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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Ausblick auf die folgende Entwickelung der Atomistik.
Die platonischen Ideen und die aristotelischen Formen sind
verbraucht; das in ihnen wirksame Denkmittel der Substan-
zialität zeigte sich allein nicht fähig, die neue Wissenschaft
ins Leben zu rufen.

Es fragte sich, ob die antike Atomistik durch ihren Gegen-
satz von Vollem und Leeren und ihren Mechanismus imstande
sei, die der erweiterten Empirie sich darbietenden Aufgaben
mit Hilfe einer zeitgemäßen Umgestaltung zu lösen. Hierzu
war die Annahme eines Vacuums erforderlich. Nach dieser
Seite hin versuchte sich Gassendi. Sollte aber eine derartige
Atomistik die Schranken überwinden, welche ihren Erfolg im
Altertum gehemmt hatten, so war eine erneute Begründung
und Vertiefung ihrer Erkenntnismittel notwendig. Mit Vermei-
dung des Vacuums hatte Basso in der Bewegung ein wesentliches
Merkmal zur Unterscheidung der Stoffteilchen entdeckt, welches
zugleich zur Erklärung der Wechselwirkung dienen konnte. Aber
Basso konnte sich von der qualitativen Auffassung der Materie
nicht lösen. Es erforderte einen gewaltigeren Geist, einen
bahnbrechenden Philosophen und Mathematiker, um in der
Bewegung den einzigen Unterschied zu erkennen, der in einer
von sinnlichen Eigenschaften frei gedachten Materie einen
Raumteil vom andern zu trennen vermag. Dieser Philosoph
ist Descartes. Die Bewegung selbst aber zu beherrschen
und diejenigen Formen der Abstraktion zu entdecken, welche
gestatten, die Mannigfaltigkeit der Bewegungen in quantitative
Vergleichung zu ziehen und in dem Maße der Bewegung jene
Realität zu erkennen, wodurch die Empfindung sich als Faktor
der Erfahrung begrifflich fixieren läßt, dazu gehörte das
Genie eines Galilei. Das Zusammenwirken solcher Geister
schuf die Voraussetzungen, welche die Begründung der Phy-
sik als Wissenschaft ermöglichten.

Schluß des ersten Bandes.



Ausblick auf die folgende Entwickelung der Atomistik.
Die platonischen Ideen und die aristotelischen Formen sind
verbraucht; das in ihnen wirksame Denkmittel der Substan-
zialität zeigte sich allein nicht fähig, die neue Wissenschaft
ins Leben zu rufen.

Es fragte sich, ob die antike Atomistik durch ihren Gegen-
satz von Vollem und Leeren und ihren Mechanismus imstande
sei, die der erweiterten Empirie sich darbietenden Aufgaben
mit Hilfe einer zeitgemäßen Umgestaltung zu lösen. Hierzu
war die Annahme eines Vacuums erforderlich. Nach dieser
Seite hin versuchte sich Gassendi. Sollte aber eine derartige
Atomistik die Schranken überwinden, welche ihren Erfolg im
Altertum gehemmt hatten, so war eine erneute Begründung
und Vertiefung ihrer Erkenntnismittel notwendig. Mit Vermei-
dung des Vacuums hatte Basso in der Bewegung ein wesentliches
Merkmal zur Unterscheidung der Stoffteilchen entdeckt, welches
zugleich zur Erklärung der Wechselwirkung dienen konnte. Aber
Basso konnte sich von der qualitativen Auffassung der Materie
nicht lösen. Es erforderte einen gewaltigeren Geist, einen
bahnbrechenden Philosophen und Mathematiker, um in der
Bewegung den einzigen Unterschied zu erkennen, der in einer
von sinnlichen Eigenschaften frei gedachten Materie einen
Raumteil vom andern zu trennen vermag. Dieser Philosoph
ist Descartes. Die Bewegung selbst aber zu beherrschen
und diejenigen Formen der Abstraktion zu entdecken, welche
gestatten, die Mannigfaltigkeit der Bewegungen in quantitative
Vergleichung zu ziehen und in dem Maße der Bewegung jene
Realität zu erkennen, wodurch die Empfindung sich als Faktor
der Erfahrung begrifflich fixieren läßt, dazu gehörte das
Genie eines Galilei. Das Zusammenwirken solcher Geister
schuf die Voraussetzungen, welche die Begründung der Phy-
sik als Wissenschaft ermöglichten.

Schluß des ersten Bandes.



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[518/0536] Ausblick auf die folgende Entwickelung der Atomistik. Die platonischen Ideen und die aristotelischen Formen sind verbraucht; das in ihnen wirksame Denkmittel der Substan- zialität zeigte sich allein nicht fähig, die neue Wissenschaft ins Leben zu rufen. Es fragte sich, ob die antike Atomistik durch ihren Gegen- satz von Vollem und Leeren und ihren Mechanismus imstande sei, die der erweiterten Empirie sich darbietenden Aufgaben mit Hilfe einer zeitgemäßen Umgestaltung zu lösen. Hierzu war die Annahme eines Vacuums erforderlich. Nach dieser Seite hin versuchte sich Gassendi. Sollte aber eine derartige Atomistik die Schranken überwinden, welche ihren Erfolg im Altertum gehemmt hatten, so war eine erneute Begründung und Vertiefung ihrer Erkenntnismittel notwendig. Mit Vermei- dung des Vacuums hatte Basso in der Bewegung ein wesentliches Merkmal zur Unterscheidung der Stoffteilchen entdeckt, welches zugleich zur Erklärung der Wechselwirkung dienen konnte. Aber Basso konnte sich von der qualitativen Auffassung der Materie nicht lösen. Es erforderte einen gewaltigeren Geist, einen bahnbrechenden Philosophen und Mathematiker, um in der Bewegung den einzigen Unterschied zu erkennen, der in einer von sinnlichen Eigenschaften frei gedachten Materie einen Raumteil vom andern zu trennen vermag. Dieser Philosoph ist Descartes. Die Bewegung selbst aber zu beherrschen und diejenigen Formen der Abstraktion zu entdecken, welche gestatten, die Mannigfaltigkeit der Bewegungen in quantitative Vergleichung zu ziehen und in dem Maße der Bewegung jene Realität zu erkennen, wodurch die Empfindung sich als Faktor der Erfahrung begrifflich fixieren läßt, dazu gehörte das Genie eines Galilei. Das Zusammenwirken solcher Geister schuf die Voraussetzungen, welche die Begründung der Phy- sik als Wissenschaft ermöglichten. Schluß des ersten Bandes.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/536>, abgerufen am 26.11.2024.