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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Aufnahme des Aristoteles.
Bibel vereinigen ließ, und erklärte sich daher auch gegen die
Atome.1 Die Theologie sah ein, daß sie aus Aristoteles selbst
die stärkste Stütze für ihr eigenes System entnehmen könne;
und somit tritt Aristoteles um die Mitte des 13. Jahrhunderts
seine Herrschaft definitiv an. Von da ab wird seine Autorität
fast absolut, und nur um untergeordnete Fragen wagt die Aus-
legung zu streiten. Das größte Verdienst um die Erkenntnis
der peripatetischen Lehre haben bekanntlich Albert von Boll-
stedt
, genannt Magnus, und Thomas von Aquino. Ersterer gibt
eine ausführliche Darstellung und Erklärung der aristotelischen
Doktrin, meist im Anschluß an Ibn Sina, zum Teil auch
an Ibn Roschd und Moseh ben Maimun (Maimonides); letzterer
veranlaßte eine neue Übertragung aus griechischen Texten
und kommentierte ebenfalls die Schriften des Philosophen.

Von hier ab wird die Zahl der Kommentare eine außer-
ordentlich große.

3. Die Lehre des Aristoteles.

Was uns in den wahrnehmbaren Dingen als klar und
deutlich entgegentritt, das ist selbst nichts Einfaches, sondern
bereits das Produkt eines Zusammenflusses. Methodisches
Wissen aber gibt es nach Aristoteles nur durch Erkenntnis
der ersten und einfachen Prinzipien, welche von Seite der
Natur aus, d. h. im Grunde der Dinge, die Objekte der Sinnes-
wahrnehmung hervorbringen. Daher lehrt er, daß der natur-
gemäße Weg der Physik, als der Wissenschaft von der Natur, von
den sinnlichen Objekten ausgeht, welche für unsere Wahrnehmung
ein Ganzes sind, aber nach demjenigen hinführt, aus welchem
sie ursprünglich zusammengesetzt wurden. Aufgabe der Wissen-
schaft ist es, in dem sinnlich gegebenen Ganzen die Elemente
und Prinzipien aufzufinden, durch welche es bestimmt wird.2

1 Aggregatio impartibilium impossibile est, ut quantitatem continuam
faciat vel augeat. Haec declaravit Aristoteles in libro suo, quem vocavit
auditum. Jourdain, a. a. O. p. 276.
2 Phys. I, 1. p. 184a. Die Citate nach Bekker ed. maj. Bei der Dar-
stellung ist vornehmlich benutzt die Übersetzung der physikalischen Schriften
des Aristoteles von Prantl, Leipzig 1854, Bd. 1 und 1857 Bd. 2, sodann Zeller

Aufnahme des Aristoteles.
Bibel vereinigen ließ, und erklärte sich daher auch gegen die
Atome.1 Die Theologie sah ein, daß sie aus Aristoteles selbst
die stärkste Stütze für ihr eigenes System entnehmen könne;
und somit tritt Aristoteles um die Mitte des 13. Jahrhunderts
seine Herrschaft definitiv an. Von da ab wird seine Autorität
fast absolut, und nur um untergeordnete Fragen wagt die Aus-
legung zu streiten. Das größte Verdienst um die Erkenntnis
der peripatetischen Lehre haben bekanntlich Albert von Boll-
stedt
, genannt Magnus, und Thomas von Aquino. Ersterer gibt
eine ausführliche Darstellung und Erklärung der aristotelischen
Doktrin, meist im Anschluß an Ibn Sina, zum Teil auch
an Ibn Roschd und Moseh ben Maimun (Maimonides); letzterer
veranlaßte eine neue Übertragung aus griechischen Texten
und kommentierte ebenfalls die Schriften des Philosophen.

Von hier ab wird die Zahl der Kommentare eine außer-
ordentlich große.

3. Die Lehre des Aristoteles.

Was uns in den wahrnehmbaren Dingen als klar und
deutlich entgegentritt, das ist selbst nichts Einfaches, sondern
bereits das Produkt eines Zusammenflusses. Methodisches
Wissen aber gibt es nach Aristoteles nur durch Erkenntnis
der ersten und einfachen Prinzipien, welche von Seite der
Natur aus, d. h. im Grunde der Dinge, die Objekte der Sinnes-
wahrnehmung hervorbringen. Daher lehrt er, daß der natur-
gemäße Weg der Physik, als der Wissenschaft von der Natur, von
den sinnlichen Objekten ausgeht, welche für unsere Wahrnehmung
ein Ganzes sind, aber nach demjenigen hinführt, aus welchem
sie ursprünglich zusammengesetzt wurden. Aufgabe der Wissen-
schaft ist es, in dem sinnlich gegebenen Ganzen die Elemente
und Prinzipien aufzufinden, durch welche es bestimmt wird.2

1 Aggregatio impartibilium impossibile est, ut quantitatem continuam
faciat vel augeat. Haec declaravit Aristoteles in libro suo, quem vocavit
auditum. Jourdain, a. a. O. p. 276.
2 Phys. I, 1. p. 184a. Die Citate nach Bekker ed. maj. Bei der Dar-
stellung ist vornehmlich benutzt die Übersetzung der physikalischen Schriften
des Aristoteles von Prantl, Leipzig 1854, Bd. 1 und 1857 Bd. 2, sodann Zeller
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[87/0105] Aufnahme des Aristoteles. Bibel vereinigen ließ, und erklärte sich daher auch gegen die Atome. 1 Die Theologie sah ein, daß sie aus Aristoteles selbst die stärkste Stütze für ihr eigenes System entnehmen könne; und somit tritt Aristoteles um die Mitte des 13. Jahrhunderts seine Herrschaft definitiv an. Von da ab wird seine Autorität fast absolut, und nur um untergeordnete Fragen wagt die Aus- legung zu streiten. Das größte Verdienst um die Erkenntnis der peripatetischen Lehre haben bekanntlich Albert von Boll- stedt, genannt Magnus, und Thomas von Aquino. Ersterer gibt eine ausführliche Darstellung und Erklärung der aristotelischen Doktrin, meist im Anschluß an Ibn Sina, zum Teil auch an Ibn Roschd und Moseh ben Maimun (Maimonides); letzterer veranlaßte eine neue Übertragung aus griechischen Texten und kommentierte ebenfalls die Schriften des Philosophen. Von hier ab wird die Zahl der Kommentare eine außer- ordentlich große. 3. Die Lehre des Aristoteles. Was uns in den wahrnehmbaren Dingen als klar und deutlich entgegentritt, das ist selbst nichts Einfaches, sondern bereits das Produkt eines Zusammenflusses. Methodisches Wissen aber gibt es nach Aristoteles nur durch Erkenntnis der ersten und einfachen Prinzipien, welche von Seite der Natur aus, d. h. im Grunde der Dinge, die Objekte der Sinnes- wahrnehmung hervorbringen. Daher lehrt er, daß der natur- gemäße Weg der Physik, als der Wissenschaft von der Natur, von den sinnlichen Objekten ausgeht, welche für unsere Wahrnehmung ein Ganzes sind, aber nach demjenigen hinführt, aus welchem sie ursprünglich zusammengesetzt wurden. Aufgabe der Wissen- schaft ist es, in dem sinnlich gegebenen Ganzen die Elemente und Prinzipien aufzufinden, durch welche es bestimmt wird. 2 1 Aggregatio impartibilium impossibile est, ut quantitatem continuam faciat vel augeat. Haec declaravit Aristoteles in libro suo, quem vocavit auditum. Jourdain, a. a. O. p. 276. 2 Phys. I, 1. p. 184a. Die Citate nach Bekker ed. maj. Bei der Dar- stellung ist vornehmlich benutzt die Übersetzung der physikalischen Schriften des Aristoteles von Prantl, Leipzig 1854, Bd. 1 und 1857 Bd. 2, sodann Zeller

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/105>, abgerufen am 23.11.2024.