Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.aber in unwahrer und verkehrter Form auftritt. Nun Jch spreche mich also ausdrücklich gegen die sanscülottische Und ich zeige nun, daß die höhern privilegirten Stände Was also sage ich durch diese Entwicklung zu den Arbeitern? aber in unwahrer und verkehrter Form auftritt. Nun Jch ſpreche mich alſo ausdrücklich gegen die ſanscülottiſche Und ich zeige nun, daß die höhern privilegirten Stände Was alſo ſage ich durch dieſe Entwicklung zu den Arbeitern? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0139" n="133"/> aber in <hi rendition="#g">unwahrer und verkehrter</hi> Form auftritt. Nun<lb/> giebt es aber gar nichts Gefährlicheres als eine Wahrheit, die<lb/> in unwahrer, verkehrter Form auftritt. Denn wie man ſich zu<lb/> ihr verhalte, wird man gleich ſchlecht fahren. Adoptirt man<lb/> jene Wahrheit in ihrer unwahren, verkehrten Form, ſo wird<lb/> dies <hi rendition="#g">zu gewiſſen Zeiten die ſchädlichſten Ver-<lb/> wüſtungen</hi> anrichten, wie dies im Sanscülottismus der<lb/> Fall war.“</p><lb/> <p>Jch ſpreche mich alſo ausdrücklich gegen die ſanscülottiſche<lb/> Auffaſſung dieſes Grundſatzes aus, ich beſchuldige ihn der Un-<lb/> wahrheit und Verkehrtheit, ich erkläre, daß er die ſchädlichſten<lb/> Verwüſtungen angerichtet habe und ſie zu gewiſſen Zeiten auch<lb/> bei uns würde anrichten müſſen, wenn man nicht im Voraus<lb/> das Volk von ſeiner Unwahrheit und Verkehrtheit überzeuge,<lb/> was aber eben nur dadurch geſchehen könne, daß man den rela-<lb/> tiv wahren Jnhalt dieſer unwahren Auffaſſung aufzeige.</p><lb/> <p>Und ich zeige nun, daß die höhern privilegirten Stände<lb/> nothwendig und ohne individuelle Verſchuldung unſittlich ſein<lb/><hi rendition="#g">müſſen,</hi> weil ſie das perſönliche Jntereſſe in einen <hi rendition="#g">noth-<lb/> wendigen Gegenſatz</hi> zu der hiſtoriſchen Entwicklung, zu<lb/> dem Jdealismus der Culturentwicklung verſetze, welchem ſich<lb/> hinzugeben die Quelle aller wahren Sittlichkeit ausmache. Wegen<lb/> jenes Gegenſatzes zu ihrem perſönlichen Jntereſſe könnten dies<lb/> in den höheren Ständen nur ſolche, die ſich ein für allemal durch<lb/> einen großen Blick über ihr ganzes perſönliches Daſein erhoben<lb/> und hinweggeſetzt haben, und das könnten natürlich nur wenig<lb/> zahlreiche Ausnahmen ſein. Dieſer Gegenſatz des perſönlichen<lb/> Jntereſſes und der Culturentwicklung der Nation, der die höhe-<lb/> ren Stände nothwendig und ohne perſönliche Verſchuldung zu<lb/> jener hiſtoriſchen Unſittlichkeit zwänge, <hi rendition="#g">fehle</hi> bei den unteren<lb/> Klaſſen zu ihrem Glücke. Denn <hi rendition="#g">ſie</hi> ſeien vielmehr in der<lb/> glücklichen Lage, daß bei ihnen jene hiſtoriſche Sittlichkeit zu-<lb/> ſammenfalle mit ihrem <hi rendition="#g">perſönlichen Jntereſſe.</hi> Sie<lb/> hätten es darum <hi rendition="#g">leicht,</hi> ſittlich zu ſein. Zwar ſei auch noch<lb/> bei ihnen genug Selbſtſucht vorhanden, aber bei ihnen ſei das,<lb/> im Gegenſatz zu den höheren Ständen, der <hi rendition="#g">Fehler der Ein-<lb/> zelnen,</hi> nicht, wie bei jenen, das nothwendige Produkt ihrer<lb/> Klaſſenlage.</p><lb/> <p>Was alſo ſage ich durch dieſe Entwicklung zu den Arbeitern?<lb/> Welche Lehre ertheile ich ihnen?</p><lb/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [133/0139]
aber in unwahrer und verkehrter Form auftritt. Nun
giebt es aber gar nichts Gefährlicheres als eine Wahrheit, die
in unwahrer, verkehrter Form auftritt. Denn wie man ſich zu
ihr verhalte, wird man gleich ſchlecht fahren. Adoptirt man
jene Wahrheit in ihrer unwahren, verkehrten Form, ſo wird
dies zu gewiſſen Zeiten die ſchädlichſten Ver-
wüſtungen anrichten, wie dies im Sanscülottismus der
Fall war.“
Jch ſpreche mich alſo ausdrücklich gegen die ſanscülottiſche
Auffaſſung dieſes Grundſatzes aus, ich beſchuldige ihn der Un-
wahrheit und Verkehrtheit, ich erkläre, daß er die ſchädlichſten
Verwüſtungen angerichtet habe und ſie zu gewiſſen Zeiten auch
bei uns würde anrichten müſſen, wenn man nicht im Voraus
das Volk von ſeiner Unwahrheit und Verkehrtheit überzeuge,
was aber eben nur dadurch geſchehen könne, daß man den rela-
tiv wahren Jnhalt dieſer unwahren Auffaſſung aufzeige.
Und ich zeige nun, daß die höhern privilegirten Stände
nothwendig und ohne individuelle Verſchuldung unſittlich ſein
müſſen, weil ſie das perſönliche Jntereſſe in einen noth-
wendigen Gegenſatz zu der hiſtoriſchen Entwicklung, zu
dem Jdealismus der Culturentwicklung verſetze, welchem ſich
hinzugeben die Quelle aller wahren Sittlichkeit ausmache. Wegen
jenes Gegenſatzes zu ihrem perſönlichen Jntereſſe könnten dies
in den höheren Ständen nur ſolche, die ſich ein für allemal durch
einen großen Blick über ihr ganzes perſönliches Daſein erhoben
und hinweggeſetzt haben, und das könnten natürlich nur wenig
zahlreiche Ausnahmen ſein. Dieſer Gegenſatz des perſönlichen
Jntereſſes und der Culturentwicklung der Nation, der die höhe-
ren Stände nothwendig und ohne perſönliche Verſchuldung zu
jener hiſtoriſchen Unſittlichkeit zwänge, fehle bei den unteren
Klaſſen zu ihrem Glücke. Denn ſie ſeien vielmehr in der
glücklichen Lage, daß bei ihnen jene hiſtoriſche Sittlichkeit zu-
ſammenfalle mit ihrem perſönlichen Jntereſſe. Sie
hätten es darum leicht, ſittlich zu ſein. Zwar ſei auch noch
bei ihnen genug Selbſtſucht vorhanden, aber bei ihnen ſei das,
im Gegenſatz zu den höheren Ständen, der Fehler der Ein-
zelnen, nicht, wie bei jenen, das nothwendige Produkt ihrer
Klaſſenlage.
Was alſo ſage ich durch dieſe Entwicklung zu den Arbeitern?
Welche Lehre ertheile ich ihnen?
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