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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Die Mischung: Albertus Magnus.
die Action der Elemente zu verstehen ist,1 meint er, daß die
Elemente nicht unverändert in der Mischung blieben. Nun
aber macht er eine weitere Unterscheidung in Bezug auf das
primum esse der Elemente, indem er einen freien und einen ge-
bundenen (ligatum) Zustand derselben unterscheidet. Im freien
Zustande sind die Elemente an ihren natürlichen Orten, im
gebundenen aber dann, wenn sie gegenseitig von einander
beeinflußt werden. Daher bleiben die Elemente in der Ver-
bindung, obwohl in gebundenem Zustande, doch in ihrem
primum esse deshalb aber kann auch Aristoteles sagen, daß
sie ihrer Potenz (virtute) nach bleiben.

Man muß zugeben, daß die Auffassung Alberts die Mei-
nung des Aristoteles vermutlich am genauesten trifft. Die
Elemente bleiben aktuell in Bezug auf den primus actus
während der secundus actus aufgehoben wird, weil die Eigen-
schaften der Elemente sich gegenseitig binden. Daß die sub-
stanziellen Formen der Elemente in den Verbindungen unver-
ändert beharren, hebt Albert auch noch an andern Stellen
hervor, so im oben schon citierten Kommentar zu de Coelo,2
wo er zugleich die Ansicht des Averroes ohne eigene Entscheidung
erwähnt, und im Kommentar zur Physik,3 wo er ganz im Sinne
des Aristoteles betont, daß nur die gegensätzlichen Eigen-

Ligatum autem voco quando [non]* est ab alio alteratum, et aliud alterans; et
divisum in ipsum, et e converso, ita quod plurimum unius sit cum plurimo
alterius; et sic manent elementa in mixto quoad esse primum. Et ideo dicit
Aristot. quod virtute manent, virtute, inquam, quae fluunt a tali essentia elementi
quam habet in mixto.
1 S. folg. Anm.
2 Opera recogn. Jammy T. II. De coelo Lib. I. Tract. II. cap. 1. f. 160b.
Et hanc responsionem (Averrois) ego non approbo vel improbo, sed addo, quod
elementorum formae duplices sunt, scil. primae et secundae. Primae quidem
sunt a quibus est esse elementi substantiale sine contrarietate; et secundae
sunt, a quibus est esse elementi et actio. Et quoad primas formas salvantur
meo judicio in composito.
3 Physicorum lib. I. Tract. II. cap. 1. f. 71 b. ... mixta per formas
essentiales manent in mixtura; sed qualitas miscibilium et accidentia per quorum
reciprocam actionem patiuntur conversionem, mutantur et convertuntur cum
amittant excellentias suas (an andrer Stelle intensiones genannt) quas habebant
simplicia, et transeant ad medium quod competit mixturae.
* Dieses "non" ist offenbar zu streichen.

Die Mischung: Albertus Magnus.
die Action der Elemente zu verstehen ist,1 meint er, daß die
Elemente nicht unverändert in der Mischung blieben. Nun
aber macht er eine weitere Unterscheidung in Bezug auf das
primum esse der Elemente, indem er einen freien und einen ge-
bundenen (ligatum) Zustand derselben unterscheidet. Im freien
Zustande sind die Elemente an ihren natürlichen Orten, im
gebundenen aber dann, wenn sie gegenseitig von einander
beeinflußt werden. Daher bleiben die Elemente in der Ver-
bindung, obwohl in gebundenem Zustande, doch in ihrem
primum esse deshalb aber kann auch Aristoteles sagen, daß
sie ihrer Potenz (virtute) nach bleiben.

Man muß zugeben, daß die Auffassung Alberts die Mei-
nung des Aristoteles vermutlich am genauesten trifft. Die
Elemente bleiben aktuell in Bezug auf den primus actus
während der secundus actus aufgehoben wird, weil die Eigen-
schaften der Elemente sich gegenseitig binden. Daß die sub-
stanziellen Formen der Elemente in den Verbindungen unver-
ändert beharren, hebt Albert auch noch an andern Stellen
hervor, so im oben schon citierten Kommentar zu de Coelo,2
wo er zugleich die Ansicht des Averroes ohne eigene Entscheidung
erwähnt, und im Kommentar zur Physik,3 wo er ganz im Sinne
des Aristoteles betont, daß nur die gegensätzlichen Eigen-

Ligatum autem voco quando [non]* est ab alio alteratum, et aliud alterans; et
divisum in ipsum, et e converso, ita quod plurimum unius sit cum plurimo
alterius; et sic manent elementa in mixto quoad esse primum. Et ideo dicit
Aristot. quod virtute manent, virtute, inquam, quae fluunt a tali essentia elementi
quam habet in mixto.
1 S. folg. Anm.
2 Opera recogn. Jammy T. II. De coelo Lib. I. Tract. II. cap. 1. f. 160b.
Et hanc responsionem (Averrois) ego non approbo vel improbo, sed addo, quod
elementorum formae duplices sunt, scil. primae et secundae. Primae quidem
sunt a quibus est esse elementi substantiale sine contrarietate; et secundae
sunt, a quibus est esse elementi et actio. Et quoad primas formas salvantur
meo judicio in composito.
3 Physicorum lib. I. Tract. II. cap. 1. f. 71 b. … mixta per formas
essentiales manent in mixtura; sed qualitas miscibilium et accidentia per quorum
reciprocam actionem patiuntur conversionem, mutantur et convertuntur cum
amittant excellentias suas (an andrer Stelle intensiones genannt) quas habebant
simplicia, et transeant ad medium quod competit mixturae.
* Dieses „non‟ ist offenbar zu streichen.
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[244/0262] Die Mischung: Albertus Magnus. die Action der Elemente zu verstehen ist, 1 meint er, daß die Elemente nicht unverändert in der Mischung blieben. Nun aber macht er eine weitere Unterscheidung in Bezug auf das primum esse der Elemente, indem er einen freien und einen ge- bundenen (ligatum) Zustand derselben unterscheidet. Im freien Zustande sind die Elemente an ihren natürlichen Orten, im gebundenen aber dann, wenn sie gegenseitig von einander beeinflußt werden. Daher bleiben die Elemente in der Ver- bindung, obwohl in gebundenem Zustande, doch in ihrem primum esse deshalb aber kann auch Aristoteles sagen, daß sie ihrer Potenz (virtute) nach bleiben. Man muß zugeben, daß die Auffassung Alberts die Mei- nung des Aristoteles vermutlich am genauesten trifft. Die Elemente bleiben aktuell in Bezug auf den primus actus während der secundus actus aufgehoben wird, weil die Eigen- schaften der Elemente sich gegenseitig binden. Daß die sub- stanziellen Formen der Elemente in den Verbindungen unver- ändert beharren, hebt Albert auch noch an andern Stellen hervor, so im oben schon citierten Kommentar zu de Coelo, 2 wo er zugleich die Ansicht des Averroes ohne eigene Entscheidung erwähnt, und im Kommentar zur Physik, 3 wo er ganz im Sinne des Aristoteles betont, daß nur die gegensätzlichen Eigen- 3 1 S. folg. Anm. 2 Opera recogn. Jammy T. II. De coelo Lib. I. Tract. II. cap. 1. f. 160b. Et hanc responsionem (Averrois) ego non approbo vel improbo, sed addo, quod elementorum formae duplices sunt, scil. primae et secundae. Primae quidem sunt a quibus est esse elementi substantiale sine contrarietate; et secundae sunt, a quibus est esse elementi et actio. Et quoad primas formas salvantur meo judicio in composito. 3 Physicorum lib. I. Tract. II. cap. 1. f. 71 b. … mixta per formas essentiales manent in mixtura; sed qualitas miscibilium et accidentia per quorum reciprocam actionem patiuntur conversionem, mutantur et convertuntur cum amittant excellentias suas (an andrer Stelle intensiones genannt) quas habebant simplicia, et transeant ad medium quod competit mixturae. 3 Ligatum autem voco quando [non] * est ab alio alteratum, et aliud alterans; et divisum in ipsum, et e converso, ita quod plurimum unius sit cum plurimo alterius; et sic manent elementa in mixto quoad esse primum. Et ideo dicit Aristot. quod virtute manent, virtute, inquam, quae fluunt a tali essentia elementi quam habet in mixto. * Dieses „non‟ ist offenbar zu streichen.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/262>, abgerufen am 28.11.2024.