Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.Kabbala. Alfarabi. setzen lassen, so wie ja ihre sprachlichen Bezeichnungen auseiner begrenzten Zahl von Lauten entstehen, erinnert an das alte und viel gebrauchte Beispiel, daß die verschiedensten Dinge aus den gleichen Atomen entstehen können, so wie die verschiedensten Worte aus den gleichen Buchstaben. Dieser Gedanke einer Zusammensetzung der Welt aus wenigen un- veränderlichen Elementen und die unverkennbare Beziehung der Lehre des Buches Jezira auf die pythagoreische Zahlen- spekulation, die ihrerseits nicht selten mit der Atomistik in Verbindung gesetzt worden ist, veranlassen die hier gegebene Erwähnung der Kabbala, deren Einfluß während des Mittel- alters und auch später noch kein unbedeutender war. Die übrigen Lehren der Kabbala können jedoch übergangen werden. Die kabbalistische Anschauungsweise ist eine phantasierende und der ganze Aufbau ihres Systems steht daher der streng wissenschaftlichen Entwickelung fremd gegenüber. 6. Ibn Roschd und die Araber. Von andrer Seite als bei Ibn Gabirol führte der natura- 1 p. 1073 a 29 bis 1073b 1 (nach d. älteren Einteilung das 12. Buch).
Kabbala. Alfarabi. setzen lassen, so wie ja ihre sprachlichen Bezeichnungen auseiner begrenzten Zahl von Lauten entstehen, erinnert an das alte und viel gebrauchte Beispiel, daß die verschiedensten Dinge aus den gleichen Atomen entstehen können, so wie die verschiedensten Worte aus den gleichen Buchstaben. Dieser Gedanke einer Zusammensetzung der Welt aus wenigen un- veränderlichen Elementen und die unverkennbare Beziehung der Lehre des Buches Jezira auf die pythagoreische Zahlen- spekulation, die ihrerseits nicht selten mit der Atomistik in Verbindung gesetzt worden ist, veranlassen die hier gegebene Erwähnung der Kabbala, deren Einfluß während des Mittel- alters und auch später noch kein unbedeutender war. Die übrigen Lehren der Kabbala können jedoch übergangen werden. Die kabbalistische Anschauungsweise ist eine phantasierende und der ganze Aufbau ihres Systems steht daher der streng wissenschaftlichen Entwickelung fremd gegenüber. 6. Ibn Roschd und die Araber. Von andrer Seite als bei Ibn Gabirol führte der natura- 1 p. 1073 a 29 bis 1073b 1 (nach d. älteren Einteilung das 12. Buch).
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0187" n="169"/><fw place="top" type="header">Kabbala. <hi rendition="#k">Alfarabi</hi>.</fw><lb/> setzen lassen, so wie ja ihre sprachlichen Bezeichnungen aus<lb/> einer begrenzten Zahl von Lauten entstehen, erinnert an das<lb/> alte und viel gebrauchte Beispiel, daß die verschiedensten<lb/> Dinge aus den gleichen Atomen entstehen können, so wie die<lb/> verschiedensten Worte aus den gleichen Buchstaben. Dieser<lb/> Gedanke einer Zusammensetzung der Welt aus wenigen un-<lb/> veränderlichen Elementen und die unverkennbare Beziehung<lb/> der Lehre des Buches <hi rendition="#i">Jezira</hi> auf die pythagoreische Zahlen-<lb/> spekulation, die ihrerseits nicht selten mit der Atomistik in<lb/> Verbindung gesetzt worden ist, veranlassen die hier gegebene<lb/> Erwähnung der Kabbala, deren Einfluß während des Mittel-<lb/> alters und auch später noch kein unbedeutender war. Die<lb/> übrigen Lehren der Kabbala können jedoch übergangen werden.<lb/> Die kabbalistische Anschauungsweise ist eine phantasierende<lb/> und der ganze Aufbau ihres Systems steht daher der streng<lb/> wissenschaftlichen Entwickelung fremd gegenüber.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">6. Ibn Roschd und die Araber.</hi> </head><lb/> <p>Von andrer Seite als bei <hi rendition="#k">Ibn Gabirol</hi> führte der natura-<lb/> listische Zug, welcher das arabische Denken auszeichnet, in den<lb/> metaphysischen Grundlagen der arabischen Philosophie zu<lb/> einer Betonung der Bedeutung der Materie als Weltprinzip.<lb/> Faßt auch <hi rendition="#k">Alfarabi</hi> († 950), noch stark im neuplatonischen Ge-<lb/> dankenkreise befangen, die Materie als Emanation Gottes, und<lb/> zwar als die letzte der Emanationen, so sind doch die phan-<lb/> tastischen Mittelwesen zwischen ihr und dem weltbildenden<lb/> Intellekte, dem ersten Ausflusse Gottes verschwunden, und an die<lb/> Stelle der Dämonen ist die Weltseele getreten, welche die<lb/> Fixsternsphäre bewegt, und auf welche in bestimmter Rang-<lb/> ordnung die Beweger der niedrigeren Sphären folgen. Aus<lb/> dieser neuplatonischen Reminiscenz ist in Verknüpfung mit<lb/> einer Andeutung des <hi rendition="#k">Aristoteles</hi> im 8. Kapitel des 11. Buches<lb/> der Metaphysik<note place="foot" n="1">p. 1073 a 29 bis 1073b 1 (nach d. älteren Einteilung das 12. Buch).</note> darüber, daß die Anzahl der Planetensphären<lb/> eine gleiche Zahl unbewegter, ewiger Substanzen bedingen<lb/> dürfte, die charakteristische Lehre der arabischen Kosmologie<lb/> hervorgegangen, daß jede Sphäre eine bewegende Intelligenz<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0187]
Kabbala. Alfarabi.
setzen lassen, so wie ja ihre sprachlichen Bezeichnungen aus
einer begrenzten Zahl von Lauten entstehen, erinnert an das
alte und viel gebrauchte Beispiel, daß die verschiedensten
Dinge aus den gleichen Atomen entstehen können, so wie die
verschiedensten Worte aus den gleichen Buchstaben. Dieser
Gedanke einer Zusammensetzung der Welt aus wenigen un-
veränderlichen Elementen und die unverkennbare Beziehung
der Lehre des Buches Jezira auf die pythagoreische Zahlen-
spekulation, die ihrerseits nicht selten mit der Atomistik in
Verbindung gesetzt worden ist, veranlassen die hier gegebene
Erwähnung der Kabbala, deren Einfluß während des Mittel-
alters und auch später noch kein unbedeutender war. Die
übrigen Lehren der Kabbala können jedoch übergangen werden.
Die kabbalistische Anschauungsweise ist eine phantasierende
und der ganze Aufbau ihres Systems steht daher der streng
wissenschaftlichen Entwickelung fremd gegenüber.
6. Ibn Roschd und die Araber.
Von andrer Seite als bei Ibn Gabirol führte der natura-
listische Zug, welcher das arabische Denken auszeichnet, in den
metaphysischen Grundlagen der arabischen Philosophie zu
einer Betonung der Bedeutung der Materie als Weltprinzip.
Faßt auch Alfarabi († 950), noch stark im neuplatonischen Ge-
dankenkreise befangen, die Materie als Emanation Gottes, und
zwar als die letzte der Emanationen, so sind doch die phan-
tastischen Mittelwesen zwischen ihr und dem weltbildenden
Intellekte, dem ersten Ausflusse Gottes verschwunden, und an die
Stelle der Dämonen ist die Weltseele getreten, welche die
Fixsternsphäre bewegt, und auf welche in bestimmter Rang-
ordnung die Beweger der niedrigeren Sphären folgen. Aus
dieser neuplatonischen Reminiscenz ist in Verknüpfung mit
einer Andeutung des Aristoteles im 8. Kapitel des 11. Buches
der Metaphysik 1 darüber, daß die Anzahl der Planetensphären
eine gleiche Zahl unbewegter, ewiger Substanzen bedingen
dürfte, die charakteristische Lehre der arabischen Kosmologie
hervorgegangen, daß jede Sphäre eine bewegende Intelligenz
1 p. 1073 a 29 bis 1073b 1 (nach d. älteren Einteilung das 12. Buch).
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |