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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Unverwandelbarkeit der Elemente. Basso. D'Espagnet.
physikalischen Dingen, wenn man die Dünste mit der Luft
verwechselt."1 Es scheint, daß Gorlaeus der erste ist, welcher
die Verwandlung von Wasser in Luft leugnete.

Nächst Gorlaeus wäre Basso zu nennen, dessen Buch 1621
erschien; doch werden wir über ihn erst in dem Abschnitt über
die Erneuerung der Atomistik in Frankreich ausführlich han-
deln. Dagegen verdient in der Elementenlehre ein andrer
Forscher Erwähnung, der vielleicht auch von Gorlaeus beeinflußt
ist, nämlich d'Espagnet.

Jean d'Espagnet war Präsident im Parlament von Bordeaux
und ist bekannt als Alchymist, bedeutender aber als Erneuerer
der Physik. Zur Erklärung der Weltentstehung nahm er zwei
ursprünglich geschaffene Prinzipien an,2 das eine licht und der
Natur des Geistigen nahestehend, das andere durchaus körper-
lich und dunkel; jenes ist das Prinzip der Bewegung, des
Lichtes und der Wärme, dieses der Trägheit, der Dunkelheit
und Kälte; jenes ist aktiv und männlich, dieses passiv und
weiblich. Durch den Kampf zwischen beiden erzeugte sich
unsre Welt. Hierbei ist der Einfluß von Telesio unverkenn-
bar. Innerhalb der geschaffenen Welt erkennt nun d'Espagnet
drei Elemente an, Erde, Wasser und Luft,3 von denen aber
nur zwei, nämlich Erde und Wasser in die zusammenge-
setzten Körper als Grundbestandteile eingehen, während die
Luft gewissermaßen von der Gattung der geistigen Dinge ist.4
Das Wasser steht der materia prima am nächsten, es ist gleich-
sam ihr Bild (c. 60) und zugleich die Grundlage aller Feuchtig-
keit (c. 72). Schon bei mäßiger Wärme gibt es Dämpfe von
sich (c. 64), welche nicht mit der Luft zu verwechseln
sind
(c. 77). Man muß vielmehr zwischen flüssigen (liquida)

1 Ex. p. 301.
2 Enchiridion physicae, mit dem Anagramm des Verf. "Spes mea est in
agno." Die Ausgabe, welche mir vorliegt, ist Genevae 1653. Die erste Aus-
gabe erschien jedoch schon 1623 in Paris, 8, bei Nicolas Buon. Lenglet
Dufresnoy
, auf welchen sich wahrscheinlich Gmelin (I S. 507) bezieht, gibt
bereits eine Ausgabe Paris 1608 an, was jedoch nach Delaulnaye (in der
Biogr. univ. Paris 1815, T. 13 p. 318) auf einem Irrtum beruht. Kopp,
Alchemie II S. 345 führt ebenfalls 1608 an, ohne jedoch diese Zahl zu be-
gründen.
3 A. a. O. c. 50, 51.
4 A. a. O. c. 56, 69.

Unverwandelbarkeit der Elemente. Basso. D’Espagnet.
physikalischen Dingen, wenn man die Dünste mit der Luft
verwechselt.‟1 Es scheint, daß Gorlaeus der erste ist, welcher
die Verwandlung von Wasser in Luft leugnete.

Nächst Gorlaeus wäre Basso zu nennen, dessen Buch 1621
erschien; doch werden wir über ihn erst in dem Abschnitt über
die Erneuerung der Atomistik in Frankreich ausführlich han-
deln. Dagegen verdient in der Elementenlehre ein andrer
Forscher Erwähnung, der vielleicht auch von Gorlaeus beeinflußt
ist, nämlich d’Espagnet.

Jean d’Espagnet war Präsident im Parlament von Bordeaux
und ist bekannt als Alchymist, bedeutender aber als Erneuerer
der Physik. Zur Erklärung der Weltentstehung nahm er zwei
ursprünglich geschaffene Prinzipien an,2 das eine licht und der
Natur des Geistigen nahestehend, das andere durchaus körper-
lich und dunkel; jenes ist das Prinzip der Bewegung, des
Lichtes und der Wärme, dieses der Trägheit, der Dunkelheit
und Kälte; jenes ist aktiv und männlich, dieses passiv und
weiblich. Durch den Kampf zwischen beiden erzeugte sich
unsre Welt. Hierbei ist der Einfluß von Telesio unverkenn-
bar. Innerhalb der geschaffenen Welt erkennt nun d’Espagnet
drei Elemente an, Erde, Wasser und Luft,3 von denen aber
nur zwei, nämlich Erde und Wasser in die zusammenge-
setzten Körper als Grundbestandteile eingehen, während die
Luft gewissermaßen von der Gattung der geistigen Dinge ist.4
Das Wasser steht der materia prima am nächsten, es ist gleich-
sam ihr Bild (c. 60) und zugleich die Grundlage aller Feuchtig-
keit (c. 72). Schon bei mäßiger Wärme gibt es Dämpfe von
sich (c. 64), welche nicht mit der Luft zu verwechseln
sind
(c. 77). Man muß vielmehr zwischen flüssigen (liquida)

1 Ex. p. 301.
2 Enchiridion physicae, mit dem Anagramm des Verf. „Spes mea est in
agno.‟ Die Ausgabe, welche mir vorliegt, ist Genevae 1653. Die erste Aus-
gabe erschien jedoch schon 1623 in Paris, 8, bei Nicolas Buon. Lenglet
Dufresnoy
, auf welchen sich wahrscheinlich Gmelin (I S. 507) bezieht, gibt
bereits eine Ausgabe Paris 1608 an, was jedoch nach Delaulnaye (in der
Biogr. univ. Paris 1815, T. 13 p. 318) auf einem Irrtum beruht. Kopp,
Alchemie II S. 345 führt ebenfalls 1608 an, ohne jedoch diese Zahl zu be-
gründen.
3 A. a. O. c. 50, 51.
4 A. a. O. c. 56, 69.
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[335/0353] Unverwandelbarkeit der Elemente. Basso. D’Espagnet. physikalischen Dingen, wenn man die Dünste mit der Luft verwechselt.‟ 1 Es scheint, daß Gorlaeus der erste ist, welcher die Verwandlung von Wasser in Luft leugnete. Nächst Gorlaeus wäre Basso zu nennen, dessen Buch 1621 erschien; doch werden wir über ihn erst in dem Abschnitt über die Erneuerung der Atomistik in Frankreich ausführlich han- deln. Dagegen verdient in der Elementenlehre ein andrer Forscher Erwähnung, der vielleicht auch von Gorlaeus beeinflußt ist, nämlich d’Espagnet. Jean d’Espagnet war Präsident im Parlament von Bordeaux und ist bekannt als Alchymist, bedeutender aber als Erneuerer der Physik. Zur Erklärung der Weltentstehung nahm er zwei ursprünglich geschaffene Prinzipien an, 2 das eine licht und der Natur des Geistigen nahestehend, das andere durchaus körper- lich und dunkel; jenes ist das Prinzip der Bewegung, des Lichtes und der Wärme, dieses der Trägheit, der Dunkelheit und Kälte; jenes ist aktiv und männlich, dieses passiv und weiblich. Durch den Kampf zwischen beiden erzeugte sich unsre Welt. Hierbei ist der Einfluß von Telesio unverkenn- bar. Innerhalb der geschaffenen Welt erkennt nun d’Espagnet drei Elemente an, Erde, Wasser und Luft, 3 von denen aber nur zwei, nämlich Erde und Wasser in die zusammenge- setzten Körper als Grundbestandteile eingehen, während die Luft gewissermaßen von der Gattung der geistigen Dinge ist. 4 Das Wasser steht der materia prima am nächsten, es ist gleich- sam ihr Bild (c. 60) und zugleich die Grundlage aller Feuchtig- keit (c. 72). Schon bei mäßiger Wärme gibt es Dämpfe von sich (c. 64), welche nicht mit der Luft zu verwechseln sind (c. 77). Man muß vielmehr zwischen flüssigen (liquida) 1 Ex. p. 301. 2 Enchiridion physicae, mit dem Anagramm des Verf. „Spes mea est in agno.‟ Die Ausgabe, welche mir vorliegt, ist Genevae 1653. Die erste Aus- gabe erschien jedoch schon 1623 in Paris, 8, bei Nicolas Buon. Lenglet Dufresnoy, auf welchen sich wahrscheinlich Gmelin (I S. 507) bezieht, gibt bereits eine Ausgabe Paris 1608 an, was jedoch nach Delaulnaye (in der Biogr. univ. Paris 1815, T. 13 p. 318) auf einem Irrtum beruht. Kopp, Alchemie II S. 345 führt ebenfalls 1608 an, ohne jedoch diese Zahl zu be- gründen. 3 A. a. O. c. 50, 51. 4 A. a. O. c. 56, 69.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/353>, abgerufen am 25.11.2024.