Er hätte hier eine bessere Beantwortung jener eben erwähnten Frage gefunden, wie aus den Punkten die Raumgröße zustande kommt. Aber dadurch, daß er den Begriff des Vacuums ab- solut verwarf,1 hatte er sich den Weg verschlossen, die Aus- dehnung von der Position der Atome zu unterscheiden. Auch in der Erklärung der Bewegung weicht Lubin prinzipiell von den Mutakallimun ab.
Wenngleich die metaphysische Atomistik Lubins nicht ge- rade von bedeutendem Einflusse gewesen sein mag, wenigstens nicht für die Physik, und der Phosphorus, in welchem er sie niedergelegt hat, sein Licht nicht sehr weit getragen haben dürfte, so werden wir doch in der zweiten Hälfte des Jahr- hunderts jene punktuelle Atomistik mehrfach wieder auftauchen sehen, welche bekanntlich in Leibniz' Monadenlehre ihre meta- physische Vollendung erhielt.
3. Jean Bodin.
In dieselbe Zeit, wie Lubins Ausführungen, gehören auch die Äußerungen Jean Bodins, den wir bereits in der Ent- wickelung der Elementenlehre nannten, als ein Zeichen, wie die Naturphilosophie sich wieder atomistischen Gedanken zu- neigt. Von klaren Festsetzungen über Atome findet sich bei Bodin allerdings nichts, aber seine Bemerkungen sind eben für dieses unbestimmte Ringen nach Grundbestimmungen über die Materie charakteristisch. So versucht er den Begriff der un- veränderlichen Substanz, die der Reihe nach verschiedene Formen annimmt, gegenüber den substanziellen Formen, welche die Materie erst wirklich machen, in den Vordergrund zu stellen. Er meint, daß mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Materie ohne Form als eine den Dingen der Natur zu- kommende Form ohne Materie bestehen könne, da diese Formen zugleich mit ihrem Gegenstande vergehen, während die Materie bestehen bleibt, indem sie immer neue Formen annimmt.2 Den natürlichen Körper definiert er als das, was aus Materie und ihren Zuständen besteht, indem er die For-
1Phosphorus c. XI. p. 106.
2Universae naturae theatrum. Hanoviae. 1605. p. 73.
Lubin. Bodin: Materie.
Er hätte hier eine bessere Beantwortung jener eben erwähnten Frage gefunden, wie aus den Punkten die Raumgröße zustande kommt. Aber dadurch, daß er den Begriff des Vacuums ab- solut verwarf,1 hatte er sich den Weg verschlossen, die Aus- dehnung von der Position der Atome zu unterscheiden. Auch in der Erklärung der Bewegung weicht Lubin prinzipiell von den Mutakallimun ab.
Wenngleich die metaphysische Atomistik Lubins nicht ge- rade von bedeutendem Einflusse gewesen sein mag, wenigstens nicht für die Physik, und der Phosphorus, in welchem er sie niedergelegt hat, sein Licht nicht sehr weit getragen haben dürfte, so werden wir doch in der zweiten Hälfte des Jahr- hunderts jene punktuelle Atomistik mehrfach wieder auftauchen sehen, welche bekanntlich in Leibniz’ Monadenlehre ihre meta- physische Vollendung erhielt.
3. Jean Bodin.
In dieselbe Zeit, wie Lubins Ausführungen, gehören auch die Äußerungen Jean Bodins, den wir bereits in der Ent- wickelung der Elementenlehre nannten, als ein Zeichen, wie die Naturphilosophie sich wieder atomistischen Gedanken zu- neigt. Von klaren Festsetzungen über Atome findet sich bei Bodin allerdings nichts, aber seine Bemerkungen sind eben für dieses unbestimmte Ringen nach Grundbestimmungen über die Materie charakteristisch. So versucht er den Begriff der un- veränderlichen Substanz, die der Reihe nach verschiedene Formen annimmt, gegenüber den substanziellen Formen, welche die Materie erst wirklich machen, in den Vordergrund zu stellen. Er meint, daß mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Materie ohne Form als eine den Dingen der Natur zu- kommende Form ohne Materie bestehen könne, da diese Formen zugleich mit ihrem Gegenstande vergehen, während die Materie bestehen bleibt, indem sie immer neue Formen annimmt.2 Den natürlichen Körper definiert er als das, was aus Materie und ihren Zuständen besteht, indem er die For-
1Phosphorus c. XI. p. 106.
2Universae naturae theatrum. Hanoviae. 1605. p. 73.
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Lubin. Bodin: Materie.
Er hätte hier eine bessere Beantwortung jener eben erwähnten
Frage gefunden, wie aus den Punkten die Raumgröße zustande
kommt. Aber dadurch, daß er den Begriff des Vacuums ab-
solut verwarf, 1 hatte er sich den Weg verschlossen, die Aus-
dehnung von der Position der Atome zu unterscheiden. Auch
in der Erklärung der Bewegung weicht Lubin prinzipiell von
den Mutakallimun ab.
Wenngleich die metaphysische Atomistik Lubins nicht ge-
rade von bedeutendem Einflusse gewesen sein mag, wenigstens
nicht für die Physik, und der Phosphorus, in welchem er sie
niedergelegt hat, sein Licht nicht sehr weit getragen haben
dürfte, so werden wir doch in der zweiten Hälfte des Jahr-
hunderts jene punktuelle Atomistik mehrfach wieder auftauchen
sehen, welche bekanntlich in Leibniz’ Monadenlehre ihre meta-
physische Vollendung erhielt.
3. Jean Bodin.
In dieselbe Zeit, wie Lubins Ausführungen, gehören auch
die Äußerungen Jean Bodins, den wir bereits in der Ent-
wickelung der Elementenlehre nannten, als ein Zeichen, wie
die Naturphilosophie sich wieder atomistischen Gedanken zu-
neigt. Von klaren Festsetzungen über Atome findet sich bei
Bodin allerdings nichts, aber seine Bemerkungen sind eben für
dieses unbestimmte Ringen nach Grundbestimmungen über die
Materie charakteristisch. So versucht er den Begriff der un-
veränderlichen Substanz, die der Reihe nach verschiedene
Formen annimmt, gegenüber den substanziellen Formen,
welche die Materie erst wirklich machen, in den Vordergrund
zu stellen. Er meint, daß mit größerer Wahrscheinlichkeit
eine Materie ohne Form als eine den Dingen der Natur zu-
kommende Form ohne Materie bestehen könne, da diese
Formen zugleich mit ihrem Gegenstande vergehen, während
die Materie bestehen bleibt, indem sie immer neue Formen
annimmt. 2 Den natürlichen Körper definiert er als das, was
aus Materie und ihren Zuständen besteht, indem er die For-
1 Phosphorus c. XI. p. 106.
2 Universae naturae theatrum. Hanoviae. 1605. p. 73.
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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/429>, abgerufen am 25.11.2024.
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