Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.mischer Juristen herrschte, kaum die Frage sein -- ob hier nicht Jch habe Jhnen gezeigt, meine Herren, und durch die Habe ich aber selbst auch dies nur gethan? Auch das nicht Und die vorhin nachgewiesene Thatsache, daß die K. Staats- Was ich somit wirklich mit meinem Vortrag bezweckte, war Ein geistvoller Freund sagte mir später: Sie hätten Jhren miſcher Juriſten herrſchte, kaum die Frage ſein — ob hier nicht Jch habe Jhnen gezeigt, meine Herren, und durch die Habe ich aber ſelbſt auch dies nur gethan? Auch das nicht Und die vorhin nachgewieſene Thatſache, daß die K. Staats- Was ich ſomit wirklich mit meinem Vortrag bezweckte, war Ein geiſtvoller Freund ſagte mir ſpäter: Sie hätten Jhren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0131" n="125"/> miſcher Juriſten herrſchte, kaum die Frage ſein — ob hier nicht<lb/><hi rendition="#g">ein gewaltſames Vorgehen gegen die Verfaſſung<lb/> des Staates vorliegt!</hi></p><lb/> <p>Jch habe Jhnen gezeigt, meine Herren, und durch die<lb/> Staatsſchriften des Miniſteriums Manteuffel, durch die eigenen<lb/> Motive der Königlichen Botſchaften belegt, wie vollkommen<lb/> legal und erlaubt, ja wie im höchſten Grade verdienſtlich und<lb/> ſtaatsmänniſch es wäre, eine friedliche auf die öffentliche Ueber-<lb/> zeugung gerichtete Agitation für die möglichſte Aufhebung der<lb/> indirecten Steuern zu machen.</p><lb/> <p>Habe ich aber ſelbſt auch dies nur gethan? Auch das nicht<lb/> einmal! Jch that es nicht, nicht deshalb, weil ich nicht eine<lb/> Umwandlung der indirecten Steuern in directe lebhaft wünſchte,<lb/> ſondern deshalb, weil ich mich auf dieſe Dinge zu gut verſtehe,<lb/> um nicht zu wiſſen, daß jede <hi rendition="#g">durchgreifende</hi> Steuerreform<lb/> vollkommen unmöglich iſt, ſo lange nicht Maßregeln anderer Art<lb/> vorhergehen, insbeſondere ſo lange nicht aus dem <hi rendition="#g">allgemei-<lb/> nen</hi> Wahlrecht hervorgegangene geſetzgebende Körper exiſtiren.</p><lb/> <p>Und die vorhin nachgewieſene Thatſache, daß die K. Staats-<lb/> regierung ſelbſt eingeſteht, ſeit 1847 ſogar den <hi rendition="#g">erſten Schritt</hi><lb/> auf der Bahn der erforderlichen Steuerreform trotz aller An-<lb/> ſtrengungen vergeblich zu erſtreben, wird Jhnen dargethan haben,<lb/> wie gegründet dieſe Ueberzeugung iſt.</p><lb/> <p>Was ich ſomit wirklich mit meinem Vortrag bezweckte, war<lb/> zunächſt der rein wiſſenſchaftliche und theoretiſche Zweck, die ar-<lb/> beitenden Klaſſen zum Verſtändniß ihrer Zeit zu bringen.</p><lb/> <p>Ein geiſtvoller Freund ſagte mir ſpäter: Sie hätten Jhren<lb/> Vortrag betiteln ſollen: „Der Arbeiterſtand und der Stand der<lb/> Arbeiter in der Geſchichte.“ Jn der That, in dieſem epigram-<lb/> matiſchen Titel liegt ganz und gar der Grundgedanke meines<lb/> Vortrags ausgeſprochen. Jch war — die Jnitiative dazu war<lb/> nicht einmal von mir ausgegangen — aufgefordert worden,<lb/> einen Vortrag zu halten in einem Arbeiterverein. Worüber ſollte<lb/> ich ihnen leſen? Etwa, wie viel Ballen Baumwolle jährlich<lb/> von Amerika nach England gehen und ähnliche Dinge, die man<lb/> am andern Tage vergeſſen hat? Jch ſagte mir: Du wirſt in<lb/> einer Weiſe, in welcher nur die höchſte wiſſenſchaftliche Energie<lb/> deſſen fähig iſt, die geſammte reiche Geſchichte der modernen<lb/> Nationen in der Einfachheit ihres inneren Geſetzes darſtellen,<lb/> die inneren Entwicklungsfäden dieſer Geſchichte bloßlegen und<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [125/0131]
miſcher Juriſten herrſchte, kaum die Frage ſein — ob hier nicht
ein gewaltſames Vorgehen gegen die Verfaſſung
des Staates vorliegt!
Jch habe Jhnen gezeigt, meine Herren, und durch die
Staatsſchriften des Miniſteriums Manteuffel, durch die eigenen
Motive der Königlichen Botſchaften belegt, wie vollkommen
legal und erlaubt, ja wie im höchſten Grade verdienſtlich und
ſtaatsmänniſch es wäre, eine friedliche auf die öffentliche Ueber-
zeugung gerichtete Agitation für die möglichſte Aufhebung der
indirecten Steuern zu machen.
Habe ich aber ſelbſt auch dies nur gethan? Auch das nicht
einmal! Jch that es nicht, nicht deshalb, weil ich nicht eine
Umwandlung der indirecten Steuern in directe lebhaft wünſchte,
ſondern deshalb, weil ich mich auf dieſe Dinge zu gut verſtehe,
um nicht zu wiſſen, daß jede durchgreifende Steuerreform
vollkommen unmöglich iſt, ſo lange nicht Maßregeln anderer Art
vorhergehen, insbeſondere ſo lange nicht aus dem allgemei-
nen Wahlrecht hervorgegangene geſetzgebende Körper exiſtiren.
Und die vorhin nachgewieſene Thatſache, daß die K. Staats-
regierung ſelbſt eingeſteht, ſeit 1847 ſogar den erſten Schritt
auf der Bahn der erforderlichen Steuerreform trotz aller An-
ſtrengungen vergeblich zu erſtreben, wird Jhnen dargethan haben,
wie gegründet dieſe Ueberzeugung iſt.
Was ich ſomit wirklich mit meinem Vortrag bezweckte, war
zunächſt der rein wiſſenſchaftliche und theoretiſche Zweck, die ar-
beitenden Klaſſen zum Verſtändniß ihrer Zeit zu bringen.
Ein geiſtvoller Freund ſagte mir ſpäter: Sie hätten Jhren
Vortrag betiteln ſollen: „Der Arbeiterſtand und der Stand der
Arbeiter in der Geſchichte.“ Jn der That, in dieſem epigram-
matiſchen Titel liegt ganz und gar der Grundgedanke meines
Vortrags ausgeſprochen. Jch war — die Jnitiative dazu war
nicht einmal von mir ausgegangen — aufgefordert worden,
einen Vortrag zu halten in einem Arbeiterverein. Worüber ſollte
ich ihnen leſen? Etwa, wie viel Ballen Baumwolle jährlich
von Amerika nach England gehen und ähnliche Dinge, die man
am andern Tage vergeſſen hat? Jch ſagte mir: Du wirſt in
einer Weiſe, in welcher nur die höchſte wiſſenſchaftliche Energie
deſſen fähig iſt, die geſammte reiche Geſchichte der modernen
Nationen in der Einfachheit ihres inneren Geſetzes darſtellen,
die inneren Entwicklungsfäden dieſer Geſchichte bloßlegen und
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