auf dem Mars wohl stammen möchte. Die Riesenarbeit der Bewässerung des Planeten war eine Notwendigkeit für die Martier geworden, nachdem die in der Kultur vorgeschritteneren Bewohner der Südhalbkugel allmählich den ganzen Planeten ihrer Herrschaft unterworfen hatten. Die einzelnen Völker- schaften bildeten einen großen Staatenbund. Wie auf der Erde der Weltverkehr sich durch internationale Verträge regelte, ohne daß die Selbständigkeit der einzelnen politischen Verbände darunter litt, so hatte die vorgeschrittenere Zivilisation der Martier in ihrer internationalen Vereinigung ein Zentralorgan, das unbeschadet der Freiheit der Einzelgemeinden alle An- gelegenheiten regulierte, welche für die Bewohner des ganzen Planeten ein gemeinsames Jnteresse besaßen. Nachdem die Oberfläche des Planeten vollständig Die Ruhe und Durchsichtigkeit der Atmosphäre Achtes Kapitel. hervorſproßten, dann hoben ſich dieſe Streifen dunkelvon dem rötlichen Wüſtenboden ab, und die Aſtronomen der Erde wunderten ſich, woher dieſes regelmäßige Netz von Streifen auf dem Mars wohl ſtammen möchte. Die Rieſenarbeit der Bewäſſerung des Planeten war eine Notwendigkeit für die Martier geworden, nachdem die in der Kultur vorgeſchritteneren Bewohner der Südhalbkugel allmählich den ganzen Planeten ihrer Herrſchaft unterworfen hatten. Die einzelnen Völker- ſchaften bildeten einen großen Staatenbund. Wie auf der Erde der Weltverkehr ſich durch internationale Verträge regelte, ohne daß die Selbſtändigkeit der einzelnen politiſchen Verbände darunter litt, ſo hatte die vorgeſchrittenere Ziviliſation der Martier in ihrer internationalen Vereinigung ein Zentralorgan, das unbeſchadet der Freiheit der Einzelgemeinden alle An- gelegenheiten regulierte, welche für die Bewohner des ganzen Planeten ein gemeinſames Jntereſſe beſaßen. Nachdem die Oberfläche des Planeten vollſtändig Die Ruhe und Durchſichtigkeit der Atmoſphäre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="104"/><fw place="top" type="header">Achtes Kapitel.</fw><lb/> hervorſproßten, dann hoben ſich dieſe Streifen dunkel<lb/> von dem rötlichen Wüſtenboden ab, und die Aſtronomen<lb/> der Erde wunderten ſich, woher dieſes regelmäßige<lb/> Netz von Streifen auf dem Mars wohl ſtammen möchte.<lb/> Die Rieſenarbeit der Bewäſſerung des Planeten war<lb/> eine Notwendigkeit für die Martier geworden, nachdem<lb/> die in der Kultur vorgeſchritteneren Bewohner der<lb/> Südhalbkugel allmählich den ganzen Planeten ihrer<lb/> Herrſchaft unterworfen hatten. Die einzelnen Völker-<lb/> ſchaften bildeten einen großen Staatenbund. Wie auf<lb/> der Erde der Weltverkehr ſich durch internationale<lb/> Verträge regelte, ohne daß die Selbſtändigkeit der<lb/> einzelnen politiſchen Verbände darunter litt, ſo hatte<lb/> die vorgeſchrittenere Ziviliſation der Martier in ihrer<lb/> internationalen Vereinigung ein Zentralorgan, das<lb/> unbeſchadet der Freiheit der Einzelgemeinden alle An-<lb/> gelegenheiten regulierte, welche für die Bewohner des<lb/> ganzen Planeten ein gemeinſames Jntereſſe beſaßen.</p><lb/> <p>Nachdem die Oberfläche des Planeten vollſtändig<lb/> erforſcht und beſiedelt war, richtete ſich die Aufmerk-<lb/> ſamkeit der Martier naturgemäß ſtärker wie je über<lb/> die Grenzen ihres Wohnplatzes hinaus auf ihre Nach-<lb/> barn im Sonnenſyſtem. Und was konnte ſie hier<lb/> mächtiger feſſeln, als die ſtrahlende Ba, die ſagen-<lb/> umwobene Erde, die bald als Morgen-, bald als<lb/> Abendſtern alle andern Sterne ihres dunkeln Himmels<lb/> überſtrahlt?</p><lb/> <p>Die Ruhe und Durchſichtigkeit der Atmoſphäre<lb/> geſtattete ihnen, bei ihren Fernrohren Vergrößerungen<lb/> zu benutzen, wie ſie auf der Erde unmöglich waren.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0112]
Achtes Kapitel.
hervorſproßten, dann hoben ſich dieſe Streifen dunkel
von dem rötlichen Wüſtenboden ab, und die Aſtronomen
der Erde wunderten ſich, woher dieſes regelmäßige
Netz von Streifen auf dem Mars wohl ſtammen möchte.
Die Rieſenarbeit der Bewäſſerung des Planeten war
eine Notwendigkeit für die Martier geworden, nachdem
die in der Kultur vorgeſchritteneren Bewohner der
Südhalbkugel allmählich den ganzen Planeten ihrer
Herrſchaft unterworfen hatten. Die einzelnen Völker-
ſchaften bildeten einen großen Staatenbund. Wie auf
der Erde der Weltverkehr ſich durch internationale
Verträge regelte, ohne daß die Selbſtändigkeit der
einzelnen politiſchen Verbände darunter litt, ſo hatte
die vorgeſchrittenere Ziviliſation der Martier in ihrer
internationalen Vereinigung ein Zentralorgan, das
unbeſchadet der Freiheit der Einzelgemeinden alle An-
gelegenheiten regulierte, welche für die Bewohner des
ganzen Planeten ein gemeinſames Jntereſſe beſaßen.
Nachdem die Oberfläche des Planeten vollſtändig
erforſcht und beſiedelt war, richtete ſich die Aufmerk-
ſamkeit der Martier naturgemäß ſtärker wie je über
die Grenzen ihres Wohnplatzes hinaus auf ihre Nach-
barn im Sonnenſyſtem. Und was konnte ſie hier
mächtiger feſſeln, als die ſtrahlende Ba, die ſagen-
umwobene Erde, die bald als Morgen-, bald als
Abendſtern alle andern Sterne ihres dunkeln Himmels
überſtrahlt?
Die Ruhe und Durchſichtigkeit der Atmoſphäre
geſtattete ihnen, bei ihren Fernrohren Vergrößerungen
zu benutzen, wie ſie auf der Erde unmöglich waren.
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