nuum aus solchen zusammengesetzt wäre, konnten übrigens auch gegen die Existenz von Unteilbaren überhaupt gewendet werden. Darauf entgegnete man, daß die betreffenden Figuren unendlich viele Punkte enthielten, das Unendliche aber die Eigentümlichkeit besitze, daß bei ihm der Begriff des Großen oder Kleinen keine Stelle habe; darum sei es auch nicht absurd, daß Großes und Kleines gleich viel Punkte besitze.
Allen hier vorliegenden Schwierigkeiten entziehen sich Durandus, Occam und die Nominalisten überhaupt durch ihre abweichende Auffassung der Realität der Begriffe. Für sie ist der Punkt, wie gesagt, etwas bloß Negatives, d. h. er dient nur zur Bezeichnung der Grenze und wird erst von dem denkenden Geiste selbst zur Ordnung der Lage und Teilung der Körper gesetzt. Den Punkt als etwas Positives und Reelles zu erklären, kann ihrer Ansicht nach für die Konstitution der Naturobjekte oder für Mathematik und Philosophie gar nichts leisten, sei somit eine überflüssige Annahme. In allen den Fällen, welche reelle Punkte zu erfordern scheinen, komme man damit aus, daß dieselben durch die Designation des Denkens als Grenzen gesetzt werden; es gebe nur eine Art der kontinuierlich blei- benden Größe, den Körper.
In all den scholastischen Spekulationen, welche den Be- griff des Kontinuums zu erfassen streben, fehlt es noch an dem einzigen Lösungsmittel der Schwierigkeiten, dem Begriff der infinitesimalen Größe, d. h. einer Größe, welche ihre Eigen- schaft der veränderlichen Quantität bewahrt, und doch als ein Ganzes, für sich nicht Teilbares, sondern das Kontinuum als Größe Konstituierendes aufgefaßt wird. Das Indivisible der Scholastik hat mit der Kategorie der Quantität nichts zu thun. Die Größe bleibt lediglich den Teilen des Kontinuums. Teile zu haben und geteilt werden zu können, ist das Wesen der kontinuierlichen Größe; die kontinuierliche Größe aber haftet nicht am Raume, sondern am Körper; Teilbarkeit, kontinuier- liche Quantität und körperliche Ausdehnung sind untrennbar verbunden. Die fortgesetzte Teilung führt nicht auf Unteil- bares, sondern immer wieder auf Größen. Das Unteilbare selbst ist keine Größe, sondern es dient als Form zur Ver- bindung der Größen, so daß sie ein Kontinuum ausmachen. Das Indivisible, welches keine Größe hat, tritt zu den Teilen
Nominalisten. Das Indivisible.
nuum aus solchen zusammengesetzt wäre, konnten übrigens auch gegen die Existenz von Unteilbaren überhaupt gewendet werden. Darauf entgegnete man, daß die betreffenden Figuren unendlich viele Punkte enthielten, das Unendliche aber die Eigentümlichkeit besitze, daß bei ihm der Begriff des Großen oder Kleinen keine Stelle habe; darum sei es auch nicht absurd, daß Großes und Kleines gleich viel Punkte besitze.
Allen hier vorliegenden Schwierigkeiten entziehen sich Durandus, Occam und die Nominalisten überhaupt durch ihre abweichende Auffassung der Realität der Begriffe. Für sie ist der Punkt, wie gesagt, etwas bloß Negatives, d. h. er dient nur zur Bezeichnung der Grenze und wird erst von dem denkenden Geiste selbst zur Ordnung der Lage und Teilung der Körper gesetzt. Den Punkt als etwas Positives und Reelles zu erklären, kann ihrer Ansicht nach für die Konstitution der Naturobjekte oder für Mathematik und Philosophie gar nichts leisten, sei somit eine überflüssige Annahme. In allen den Fällen, welche reelle Punkte zu erfordern scheinen, komme man damit aus, daß dieselben durch die Designation des Denkens als Grenzen gesetzt werden; es gebe nur eine Art der kontinuierlich blei- benden Größe, den Körper.
In all den scholastischen Spekulationen, welche den Be- griff des Kontinuums zu erfassen streben, fehlt es noch an dem einzigen Lösungsmittel der Schwierigkeiten, dem Begriff der infinitesimalen Größe, d. h. einer Größe, welche ihre Eigen- schaft der veränderlichen Quantität bewahrt, und doch als ein Ganzes, für sich nicht Teilbares, sondern das Kontinuum als Größe Konstituierendes aufgefaßt wird. Das Indivisible der Scholastik hat mit der Kategorie der Quantität nichts zu thun. Die Größe bleibt lediglich den Teilen des Kontinuums. Teile zu haben und geteilt werden zu können, ist das Wesen der kontinuierlichen Größe; die kontinuierliche Größe aber haftet nicht am Raume, sondern am Körper; Teilbarkeit, kontinuier- liche Quantität und körperliche Ausdehnung sind untrennbar verbunden. Die fortgesetzte Teilung führt nicht auf Unteil- bares, sondern immer wieder auf Größen. Das Unteilbare selbst ist keine Größe, sondern es dient als Form zur Ver- bindung der Größen, so daß sie ein Kontinuum ausmachen. Das Indivisible, welches keine Größe hat, tritt zu den Teilen
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Nominalisten. Das Indivisible.
nuum aus solchen zusammengesetzt wäre, konnten übrigens
auch gegen die Existenz von Unteilbaren überhaupt gewendet
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unendlich viele Punkte enthielten, das Unendliche aber
die Eigentümlichkeit besitze, daß bei ihm der Begriff des
Großen oder Kleinen keine Stelle habe; darum sei es auch
nicht absurd, daß Großes und Kleines gleich viel Punkte besitze.
Allen hier vorliegenden Schwierigkeiten entziehen sich
Durandus, Occam und die Nominalisten überhaupt durch ihre
abweichende Auffassung der Realität der Begriffe. Für sie ist
der Punkt, wie gesagt, etwas bloß Negatives, d. h. er dient nur
zur Bezeichnung der Grenze und wird erst von dem denkenden
Geiste selbst zur Ordnung der Lage und Teilung der Körper
gesetzt. Den Punkt als etwas Positives und Reelles zu erklären,
kann ihrer Ansicht nach für die Konstitution der Naturobjekte
oder für Mathematik und Philosophie gar nichts leisten, sei
somit eine überflüssige Annahme. In allen den Fällen, welche
reelle Punkte zu erfordern scheinen, komme man damit aus,
daß dieselben durch die Designation des Denkens als Grenzen
gesetzt werden; es gebe nur eine Art der kontinuierlich blei-
benden Größe, den Körper.
In all den scholastischen Spekulationen, welche den Be-
griff des Kontinuums zu erfassen streben, fehlt es noch an
dem einzigen Lösungsmittel der Schwierigkeiten, dem Begriff
der infinitesimalen Größe, d. h. einer Größe, welche ihre Eigen-
schaft der veränderlichen Quantität bewahrt, und doch als ein
Ganzes, für sich nicht Teilbares, sondern das Kontinuum als
Größe Konstituierendes aufgefaßt wird. Das Indivisible der
Scholastik hat mit der Kategorie der Quantität nichts zu thun.
Die Größe bleibt lediglich den Teilen des Kontinuums. Teile
zu haben und geteilt werden zu können, ist das Wesen der
kontinuierlichen Größe; die kontinuierliche Größe aber haftet
nicht am Raume, sondern am Körper; Teilbarkeit, kontinuier-
liche Quantität und körperliche Ausdehnung sind untrennbar
verbunden. Die fortgesetzte Teilung führt nicht auf Unteil-
bares, sondern immer wieder auf Größen. Das Unteilbare
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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/217>, abgerufen am 27.11.2024.
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