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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Ibn Gabirol: Körperlichkeit.

Jeder dieser Begriffe ist Form für den darüber-, Materie
für den darunterstehenden. So ist also die Substanz der
Körperlichkeit das Formbestimmende für die besondere Materie
der sublunaren Welt und Materie für die Quantität. Als solche
bekommt sie erst Größe durch die Form der Quantität, und
die Quantität selbst gehört nicht zur Substanz selbst. Sie ist
für den Intellekt ebenso verschieden von der sie tragenden
Substanz, wie ihrerseits die sinnlichen Accidentien, Farbe,
Gestalt u. s. w., von der Quantität für die Sinne verschieden
sind. In der wirklichen Erscheinung existieren aber alle diese
Eigenschaften vereinigt und nur das Denken trennt ihre
Begriffe von einander.

Man sieht, daß über der Substanz der Körperlichkeit Ibn
Gabirol
noch fünf höhere und feinere Materien kennt, die inein-
ander subsistieren. Sie alle sind nur intelligibel, und ebenso
ist auch die Körperlichkeit intelligibel, aber die niedrigste
der intelligiblen Substanzen. Sie ist es, welche die "neun Ka-
tegorien" trägt und die intelligible Welt mit der sinnlichen
in Verbindung setzt. An der untern Grenze der intelligiblen
Materien stehend, bildet sie das Substrat der Körperwelt; sie
ist passiv im Verhältnis zu den übergeordneten Substanzen,
welche in Bezug auf sie aktiv sind. Denn die Materie der
Körperlichkeit ist an der Bewegung behindert durch die Form
der Quantität; so gleicht sie der Flamme, welche durch die
Einmischung von Feuchtigkeit in der Lebhaftigkeit ihrer Be-
wegung gehemmt wird, oder der Luft, welcher trübende Nebel
versagen, vom Glanze des Lichtes durchdrungen zu werden.
Aber sie bildet das Mittel, durch welches die höheren geistigen
Substanzen auf die Körper wirken; von diesen wird sie bewegt;
jedoch belastet durch die Quantität und zu weit entfernt von
der ersten Quelle aller Bewegung, ist sie nicht imstande selbst
Bewegung mitzuteilen. Der Beweis dafür, daß die Form der
Quantität ein Hemmnis für die Bewegung der Körpersubstanz
ist, wird aus der Erfahrung entnommen, daß die Körper in
dem Maße, wie ihre Größe sich vermehrt, an Trägheit und
Schwerfälligkeit zunehmen und ihre leichte Beweglichkeit ein-
büßen.1

1 A. a. O. II, 14. p. 24.
Ibn Gabirol: Körperlichkeit.

Jeder dieser Begriffe ist Form für den darüber-, Materie
für den darunterstehenden. So ist also die Substanz der
Körperlichkeit das Formbestimmende für die besondere Materie
der sublunaren Welt und Materie für die Quantität. Als solche
bekommt sie erst Größe durch die Form der Quantität, und
die Quantität selbst gehört nicht zur Substanz selbst. Sie ist
für den Intellekt ebenso verschieden von der sie tragenden
Substanz, wie ihrerseits die sinnlichen Accidentien, Farbe,
Gestalt u. s. w., von der Quantität für die Sinne verschieden
sind. In der wirklichen Erscheinung existieren aber alle diese
Eigenschaften vereinigt und nur das Denken trennt ihre
Begriffe von einander.

Man sieht, daß über der Substanz der Körperlichkeit Ibn
Gabirol
noch fünf höhere und feinere Materien kennt, die inein-
ander subsistieren. Sie alle sind nur intelligibel, und ebenso
ist auch die Körperlichkeit intelligibel, aber die niedrigste
der intelligiblen Substanzen. Sie ist es, welche die „neun Ka-
tegorien‟ trägt und die intelligible Welt mit der sinnlichen
in Verbindung setzt. An der untern Grenze der intelligiblen
Materien stehend, bildet sie das Substrat der Körperwelt; sie
ist passiv im Verhältnis zu den übergeordneten Substanzen,
welche in Bezug auf sie aktiv sind. Denn die Materie der
Körperlichkeit ist an der Bewegung behindert durch die Form
der Quantität; so gleicht sie der Flamme, welche durch die
Einmischung von Feuchtigkeit in der Lebhaftigkeit ihrer Be-
wegung gehemmt wird, oder der Luft, welcher trübende Nebel
versagen, vom Glanze des Lichtes durchdrungen zu werden.
Aber sie bildet das Mittel, durch welches die höheren geistigen
Substanzen auf die Körper wirken; von diesen wird sie bewegt;
jedoch belastet durch die Quantität und zu weit entfernt von
der ersten Quelle aller Bewegung, ist sie nicht imstande selbst
Bewegung mitzuteilen. Der Beweis dafür, daß die Form der
Quantität ein Hemmnis für die Bewegung der Körpersubstanz
ist, wird aus der Erfahrung entnommen, daß die Körper in
dem Maße, wie ihre Größe sich vermehrt, an Trägheit und
Schwerfälligkeit zunehmen und ihre leichte Beweglichkeit ein-
büßen.1

1 A. a. O. II, 14. p. 24.
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[165/0183] Ibn Gabirol: Körperlichkeit. Jeder dieser Begriffe ist Form für den darüber-, Materie für den darunterstehenden. So ist also die Substanz der Körperlichkeit das Formbestimmende für die besondere Materie der sublunaren Welt und Materie für die Quantität. Als solche bekommt sie erst Größe durch die Form der Quantität, und die Quantität selbst gehört nicht zur Substanz selbst. Sie ist für den Intellekt ebenso verschieden von der sie tragenden Substanz, wie ihrerseits die sinnlichen Accidentien, Farbe, Gestalt u. s. w., von der Quantität für die Sinne verschieden sind. In der wirklichen Erscheinung existieren aber alle diese Eigenschaften vereinigt und nur das Denken trennt ihre Begriffe von einander. Man sieht, daß über der Substanz der Körperlichkeit Ibn Gabirol noch fünf höhere und feinere Materien kennt, die inein- ander subsistieren. Sie alle sind nur intelligibel, und ebenso ist auch die Körperlichkeit intelligibel, aber die niedrigste der intelligiblen Substanzen. Sie ist es, welche die „neun Ka- tegorien‟ trägt und die intelligible Welt mit der sinnlichen in Verbindung setzt. An der untern Grenze der intelligiblen Materien stehend, bildet sie das Substrat der Körperwelt; sie ist passiv im Verhältnis zu den übergeordneten Substanzen, welche in Bezug auf sie aktiv sind. Denn die Materie der Körperlichkeit ist an der Bewegung behindert durch die Form der Quantität; so gleicht sie der Flamme, welche durch die Einmischung von Feuchtigkeit in der Lebhaftigkeit ihrer Be- wegung gehemmt wird, oder der Luft, welcher trübende Nebel versagen, vom Glanze des Lichtes durchdrungen zu werden. Aber sie bildet das Mittel, durch welches die höheren geistigen Substanzen auf die Körper wirken; von diesen wird sie bewegt; jedoch belastet durch die Quantität und zu weit entfernt von der ersten Quelle aller Bewegung, ist sie nicht imstande selbst Bewegung mitzuteilen. Der Beweis dafür, daß die Form der Quantität ein Hemmnis für die Bewegung der Körpersubstanz ist, wird aus der Erfahrung entnommen, daß die Körper in dem Maße, wie ihre Größe sich vermehrt, an Trägheit und Schwerfälligkeit zunehmen und ihre leichte Beweglichkeit ein- büßen. 1 1 A. a. O. II, 14. p. 24.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/183>, abgerufen am 28.11.2024.