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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Magnenus: Die Atome.
Atome. Das Kontinuum ist zusammengesetzt aus Atomen oder
Korpuskeln von endlicher Anzahl, in gleicher Weise (adaequate)
voneinander unterschieden, von bestimmtem Inhalt.1 Diese
Atome sind keine mathematischen Punkte, denn diese haben
keine Dimensionen, die Atome aber haben solche; trotzdem
sind sie physisch unteilbar. Das Kontinuum besteht also nicht
aus mathematischen Punkten, weder aus einer endlichen, noch
unbestimmten, noch absolut unendlichen Zahl derselben --
Magnenus sagt, er hätte 42 Meinungen über die Konstitution
des Kontinuums referieren können --, sondern aus physisch
unteilbaren, aber räumlich noch ausgedehnten
Partikeln
. Dies sind die einfachen Atome, welche
definiert werden können als Wurzel und Anfang der materiellen
und physischen Ausdehnung.2 Während ein einzelnes Atom
schon mathematische Ausdehnung besitzt, macht es, weil es
nicht sinnenfällig ist, noch kein physisches Kontinuum, sondern
erst den Beginn zu diesem aus. Für die Existenz der Atome
führt Magnenus acht Gründe auf, die jedoch zum Teil auf bloßen
Spitzfindigkeiten beruhen, so dort, wo er mit scholastisch-
dialektischen Begriffen ficht, sich auf das Wesen der Schöpfung
beruft, welche nur auf das Bestimmte und daher Unteilbare sich
beziehen könne, und wo er bloße Wundergeschichten aus
Jacques Gaffarels Curiositez inouyes erzählt. Zu den andren
Gründen gehören die Bemerkungen, daß die Natur das Unend-
liche scheue, ferner daß Minima unter den verschiedensten
Namen von fast allen Physikern zugelassen würden und als solche
unteilbar sein müßten, weil es sonst entweder eine Materie
ohne Form oder eine Auflösung in das Nichts auf natürlichem
Wege geben würde; es müsse eben auch eine kleinste Form
existieren. Unendlich viele Teile gebe es nicht, sondern nur
soviel quantitative Ausdehnungen als physische Teile. Über die
chemischen Experimente, welche zur Annahme von Atomen
führen, verweist Magnen auf Sennerts Hypomnemata III, c. 2
(s. S. 444). Es gibt nur drei Arten Atome von Elementen, igncae,
aqueae, terreae
, und die Luftatome, welche aber nicht Atome
eines Elements sind. Die mixta corpuscula sind nicht Atome,
wie Sennert wolle. Jene vier Arten Atome sind substanzielle

1 A. a. O. p. 174. Propos. XIX.
2 A. a. O. p. 188.

Magnenus: Die Atome.
Atome. Das Kontinuum ist zusammengesetzt aus Atomen oder
Korpuskeln von endlicher Anzahl, in gleicher Weise (adaequate)
voneinander unterschieden, von bestimmtem Inhalt.1 Diese
Atome sind keine mathematischen Punkte, denn diese haben
keine Dimensionen, die Atome aber haben solche; trotzdem
sind sie physisch unteilbar. Das Kontinuum besteht also nicht
aus mathematischen Punkten, weder aus einer endlichen, noch
unbestimmten, noch absolut unendlichen Zahl derselben —
Magnenus sagt, er hätte 42 Meinungen über die Konstitution
des Kontinuums referieren können —, sondern aus physisch
unteilbaren, aber räumlich noch ausgedehnten
Partikeln
. Dies sind die einfachen Atome, welche
definiert werden können als Wurzel und Anfang der materiellen
und physischen Ausdehnung.2 Während ein einzelnes Atom
schon mathematische Ausdehnung besitzt, macht es, weil es
nicht sinnenfällig ist, noch kein physisches Kontinuum, sondern
erst den Beginn zu diesem aus. Für die Existenz der Atome
führt Magnenus acht Gründe auf, die jedoch zum Teil auf bloßen
Spitzfindigkeiten beruhen, so dort, wo er mit scholastisch-
dialektischen Begriffen ficht, sich auf das Wesen der Schöpfung
beruft, welche nur auf das Bestimmte und daher Unteilbare sich
beziehen könne, und wo er bloße Wundergeschichten aus
Jacques Gaffarels Curiositez inouyes erzählt. Zu den andren
Gründen gehören die Bemerkungen, daß die Natur das Unend-
liche scheue, ferner daß Minima unter den verschiedensten
Namen von fast allen Physikern zugelassen würden und als solche
unteilbar sein müßten, weil es sonst entweder eine Materie
ohne Form oder eine Auflösung in das Nichts auf natürlichem
Wege geben würde; es müsse eben auch eine kleinste Form
existieren. Unendlich viele Teile gebe es nicht, sondern nur
soviel quantitative Ausdehnungen als physische Teile. Über die
chemischen Experimente, welche zur Annahme von Atomen
führen, verweist Magnen auf Sennerts Hypomnemata III, c. 2
(s. S. 444). Es gibt nur drei Arten Atome von Elementen, igncae,
aqueae, terreae
, und die Luftatome, welche aber nicht Atome
eines Elements sind. Die mixta corpuscula sind nicht Atome,
wie Sennert wolle. Jene vier Arten Atome sind substanzielle

1 A. a. O. p. 174. Propos. XIX.
2 A. a. O. p. 188.
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[504/0522] Magnenus: Die Atome. Atome. Das Kontinuum ist zusammengesetzt aus Atomen oder Korpuskeln von endlicher Anzahl, in gleicher Weise (adaequate) voneinander unterschieden, von bestimmtem Inhalt. 1 Diese Atome sind keine mathematischen Punkte, denn diese haben keine Dimensionen, die Atome aber haben solche; trotzdem sind sie physisch unteilbar. Das Kontinuum besteht also nicht aus mathematischen Punkten, weder aus einer endlichen, noch unbestimmten, noch absolut unendlichen Zahl derselben — Magnenus sagt, er hätte 42 Meinungen über die Konstitution des Kontinuums referieren können —, sondern aus physisch unteilbaren, aber räumlich noch ausgedehnten Partikeln. Dies sind die einfachen Atome, welche definiert werden können als Wurzel und Anfang der materiellen und physischen Ausdehnung. 2 Während ein einzelnes Atom schon mathematische Ausdehnung besitzt, macht es, weil es nicht sinnenfällig ist, noch kein physisches Kontinuum, sondern erst den Beginn zu diesem aus. Für die Existenz der Atome führt Magnenus acht Gründe auf, die jedoch zum Teil auf bloßen Spitzfindigkeiten beruhen, so dort, wo er mit scholastisch- dialektischen Begriffen ficht, sich auf das Wesen der Schöpfung beruft, welche nur auf das Bestimmte und daher Unteilbare sich beziehen könne, und wo er bloße Wundergeschichten aus Jacques Gaffarels Curiositez inouyes erzählt. Zu den andren Gründen gehören die Bemerkungen, daß die Natur das Unend- liche scheue, ferner daß Minima unter den verschiedensten Namen von fast allen Physikern zugelassen würden und als solche unteilbar sein müßten, weil es sonst entweder eine Materie ohne Form oder eine Auflösung in das Nichts auf natürlichem Wege geben würde; es müsse eben auch eine kleinste Form existieren. Unendlich viele Teile gebe es nicht, sondern nur soviel quantitative Ausdehnungen als physische Teile. Über die chemischen Experimente, welche zur Annahme von Atomen führen, verweist Magnen auf Sennerts Hypomnemata III, c. 2 (s. S. 444). Es gibt nur drei Arten Atome von Elementen, igncae, aqueae, terreae, und die Luftatome, welche aber nicht Atome eines Elements sind. Die mixta corpuscula sind nicht Atome, wie Sennert wolle. Jene vier Arten Atome sind substanzielle 1 A. a. O. p. 174. Propos. XIX. 2 A. a. O. p. 188.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/522>, abgerufen am 25.11.2024.