setzen, die Polyeder aus geradlinigen Pyramiden, die Kugel aus acht Teilen.1
Die Atomisten geraten aber auch mit sich selbst in Wider- spruch, namentlich in Bezug auf den Übergang der Elemente ineinander, denn wenn die Elemente sich durch die ver- schiedene Größe ihrer Atome unterscheiden, wie dies bei Luft, Erde und Wasser der Fall sein soll, so kann nicht ein Element aus dem andren entstehen; wenn nämlich immer -- zur Er- zeugung eines dieser Stoffe -- bestimmte Atome, z. B. die größesten, ausgeschieden werden, so muß einmal Mangel an den größten Atomen eintreten, nachdem die vorhandenen sämtlich schon ausgeschieden sind, so daß die weitere Um- wandlung unmöglich wird.2 In der begrenzten Größe können ja doch nicht unbegrenzt viele Atome vorhanden sein.3
Auch ist es dann nicht zu erklären, warum bei der Um- wandlung von Luft in Wasser das ausgeschiedene Wasser schwerer ist als die Luft; durch bloßes Zusammendrücken kann doch ein und dieselbe Größe nicht schwerer werden.4 Wenn dagegen umgekehrt Luft aus Wasser wird, so nimmt die Luft als das Feinteiligere mehr Raum ein, wie man bei der Ver- dampfung, wodurch selbst die einschließenden Gefäße gesprengt werden, beobachtet. Diese Ausdehnung ist durch die ato- mistische Annahme gar nicht zu erklären, weil es durchaus nicht notwendig ist, daß nach Trennung zweier Körper von- einander (so wird ja die Verdampfung erklärt) der eine Körper immer mehr Raum einnehme, als zuvor beide zusammen. Gibt es kein Leeres und keine selbständige Ausdehnung der Körper, so ist erwähnter Umstand ganz unfaßbar, gibt es aber ein Leeres und eine solche Auseinanderdehnung, so ist wenigstens die Notwendigkeit nicht einzusehen, weshalb der ausgeschiedene Körper immer sein Volumen vergrößere.
Um die Umwandlung der Elemente ineinander zu erklären bleibt also nur übrig, anzunehmen, daß sie wechselseitig aus- einander entstehen, entweder durch Umformung, wie aus dem-
1De coelo III, 4. 303a. 31. Aristoteles meint die acht Oktanten. S. auch S. 116 Anm.
2De coelo III, 4. 303a. 27.
3De coelo III, 7. 305 b. 21.
4De coelo III, 7. p. 305 b. Daselbst auch das Folgende.
8*
Aristoteles gg. d. Atom.: Ausdehnung.
setzen, die Polyeder aus geradlinigen Pyramiden, die Kugel aus acht Teilen.1
Die Atomisten geraten aber auch mit sich selbst in Wider- spruch, namentlich in Bezug auf den Übergang der Elemente ineinander, denn wenn die Elemente sich durch die ver- schiedene Größe ihrer Atome unterscheiden, wie dies bei Luft, Erde und Wasser der Fall sein soll, so kann nicht ein Element aus dem andren entstehen; wenn nämlich immer — zur Er- zeugung eines dieser Stoffe — bestimmte Atome, z. B. die größesten, ausgeschieden werden, so muß einmal Mangel an den größten Atomen eintreten, nachdem die vorhandenen sämtlich schon ausgeschieden sind, so daß die weitere Um- wandlung unmöglich wird.2 In der begrenzten Größe können ja doch nicht unbegrenzt viele Atome vorhanden sein.3
Auch ist es dann nicht zu erklären, warum bei der Um- wandlung von Luft in Wasser das ausgeschiedene Wasser schwerer ist als die Luft; durch bloßes Zusammendrücken kann doch ein und dieselbe Größe nicht schwerer werden.4 Wenn dagegen umgekehrt Luft aus Wasser wird, so nimmt die Luft als das Feinteiligere mehr Raum ein, wie man bei der Ver- dampfung, wodurch selbst die einschließenden Gefäße gesprengt werden, beobachtet. Diese Ausdehnung ist durch die ato- mistische Annahme gar nicht zu erklären, weil es durchaus nicht notwendig ist, daß nach Trennung zweier Körper von- einander (so wird ja die Verdampfung erklärt) der eine Körper immer mehr Raum einnehme, als zuvor beide zusammen. Gibt es kein Leeres und keine selbständige Ausdehnung der Körper, so ist erwähnter Umstand ganz unfaßbar, gibt es aber ein Leeres und eine solche Auseinanderdehnung, so ist wenigstens die Notwendigkeit nicht einzusehen, weshalb der ausgeschiedene Körper immer sein Volumen vergrößere.
Um die Umwandlung der Elemente ineinander zu erklären bleibt also nur übrig, anzunehmen, daß sie wechselseitig aus- einander entstehen, entweder durch Umformung, wie aus dem-
1De coelo III, 4. 303a. 31. Aristoteles meint die acht Oktanten. S. auch S. 116 Anm.
2De coelo III, 4. 303a. 27.
3De coelo III, 7. 305 b. 21.
4De coelo III, 7. p. 305 b. Daselbst auch das Folgende.
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Aristoteles gg. d. Atom.: Ausdehnung.
setzen, die Polyeder aus geradlinigen Pyramiden, die Kugel
aus acht Teilen. 1
Die Atomisten geraten aber auch mit sich selbst in Wider-
spruch, namentlich in Bezug auf den Übergang der Elemente
ineinander, denn wenn die Elemente sich durch die ver-
schiedene Größe ihrer Atome unterscheiden, wie dies bei Luft,
Erde und Wasser der Fall sein soll, so kann nicht ein Element
aus dem andren entstehen; wenn nämlich immer — zur Er-
zeugung eines dieser Stoffe — bestimmte Atome, z. B. die
größesten, ausgeschieden werden, so muß einmal Mangel an
den größten Atomen eintreten, nachdem die vorhandenen
sämtlich schon ausgeschieden sind, so daß die weitere Um-
wandlung unmöglich wird. 2 In der begrenzten Größe können
ja doch nicht unbegrenzt viele Atome vorhanden sein. 3
Auch ist es dann nicht zu erklären, warum bei der Um-
wandlung von Luft in Wasser das ausgeschiedene Wasser
schwerer ist als die Luft; durch bloßes Zusammendrücken kann
doch ein und dieselbe Größe nicht schwerer werden. 4 Wenn
dagegen umgekehrt Luft aus Wasser wird, so nimmt die Luft
als das Feinteiligere mehr Raum ein, wie man bei der Ver-
dampfung, wodurch selbst die einschließenden Gefäße gesprengt
werden, beobachtet. Diese Ausdehnung ist durch die ato-
mistische Annahme gar nicht zu erklären, weil es durchaus
nicht notwendig ist, daß nach Trennung zweier Körper von-
einander (so wird ja die Verdampfung erklärt) der eine Körper
immer mehr Raum einnehme, als zuvor beide zusammen.
Gibt es kein Leeres und keine selbständige Ausdehnung
der Körper, so ist erwähnter Umstand ganz unfaßbar, gibt
es aber ein Leeres und eine solche Auseinanderdehnung,
so ist wenigstens die Notwendigkeit nicht einzusehen, weshalb
der ausgeschiedene Körper immer sein Volumen vergrößere.
Um die Umwandlung der Elemente ineinander zu erklären
bleibt also nur übrig, anzunehmen, daß sie wechselseitig aus-
einander entstehen, entweder durch Umformung, wie aus dem-
1 De coelo III, 4. 303a. 31. Aristoteles meint die acht Oktanten. S.
auch S. 116 Anm.
2 De coelo III, 4. 303a. 27.
3 De coelo III, 7. 305 b. 21.
4 De coelo
III, 7. p. 305 b. Daselbst auch das Folgende.
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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/133>, abgerufen am 24.11.2024.
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