konnte. Es wird nicht nötig sein, hier auf die Berechtigung desselben weiter einzugehen.
Was nun Galens eigene Ansicht betrifft, so ist haupt- sächlich seine Abweichung von Aristoteles in der Definition des Elementes zu bemerken. Sie besteht darin, daß er das- selbe als den kleinsten Teil desjenigen Körpers, dessen Element es ist, erklärt. Doch ist es als solch kleinster Teil nicht den Sinnen wahrnehmbar und nicht in Wirklichkeit. Denn vieles entgehe der sinnlichen Wahrnehmung seiner Klein- heit wegen, und diese ist nicht maßgebend zur Beurteilung dessen, was von Natur und in Wirklichkeit Element der Dinge ist.1 Im übrigen kommt Galen, wie schon gesagt, auf die aristote- lischen vier Elemente. Bemerkenswert für die spätere Ent- wickelung der Ansichten über die Elemente ist dabei, daß er der Ansicht der Stoiker, welche im Gegensatz zu Aristoteles die Luft für kalt erkärt hatten, unentschieden gegenübersteht,2 so daß ihn spätere sogar als Autorität für die Kälte der Luft anführten. Die Elemente sind durchaus kontinuierliche Körper, sie sind der qualitativen Veränderung und gegenseitigen Ver- wandlung fähig. Denn ohne Verwandlung der Elemente könnte nach Galens Ansicht niemals etwas der Gattung nach Ver- schiedenes entstehen;3 bloße Zusammensetzung führe nur auf der Art nach Neues, z. B. Dreiecke auf Vierecke, u. dgl., nie- mals aber auf eine neue Form. Die Veränderung selbst ge- schieht lediglich durch die Gegensätze; wenn etwas Kaltes warm wird und umgekehrt, so ändert sich dabei allein die Eigenschaft, keineswegs aber der Körper.4 Unter der Veränderung der Eigenschaften bleibt das Körperliche allen Elementen gemein- sam.5 Die Natur des gleichartigen Körpers hängt von den Verhältnissen der Mischung ab, zu welcher die Elemente zusammentreten.6 In welcher Weise jedoch die Bestandteile der Mischung in derselben enthalten sind, darüber stellt Galen
1De elem. I. p. 413.
2De simpl. medicament. temper. l. 2, c. 20. IX p. 510.
3De elem. cp. 3. I. p. 430. # #.
4De temperamentis. I. p. 514.
5De elem. I. p. 479.
6De constit. artis med. c. 9. I. p. 254.
Galen: Elemente. Veränderung.
konnte. Es wird nicht nötig sein, hier auf die Berechtigung desselben weiter einzugehen.
Was nun Galens eigene Ansicht betrifft, so ist haupt- sächlich seine Abweichung von Aristoteles in der Definition des Elementes zu bemerken. Sie besteht darin, daß er das- selbe als den kleinsten Teil desjenigen Körpers, dessen Element es ist, erklärt. Doch ist es als solch kleinster Teil nicht den Sinnen wahrnehmbar und nicht in Wirklichkeit. Denn vieles entgehe der sinnlichen Wahrnehmung seiner Klein- heit wegen, und diese ist nicht maßgebend zur Beurteilung dessen, was von Natur und in Wirklichkeit Element der Dinge ist.1 Im übrigen kommt Galen, wie schon gesagt, auf die aristote- lischen vier Elemente. Bemerkenswert für die spätere Ent- wickelung der Ansichten über die Elemente ist dabei, daß er der Ansicht der Stoiker, welche im Gegensatz zu Aristoteles die Luft für kalt erkärt hatten, unentschieden gegenübersteht,2 so daß ihn spätere sogar als Autorität für die Kälte der Luft anführten. Die Elemente sind durchaus kontinuierliche Körper, sie sind der qualitativen Veränderung und gegenseitigen Ver- wandlung fähig. Denn ohne Verwandlung der Elemente könnte nach Galens Ansicht niemals etwas der Gattung nach Ver- schiedenes entstehen;3 bloße Zusammensetzung führe nur auf der Art nach Neues, z. B. Dreiecke auf Vierecke, u. dgl., nie- mals aber auf eine neue Form. Die Veränderung selbst ge- schieht lediglich durch die Gegensätze; wenn etwas Kaltes warm wird und umgekehrt, so ändert sich dabei allein die Eigenschaft, keineswegs aber der Körper.4 Unter der Veränderung der Eigenschaften bleibt das Körperliche allen Elementen gemein- sam.5 Die Natur des gleichartigen Körpers hängt von den Verhältnissen der Mischung ab, zu welcher die Elemente zusammentreten.6 In welcher Weise jedoch die Bestandteile der Mischung in derselben enthalten sind, darüber stellt Galen
1De elem. I. p. 413.
2De simpl. medicament. temper. l. 2, c. 20. IX p. 510.
3De elem. cp. 3. I. p. 430. # #.
4De temperamentis. I. p. 514.
5De elem. I. p. 479.
6De constit. artis med. c. 9. I. p. 254.
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Galen: Elemente. Veränderung.
konnte. Es wird nicht nötig sein, hier auf die Berechtigung
desselben weiter einzugehen.
Was nun Galens eigene Ansicht betrifft, so ist haupt-
sächlich seine Abweichung von Aristoteles in der Definition
des Elementes zu bemerken. Sie besteht darin, daß er das-
selbe als den kleinsten Teil desjenigen Körpers, dessen
Element es ist, erklärt. Doch ist es als solch kleinster Teil
nicht den Sinnen wahrnehmbar und nicht in Wirklichkeit.
Denn vieles entgehe der sinnlichen Wahrnehmung seiner Klein-
heit wegen, und diese ist nicht maßgebend zur Beurteilung
dessen, was von Natur und in Wirklichkeit Element der Dinge
ist. 1 Im übrigen kommt Galen, wie schon gesagt, auf die aristote-
lischen vier Elemente. Bemerkenswert für die spätere Ent-
wickelung der Ansichten über die Elemente ist dabei, daß er
der Ansicht der Stoiker, welche im Gegensatz zu Aristoteles
die Luft für kalt erkärt hatten, unentschieden gegenübersteht, 2
so daß ihn spätere sogar als Autorität für die Kälte der Luft
anführten. Die Elemente sind durchaus kontinuierliche Körper,
sie sind der qualitativen Veränderung und gegenseitigen Ver-
wandlung fähig. Denn ohne Verwandlung der Elemente könnte
nach Galens Ansicht niemals etwas der Gattung nach Ver-
schiedenes entstehen; 3 bloße Zusammensetzung führe nur auf
der Art nach Neues, z. B. Dreiecke auf Vierecke, u. dgl., nie-
mals aber auf eine neue Form. Die Veränderung selbst ge-
schieht lediglich durch die Gegensätze; wenn etwas Kaltes warm
wird und umgekehrt, so ändert sich dabei allein die Eigenschaft,
keineswegs aber der Körper. 4 Unter der Veränderung der
Eigenschaften bleibt das Körperliche allen Elementen gemein-
sam. 5 Die Natur des gleichartigen Körpers hängt von den
Verhältnissen der Mischung ab, zu welcher die Elemente
zusammentreten. 6 In welcher Weise jedoch die Bestandteile
der Mischung in derselben enthalten sind, darüber stellt Galen
1 De elem. I. p. 413.
2 De simpl. medicament. temper. l. 2, c. 20. IX p. 510.
3 De elem. cp. 3. I. p. 430. #
#.
4 De temperamentis. I. p. 514.
5 De elem. I. p. 479.
6 De constit. artis med. c. 9. I. p. 254.
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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/251>, abgerufen am 24.11.2024.
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