Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.De Claves: Fünf Grundsubstanzen. werden wir ihrer atomistischen Ansichten wegen später aus-führlicher zu berichten haben;1 es sei daher hier nur bemerkt, daß letzterer in seiner für die Geschichte der Atomistik so verhängnisvoll gewordenen Disputation, sowie später in litte- rarischen Publikationen2 außer Wasser und Erde, welche er allein als Elemente anerkennt, auch noch Sal, Sulfur (oder Oleum) und Mercurius (s. spiritus acidus)3 als Bestandteile der zu- sammengesetzten Körper annahm,4 so daß er im ganzen fünf Grundsubstanzen erhält, welche actu et formaliter in den Körpern vorhanden und nicht ineinander verwandelbar seien. Das Feuer betrachtet er ebenfalls als kein Element, aber als sehr feucht, d. h. flüssig. Die Luft hält er für vom Wasser nicht wesentlich unterschieden, die Kälte komme als Eigenschaft nur der Luft zu. Die Feuersphäre, welche Aristoteles über der Luft annahm, leugnet er, das Feuer sei bloß ein Accidens des Oleum. 3. Campanella. An seinen berühmten Landsmann Telesio schließt sich 1 Vgl. den 8. Abschnitt über die Erneuerung der Korpuskulartheorie in Frankreich. 2 Des principes de Nature, Paris 1635. 8. (Gmelin I, p. 509) und Nou- velles lumieres philosophiques. Vgl. Sorel, S. 499 ff. 3 In meiner Abh. Die Lehre v. d. Elementen etc. steht an dieser Stelle aus Versehen "Sulfur und Oleum (od. Mercur)" statt "Sulfur (od. Oleum) und Mercur." 4 Hierin schließt er sich an Basso an, indem er nur für phlegma und caput mortuum: Wasser und Erde setzte. Vgl. Morinus, Astrologia Gallica, Hagae Comitis 1661, p. 71. 5 Die mir vorliegenden Ausgaben aus der großen Zahl seiner Werke
sind: Prodromus Philosophiae instaurandae, i. e. Dissertationis De Natura Rerum Compendium Secundum vera principia, ex scriptis Thomae Campanellae praemissum. Cum praefat. ad philosophos Germaniae, Francof. 1617. -- De sensu rerum et Magia libri quatuor, Tob. Adami recens. Francof. 1620. -- Realis philosophiae epilogisticae partes quatuor, h. e. De rerum natura etc. Francof. 1623. -- Universalis philosophiae, seu Metaphysicarum rerum juxta propria dogmata, partes tres. Paris 1638. Fol. -- Vgl. Rixner u. Siber, 6. Heft. Carriere, II p. 243 ff., Windelband, Gesch. d. n. Ph. I S. 76 ff. De Claves: Fünf Grundsubstanzen. werden wir ihrer atomistischen Ansichten wegen später aus-führlicher zu berichten haben;1 es sei daher hier nur bemerkt, daß letzterer in seiner für die Geschichte der Atomistik so verhängnisvoll gewordenen Disputation, sowie später in litte- rarischen Publikationen2 außer Wasser und Erde, welche er allein als Elemente anerkennt, auch noch Sal, Sulfur (oder Oleum) und Mercurius (s. spiritus acidus)3 als Bestandteile der zu- sammengesetzten Körper annahm,4 so daß er im ganzen fünf Grundsubstanzen erhält, welche actu et formaliter in den Körpern vorhanden und nicht ineinander verwandelbar seien. Das Feuer betrachtet er ebenfalls als kein Element, aber als sehr feucht, d. h. flüssig. Die Luft hält er für vom Wasser nicht wesentlich unterschieden, die Kälte komme als Eigenschaft nur der Luft zu. Die Feuersphäre, welche Aristoteles über der Luft annahm, leugnet er, das Feuer sei bloß ein Accidens des Oleum. 3. Campanella. An seinen berühmten Landsmann Telesio schließt sich 1 Vgl. den 8. Abschnitt über die Erneuerung der Korpuskulartheorie in Frankreich. 2 Des principes de Nature, Paris 1635. 8. (Gmelin I, p. 509) und Nou- velles lumières philosophiques. Vgl. Sorel, S. 499 ff. 3 In meiner Abh. Die Lehre v. d. Elementen etc. steht an dieser Stelle aus Versehen „Sulfur und Oleum (od. Mercur)‟ statt „Sulfur (od. Oleum) und Mercur.‟ 4 Hierin schließt er sich an Basso an, indem er nur für phlegma und caput mortuum: Wasser und Erde setzte. Vgl. Morinus, Astrologia Gallica, Hagae Comitis 1661, p. 71. 5 Die mir vorliegenden Ausgaben aus der großen Zahl seiner Werke
sind: Prodromus Philosophiae instaurandae, i. e. Dissertationis De Natura Rerum Compendium Secundum vera principia, ex scriptis Thomae Campanellae praemissum. Cum praefat. ad philosophos Germaniae, Francof. 1617. — De sensu rerum et Magia libri quatuor, Tob. Adami recens. Francof. 1620. — Realis philosophiae epilogisticae partes quatuor, h. e. De rerum natura etc. Francof. 1623. — Universalis philosophiae, seu Metaphysicarum rerum juxta propria dogmata, partes tres. Paris 1638. Fol. — Vgl. Rixner u. Siber, 6. Heft. Carrière, II p. 243 ff., Windelband, Gesch. d. n. Ph. I S. 76 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0358" n="340"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">De Claves</hi>: Fünf Grundsubstanzen.</fw><lb/> werden wir ihrer atomistischen Ansichten wegen später aus-<lb/> führlicher zu berichten haben;<note place="foot" n="1">Vgl. den 8. Abschnitt über die Erneuerung der Korpuskulartheorie in<lb/> Frankreich.</note> es sei daher hier nur bemerkt,<lb/> daß letzterer in seiner für die Geschichte der Atomistik so<lb/> verhängnisvoll gewordenen Disputation, sowie später in litte-<lb/> rarischen Publikationen<note place="foot" n="2"><hi rendition="#i">Des principes de Nature</hi>, Paris 1635. 8. (<hi rendition="#k">Gmelin</hi> I, p. 509) und <hi rendition="#i">Nou-<lb/> velles lumières philosophiques.</hi> Vgl. <hi rendition="#k">Sorel</hi>, S. 499 ff.</note> außer <hi rendition="#g">Wasser</hi> und <hi rendition="#g">Erde,</hi> welche<lb/> er allein als Elemente anerkennt, auch noch <hi rendition="#i">Sal, Sulfur</hi> (oder<lb/><hi rendition="#i">Oleum</hi>) und <hi rendition="#i">Mercurius</hi> (s. <hi rendition="#i">spiritus acidus</hi>)<note place="foot" n="3">In meiner Abh. <hi rendition="#i">Die Lehre v. d. Elementen</hi> etc. steht an dieser Stelle<lb/> aus Versehen „Sulfur und Oleum (od. Mercur)‟ statt „Sulfur (od. Oleum) und<lb/> Mercur.‟</note> als Bestandteile der zu-<lb/> sammengesetzten Körper annahm,<note place="foot" n="4">Hierin schließt er sich an <hi rendition="#k">Basso</hi> an, indem er nur für <hi rendition="#i">phlegma</hi> und<lb/><hi rendition="#i">caput mortuum</hi>: Wasser und Erde setzte. Vgl. <hi rendition="#k">Morinus</hi>, <hi rendition="#i">Astrologia Gallica</hi>,<lb/> Hagae Comitis 1661, p. 71.</note> so daß er im ganzen fünf<lb/> Grundsubstanzen erhält, welche <hi rendition="#i">actu et formaliter</hi> in den Körpern<lb/> vorhanden und <hi rendition="#g">nicht ineinander verwandelbar</hi> seien. Das<lb/> Feuer betrachtet er ebenfalls als kein Element, aber als sehr<lb/> feucht, d. h. flüssig. Die Luft hält er für vom Wasser nicht<lb/> wesentlich unterschieden, die Kälte komme als Eigenschaft nur<lb/> der Luft zu. Die Feuersphäre, welche <hi rendition="#k">Aristoteles</hi> über der<lb/> Luft annahm, leugnet er, das Feuer sei bloß ein Accidens des<lb/> Oleum.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">3. Campanella.</hi> </head><lb/> <p>An seinen berühmten Landsmann <hi rendition="#k">Telesio</hi> schließt sich<lb/> der Italiener <hi rendition="#k">Tommaso Campanella</hi> (1568—1639) an, noch mehr<lb/> phantastisch als jener und vielleicht ein besserer Dichter als<lb/> Philosoph.<note place="foot" n="5">Die mir vorliegenden Ausgaben aus der großen Zahl seiner Werke<lb/> sind: <hi rendition="#i">Prodromus Philosophiae instaurandae, i. e. Dissertationis De Natura<lb/> Rerum Compendium Secundum vera principia, ex scriptis</hi> <hi rendition="#k">Thomae Campanellae</hi><lb/><hi rendition="#i">praemissum.</hi> Cum praefat. ad philosophos Germaniae, Francof. 1617. — <hi rendition="#i">De<lb/> sensu rerum et Magia libri quatuor</hi>, <hi rendition="#k">Tob. Adami</hi> recens. Francof. 1620. — <hi rendition="#i">Realis<lb/> philosophiae epilogisticae partes quatuor, h. e. De rerum natura</hi> etc. Francof.<lb/> 1623. — <hi rendition="#i">Universalis philosophiae, seu Metaphysicarum rerum juxta propria<lb/> dogmata, partes tres.</hi> Paris 1638. Fol. — Vgl. <hi rendition="#k">Rixner</hi> u. <hi rendition="#k">Siber</hi>, 6. Heft.<lb/><hi rendition="#k">Carrière</hi>, II p. 243 ff., <hi rendition="#k">Windelband</hi>, <hi rendition="#i">Gesch. d. n. Ph.</hi> I S. 76 ff.</note> <hi rendition="#k">Aristoteles</hi> gegenüber strebt er nach selbständiger<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0358]
De Claves: Fünf Grundsubstanzen.
werden wir ihrer atomistischen Ansichten wegen später aus-
führlicher zu berichten haben; 1 es sei daher hier nur bemerkt,
daß letzterer in seiner für die Geschichte der Atomistik so
verhängnisvoll gewordenen Disputation, sowie später in litte-
rarischen Publikationen 2 außer Wasser und Erde, welche
er allein als Elemente anerkennt, auch noch Sal, Sulfur (oder
Oleum) und Mercurius (s. spiritus acidus) 3 als Bestandteile der zu-
sammengesetzten Körper annahm, 4 so daß er im ganzen fünf
Grundsubstanzen erhält, welche actu et formaliter in den Körpern
vorhanden und nicht ineinander verwandelbar seien. Das
Feuer betrachtet er ebenfalls als kein Element, aber als sehr
feucht, d. h. flüssig. Die Luft hält er für vom Wasser nicht
wesentlich unterschieden, die Kälte komme als Eigenschaft nur
der Luft zu. Die Feuersphäre, welche Aristoteles über der
Luft annahm, leugnet er, das Feuer sei bloß ein Accidens des
Oleum.
3. Campanella.
An seinen berühmten Landsmann Telesio schließt sich
der Italiener Tommaso Campanella (1568—1639) an, noch mehr
phantastisch als jener und vielleicht ein besserer Dichter als
Philosoph. 5 Aristoteles gegenüber strebt er nach selbständiger
1 Vgl. den 8. Abschnitt über die Erneuerung der Korpuskulartheorie in
Frankreich.
2 Des principes de Nature, Paris 1635. 8. (Gmelin I, p. 509) und Nou-
velles lumières philosophiques. Vgl. Sorel, S. 499 ff.
3 In meiner Abh. Die Lehre v. d. Elementen etc. steht an dieser Stelle
aus Versehen „Sulfur und Oleum (od. Mercur)‟ statt „Sulfur (od. Oleum) und
Mercur.‟
4 Hierin schließt er sich an Basso an, indem er nur für phlegma und
caput mortuum: Wasser und Erde setzte. Vgl. Morinus, Astrologia Gallica,
Hagae Comitis 1661, p. 71.
5 Die mir vorliegenden Ausgaben aus der großen Zahl seiner Werke
sind: Prodromus Philosophiae instaurandae, i. e. Dissertationis De Natura
Rerum Compendium Secundum vera principia, ex scriptis Thomae Campanellae
praemissum. Cum praefat. ad philosophos Germaniae, Francof. 1617. — De
sensu rerum et Magia libri quatuor, Tob. Adami recens. Francof. 1620. — Realis
philosophiae epilogisticae partes quatuor, h. e. De rerum natura etc. Francof.
1623. — Universalis philosophiae, seu Metaphysicarum rerum juxta propria
dogmata, partes tres. Paris 1638. Fol. — Vgl. Rixner u. Siber, 6. Heft.
Carrière, II p. 243 ff., Windelband, Gesch. d. n. Ph. I S. 76 ff.
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