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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Die Mischung: Thomas gg. Avicenna, Albert, Averroes.
sein verschiedener Körper in demselben Raumteile heraus-
kommen würde; andrerseits erfordere jede substanzielle Form
eine besondere Disposition der Materie, es sei aber unmöglich,
daß entgegengesetzte Dispositionen, wie sie die Form des
Feuers und des Wassers erfordere, in demselben Subjekte seien,
es können daher auch z. B. die substanziellen Formen des
Feuers und des Wassers nicht in demselben Teile der Mischung
existieren.

"In noch größere Widersprüche", fährt er fort,1 "verwickeln
sich die Ansichten derjenigen (Averroes), welche annehmen,
daß die Formen in gewisser Beziehung erhalten bleiben, indem
sie eine Anspannung und Abschwächung derselben zulassen und
behaupten, daß die Formen der Elemente unvollkommen sind,
sich der ersten Materie nähern und zwischen Substanz und
Accidens in der Mitte stehen." Denn weder könne es ein
Mittleres zwischen Substanz und Accidens geben, noch können
substanzielle Formen eine Anspannung oder Abschwächung,
ein Mehr oder Minder besitzen. Es müsse demnach ein anderer
Modus gefunden werden, durch welchen einerseits die Wahr-
heit der Mischung salviert werde, andrerseits die Elemente
nicht ganz zerstört, sondern irgendwie (aliqualiter) in der
Mischung erhalten bleiben.2

Bei der Aufstellung seiner eigenen Theorie geht nun
Thomas davon aus, daß die gegensätzlichen Eigenschaften der
Elemente graduelle Einwirkungen zulassen und sich daher
zu einer mittleren Eigenschaft ausgleichen können, wie Schwarz
und Weiß zu Grau. Diese unter Schwächung des Übermaßes
der elementaren Qualitäten entstandene mittlere Eigenschaft
sei die eigentümliche Qualität der Verbindung; sie ist -- ver-
schieden je nach den verschiedenen Mischungsverhältnissen --
die eigentümliche Disposition zur Form der Verbindung. So
erhalten sich also nur die Eigenschaften unter gegenseitiger
Ausgleichung in der Mischung, indem sie dadurch das Hinzu-
kommen der neuen Form der Verbindung ermöglichen. Die
substanziellen Formen sind verschwunden, aber, wenn auch

1 A. a. O. f. 23. Da.
2 An andrer Stelle stellt er die Änderung der Elemente mit ihrer Cor-
ruptio in eine Linie: alteratorum, id est corruptorum etc. De gen. lib I. Schluß.

Die Mischung: Thomas gg. Avicenna, Albert, Averroes.
sein verschiedener Körper in demselben Raumteile heraus-
kommen würde; andrerseits erfordere jede substanzielle Form
eine besondere Disposition der Materie, es sei aber unmöglich,
daß entgegengesetzte Dispositionen, wie sie die Form des
Feuers und des Wassers erfordere, in demselben Subjekte seien,
es können daher auch z. B. die substanziellen Formen des
Feuers und des Wassers nicht in demselben Teile der Mischung
existieren.

„In noch größere Widersprüche‟, fährt er fort,1 „verwickeln
sich die Ansichten derjenigen (Averroes), welche annehmen,
daß die Formen in gewisser Beziehung erhalten bleiben, indem
sie eine Anspannung und Abschwächung derselben zulassen und
behaupten, daß die Formen der Elemente unvollkommen sind,
sich der ersten Materie nähern und zwischen Substanz und
Accidens in der Mitte stehen.‟ Denn weder könne es ein
Mittleres zwischen Substanz und Accidens geben, noch können
substanzielle Formen eine Anspannung oder Abschwächung,
ein Mehr oder Minder besitzen. Es müsse demnach ein anderer
Modus gefunden werden, durch welchen einerseits die Wahr-
heit der Mischung salviert werde, andrerseits die Elemente
nicht ganz zerstört, sondern irgendwie (aliqualiter) in der
Mischung erhalten bleiben.2

Bei der Aufstellung seiner eigenen Theorie geht nun
Thomas davon aus, daß die gegensätzlichen Eigenschaften der
Elemente graduelle Einwirkungen zulassen und sich daher
zu einer mittleren Eigenschaft ausgleichen können, wie Schwarz
und Weiß zu Grau. Diese unter Schwächung des Übermaßes
der elementaren Qualitäten entstandene mittlere Eigenschaft
sei die eigentümliche Qualität der Verbindung; sie ist — ver-
schieden je nach den verschiedenen Mischungsverhältnissen —
die eigentümliche Disposition zur Form der Verbindung. So
erhalten sich also nur die Eigenschaften unter gegenseitiger
Ausgleichung in der Mischung, indem sie dadurch das Hinzu-
kommen der neuen Form der Verbindung ermöglichen. Die
substanziellen Formen sind verschwunden, aber, wenn auch

1 A. a. O. f. 23. Da.
2 An andrer Stelle stellt er die Änderung der Elemente mit ihrer Cor-
ruptio in eine Linie: alteratorum, id est corruptorum etc. De gen. lib I. Schluß.
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[246/0264] Die Mischung: Thomas gg. Avicenna, Albert, Averroes. sein verschiedener Körper in demselben Raumteile heraus- kommen würde; andrerseits erfordere jede substanzielle Form eine besondere Disposition der Materie, es sei aber unmöglich, daß entgegengesetzte Dispositionen, wie sie die Form des Feuers und des Wassers erfordere, in demselben Subjekte seien, es können daher auch z. B. die substanziellen Formen des Feuers und des Wassers nicht in demselben Teile der Mischung existieren. „In noch größere Widersprüche‟, fährt er fort, 1 „verwickeln sich die Ansichten derjenigen (Averroes), welche annehmen, daß die Formen in gewisser Beziehung erhalten bleiben, indem sie eine Anspannung und Abschwächung derselben zulassen und behaupten, daß die Formen der Elemente unvollkommen sind, sich der ersten Materie nähern und zwischen Substanz und Accidens in der Mitte stehen.‟ Denn weder könne es ein Mittleres zwischen Substanz und Accidens geben, noch können substanzielle Formen eine Anspannung oder Abschwächung, ein Mehr oder Minder besitzen. Es müsse demnach ein anderer Modus gefunden werden, durch welchen einerseits die Wahr- heit der Mischung salviert werde, andrerseits die Elemente nicht ganz zerstört, sondern irgendwie (aliqualiter) in der Mischung erhalten bleiben. 2 Bei der Aufstellung seiner eigenen Theorie geht nun Thomas davon aus, daß die gegensätzlichen Eigenschaften der Elemente graduelle Einwirkungen zulassen und sich daher zu einer mittleren Eigenschaft ausgleichen können, wie Schwarz und Weiß zu Grau. Diese unter Schwächung des Übermaßes der elementaren Qualitäten entstandene mittlere Eigenschaft sei die eigentümliche Qualität der Verbindung; sie ist — ver- schieden je nach den verschiedenen Mischungsverhältnissen — die eigentümliche Disposition zur Form der Verbindung. So erhalten sich also nur die Eigenschaften unter gegenseitiger Ausgleichung in der Mischung, indem sie dadurch das Hinzu- kommen der neuen Form der Verbindung ermöglichen. Die substanziellen Formen sind verschwunden, aber, wenn auch 1 A. a. O. f. 23. Da. 2 An andrer Stelle stellt er die Änderung der Elemente mit ihrer Cor- ruptio in eine Linie: alteratorum, id est corruptorum etc. De gen. lib I. Schluß.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/264>, abgerufen am 24.11.2024.