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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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selten und erst in späterer Zeit in äußerst geringfügigen Accisen
oder Consumtionssteuern, die auch dann nur ganz vorüber-
gehende Existenz hatten.

Bei weitem häufiger und weit überwiegend bestanden sie
in Schatzungen d. h. directen Steuern, die theils
Capitations- oder Kopfsteuern, theils -- und zwar war dies
der bei weitem häufigste und durchaus überwiegende Fall --
äußerst beträchtliche directe Einkommensteuern waren.

Dies ist im Wesentlichen die Steuerphysiognomie des
Mittelalters.

Einige wenige Thatsachen nur muß ich Jhnen anführen,
theils als historischen Beleg des Gesagten, theils zum Beweis,
wie durchaus verschieden von dem heutigen der Geist der
Steuermaßregeln im Mittelalter war.

Werfen wir zunächst einen Blick auf England.

Die erste Abgabe, die äußerlich einer indirecten Steuer
ähnlich sieht, wird unter Richard Löwenherz erhoben. "It is
not a little singular
-- sagt Sir John Sinclair in seiner
History of the Public Revenue of the British Empire, Bd. I.
p. 96 -- that the reign of this monarch should furnish an
example of raising a revenue by means of licenses; a mode
which, in modern times, has become so prevalent."
"Es ist
nicht wenig auffällig, daß die Regierung dieses Monarchen ein
Beispiel liefern sollte, eine Einnahme aufzubringen durch das
Mittel von Licenzen -- die bekanntlich zu den indirecten
Steuern gehören, meine Herren -- ein Modus, welcher in den
modernen Zeiten so überwiegend geworden ist." Sie
sehen beiläufig, daß der Baronet Sinclair diese thatsächliche
Bemerkung eben so wenig unterdrücken kann wie der Bour-
geois-Oekonom Say. Aber worin bestand jene indirecte Steuer
unter Richard Löwenherz? Sie erstreckte sich auf die Turniere.

"It was enacted -- fährt Sir John Sinclair fort -- by
Richard, that every person should pay for a license, before he
engaged in such exercises, according to the following rates:
every earl, 20 marks of silver; every baron, 10 marks; every
knight having lands 4 marks, and such as had no lands, two
marks. No person under the rank of a knight was permitted
to enter the ranks."

"Es wurde von Richard verfügt, daß Jedermann eine
Licenz bezahlen sollte, ehe er an solchen Waffenübungen Theil

7 *

ſelten und erſt in ſpäterer Zeit in äußerſt geringfügigen Acciſen
oder Conſumtionsſteuern, die auch dann nur ganz vorüber-
gehende Exiſtenz hatten.

Bei weitem häufiger und weit überwiegend beſtanden ſie
in Schatzungen d. h. directen Steuern, die theils
Capitations- oder Kopfſteuern, theils — und zwar war dies
der bei weitem häufigſte und durchaus überwiegende Fall —
äußerſt beträchtliche directe Einkommenſteuern waren.

Dies iſt im Weſentlichen die Steuerphyſiognomie des
Mittelalters.

Einige wenige Thatſachen nur muß ich Jhnen anführen,
theils als hiſtoriſchen Beleg des Geſagten, theils zum Beweis,
wie durchaus verſchieden von dem heutigen der Geiſt der
Steuermaßregeln im Mittelalter war.

Werfen wir zunächſt einen Blick auf England.

Die erſte Abgabe, die äußerlich einer indirecten Steuer
ähnlich ſieht, wird unter Richard Löwenherz erhoben. „It is
not a little singular
— ſagt Sir John Sinclair in ſeiner
History of the Public Revenue of the British Empire, Bd. I.
p. 96 — that the reign of this monarch should furnish an
example of raising a revenue by means of licenses; a mode
which, in modern times, has become so prevalent.“
„Es iſt
nicht wenig auffällig, daß die Regierung dieſes Monarchen ein
Beiſpiel liefern ſollte, eine Einnahme aufzubringen durch das
Mittel von Licenzen — die bekanntlich zu den indirecten
Steuern gehören, meine Herren — ein Modus, welcher in den
modernen Zeiten ſo überwiegend geworden iſt.“ Sie
ſehen beiläufig, daß der Baronet Sinclair dieſe thatſächliche
Bemerkung eben ſo wenig unterdrücken kann wie der Bour-
geois-Oekonom Say. Aber worin beſtand jene indirecte Steuer
unter Richard Löwenherz? Sie erſtreckte ſich auf die Turniere.

„It was enacted — fährt Sir John Sinclair fort — by
Richard, that every person should pay for a license, before he
engaged in such exercises, according to the following rates:
every earl, 20 marks of silver; every baron, 10 marks; every
knight having lands 4 marks, and such as had no lands, two
marks. No person under the rank of a knight was permitted
to enter the ranks.“

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[99/0105] ſelten und erſt in ſpäterer Zeit in äußerſt geringfügigen Acciſen oder Conſumtionsſteuern, die auch dann nur ganz vorüber- gehende Exiſtenz hatten. Bei weitem häufiger und weit überwiegend beſtanden ſie in Schatzungen d. h. directen Steuern, die theils Capitations- oder Kopfſteuern, theils — und zwar war dies der bei weitem häufigſte und durchaus überwiegende Fall — äußerſt beträchtliche directe Einkommenſteuern waren. Dies iſt im Weſentlichen die Steuerphyſiognomie des Mittelalters. Einige wenige Thatſachen nur muß ich Jhnen anführen, theils als hiſtoriſchen Beleg des Geſagten, theils zum Beweis, wie durchaus verſchieden von dem heutigen der Geiſt der Steuermaßregeln im Mittelalter war. Werfen wir zunächſt einen Blick auf England. Die erſte Abgabe, die äußerlich einer indirecten Steuer ähnlich ſieht, wird unter Richard Löwenherz erhoben. „It is not a little singular — ſagt Sir John Sinclair in ſeiner History of the Public Revenue of the British Empire, Bd. I. p. 96 — that the reign of this monarch should furnish an example of raising a revenue by means of licenses; a mode which, in modern times, has become so prevalent.“ „Es iſt nicht wenig auffällig, daß die Regierung dieſes Monarchen ein Beiſpiel liefern ſollte, eine Einnahme aufzubringen durch das Mittel von Licenzen — die bekanntlich zu den indirecten Steuern gehören, meine Herren — ein Modus, welcher in den modernen Zeiten ſo überwiegend geworden iſt.“ Sie ſehen beiläufig, daß der Baronet Sinclair dieſe thatſächliche Bemerkung eben ſo wenig unterdrücken kann wie der Bour- geois-Oekonom Say. Aber worin beſtand jene indirecte Steuer unter Richard Löwenherz? Sie erſtreckte ſich auf die Turniere. „It was enacted — fährt Sir John Sinclair fort — by Richard, that every person should pay for a license, before he engaged in such exercises, according to the following rates: every earl, 20 marks of silver; every baron, 10 marks; every knight having lands 4 marks, and such as had no lands, two marks. No person under the rank of a knight was permitted to enter the ranks.“ „Es wurde von Richard verfügt, daß Jedermann eine Licenz bezahlen ſollte, ehe er an ſolchen Waffenübungen Theil 7 *

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/105>, abgerufen am 04.12.2024.