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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Bacon: Spezifisches Gewicht. Constanz der Materie.
Die Thatsache, daß in dem einen Körper bei gleichem Volu-
men mehr Materie enthalten ist als in dem andren, läßt sich
durch das Experiment unzweideutig erhärten und rechnungs-
mäßig durch Zahlen ermitteln. Denn die Anhäufung des
Stoffes wird durch das Gewicht sinnlich wahrnehmbar; dieses
bezieht sich auf die tangiblen Teile des Körpers, da der Spiri-
tus
und seine Menge außer Rechnung bleibt, indem er das Ge-
wicht eher vermindert als vermehrt.1 Bacon hat Tafeln für
die spezifischen Gewichte einer Reihe von Körpern gegeben,
in welchen sich der größte Gewichtsunterschied zwischen Gold
und Tannenholz zeigt, deren spezifischen Gewichte im Ver-
hältnis von 32 : 1 stehen;2 für die nicht porösen Körper gibt
er den größten Unterschied der in der Natur vorkommenden
Dichtigkeiten nur als das Einundzwanzigfache an.3 Legt man
nun den zwiefachen Satz zu Grunde, welcher so wahr ist, wie
kein andrer in der Natur: "Aus Nichts wird Nichts" und "Et-
was kann nicht zu Nichts werden", und der auch dahin aus-
gesprochen werden kann: "Das wahre Quantum der Materie
oder ihre Gesamtsumme ist konstant und kann weder ver-
mehrt noch vermindert werden", so ergeben sich in Verbindung
mit der Thatsache der verschiedenen Dichtigkeiten wichtige
Folgerungen.4 Die Zusammensetzung aus den Elementen reicht
zur Erklärung nicht aus, denn wie soll das soviel dichtere Gold
aus ihnen entstehen?5 Wenn jemand behauptet, daß das
Wasser, welches ein bestimmter Raum enthält, sich in Luft
verwandeln könne, und umgekehrt, so ist dies geradeso, als
wenn er behauptete, etwas könne in nichts verwandelt werden,
oder aus nichts entstehen.6 Demnach wird die Frage unab-
weisbar, wie man sich die Eigenschaft der Materie zu erklären
habe, bald größere, bald geringere Räume einzunehmen, und
ihre Beantwortung führt direkt auf die Atomistik.

Hierbei zeigt sich ein wesentlicher Unterschied in der
Auffassung der Materie bei Bacon, je nachdem man seine

1 N. O. II, 40. T. II p. 260.
2 Historia densi et rari (Opuscula varia posthuma, Amst. 1653), T. VI p.
34 f. p. 40. Hist. natur. T. III p. 268.
3 N. O. a. a. O.
4 N. O. II, 40. T. II. p. 259. -- Hist. Natur. III p. 265. -- Hist. densi
et rari
, VI p. 32.
5 Hist. dens. a. a. O. p. 40.
6 S. Anm. 4.

Bacon: Spezifisches Gewicht. Constanz der Materie.
Die Thatsache, daß in dem einen Körper bei gleichem Volu-
men mehr Materie enthalten ist als in dem andren, läßt sich
durch das Experiment unzweideutig erhärten und rechnungs-
mäßig durch Zahlen ermitteln. Denn die Anhäufung des
Stoffes wird durch das Gewicht sinnlich wahrnehmbar; dieses
bezieht sich auf die tangiblen Teile des Körpers, da der Spiri-
tus
und seine Menge außer Rechnung bleibt, indem er das Ge-
wicht eher vermindert als vermehrt.1 Bacon hat Tafeln für
die spezifischen Gewichte einer Reihe von Körpern gegeben,
in welchen sich der größte Gewichtsunterschied zwischen Gold
und Tannenholz zeigt, deren spezifischen Gewichte im Ver-
hältnis von 32 : 1 stehen;2 für die nicht porösen Körper gibt
er den größten Unterschied der in der Natur vorkommenden
Dichtigkeiten nur als das Einundzwanzigfache an.3 Legt man
nun den zwiefachen Satz zu Grunde, welcher so wahr ist, wie
kein andrer in der Natur: „Aus Nichts wird Nichts‟ und „Et-
was kann nicht zu Nichts werden‟, und der auch dahin aus-
gesprochen werden kann: „Das wahre Quantum der Materie
oder ihre Gesamtsumme ist konstant und kann weder ver-
mehrt noch vermindert werden‟, so ergeben sich in Verbindung
mit der Thatsache der verschiedenen Dichtigkeiten wichtige
Folgerungen.4 Die Zusammensetzung aus den Elementen reicht
zur Erklärung nicht aus, denn wie soll das soviel dichtere Gold
aus ihnen entstehen?5 Wenn jemand behauptet, daß das
Wasser, welches ein bestimmter Raum enthält, sich in Luft
verwandeln könne, und umgekehrt, so ist dies geradeso, als
wenn er behauptete, etwas könne in nichts verwandelt werden,
oder aus nichts entstehen.6 Demnach wird die Frage unab-
weisbar, wie man sich die Eigenschaft der Materie zu erklären
habe, bald größere, bald geringere Räume einzunehmen, und
ihre Beantwortung führt direkt auf die Atomistik.

Hierbei zeigt sich ein wesentlicher Unterschied in der
Auffassung der Materie bei Bacon, je nachdem man seine

1 N. O. II, 40. T. II p. 260.
2 Historia densi et rari (Opuscula varia posthuma, Amst. 1653), T. VI p.
34 f. p. 40. Hist. natur. T. III p. 268.
3 N. O. a. a. O.
4 N. O. II, 40. T. II. p. 259. — Hist. Natur. III p. 265. — Hist. densi
et rari
, VI p. 32.
5 Hist. dens. a. a. O. p. 40.
6 S. Anm. 4.
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[423/0441] Bacon: Spezifisches Gewicht. Constanz der Materie. Die Thatsache, daß in dem einen Körper bei gleichem Volu- men mehr Materie enthalten ist als in dem andren, läßt sich durch das Experiment unzweideutig erhärten und rechnungs- mäßig durch Zahlen ermitteln. Denn die Anhäufung des Stoffes wird durch das Gewicht sinnlich wahrnehmbar; dieses bezieht sich auf die tangiblen Teile des Körpers, da der Spiri- tus und seine Menge außer Rechnung bleibt, indem er das Ge- wicht eher vermindert als vermehrt. 1 Bacon hat Tafeln für die spezifischen Gewichte einer Reihe von Körpern gegeben, in welchen sich der größte Gewichtsunterschied zwischen Gold und Tannenholz zeigt, deren spezifischen Gewichte im Ver- hältnis von 32 : 1 stehen; 2 für die nicht porösen Körper gibt er den größten Unterschied der in der Natur vorkommenden Dichtigkeiten nur als das Einundzwanzigfache an. 3 Legt man nun den zwiefachen Satz zu Grunde, welcher so wahr ist, wie kein andrer in der Natur: „Aus Nichts wird Nichts‟ und „Et- was kann nicht zu Nichts werden‟, und der auch dahin aus- gesprochen werden kann: „Das wahre Quantum der Materie oder ihre Gesamtsumme ist konstant und kann weder ver- mehrt noch vermindert werden‟, so ergeben sich in Verbindung mit der Thatsache der verschiedenen Dichtigkeiten wichtige Folgerungen. 4 Die Zusammensetzung aus den Elementen reicht zur Erklärung nicht aus, denn wie soll das soviel dichtere Gold aus ihnen entstehen? 5 Wenn jemand behauptet, daß das Wasser, welches ein bestimmter Raum enthält, sich in Luft verwandeln könne, und umgekehrt, so ist dies geradeso, als wenn er behauptete, etwas könne in nichts verwandelt werden, oder aus nichts entstehen. 6 Demnach wird die Frage unab- weisbar, wie man sich die Eigenschaft der Materie zu erklären habe, bald größere, bald geringere Räume einzunehmen, und ihre Beantwortung führt direkt auf die Atomistik. Hierbei zeigt sich ein wesentlicher Unterschied in der Auffassung der Materie bei Bacon, je nachdem man seine 1 N. O. II, 40. T. II p. 260. 2 Historia densi et rari (Opuscula varia posthuma, Amst. 1653), T. VI p. 34 f. p. 40. Hist. natur. T. III p. 268. 3 N. O. a. a. O. 4 N. O. II, 40. T. II. p. 259. — Hist. Natur. III p. 265. — Hist. densi et rari, VI p. 32. 5 Hist. dens. a. a. O. p. 40. 6 S. Anm. 4.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/441>, abgerufen am 22.11.2024.