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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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wie eine Steuer auf die Grund rente wirken würde, und fährt
dann fort: "Mais si l'impot foncier frappe toutes les terres cul-
tivees, alors, quelque modere qu'il puisse etre, il devient un
impot sur la production et fait par consequent hausser le prix
des produits."
"Aber wenn die Grundsteuer alle bebauten
Aecker trifft, dann, wie niedrig bemessen sie immerhin sei, wird
sie zu einer Steuer auf die Production und bewirkt somit eine
Steigerung des Preises der Bodenprodukte."

Und hierauf gerade den Fall in's Auge fassend, der bei
uns besteht, daß nämlich die Grundsteuer zwar alle bebauten
Aecker aber in einer Proportion zu ihrem Ertrage trifft, sagt er:
"Un pareil impot peut etre proportionne a la qualite des terres
et l'abondance de leurs produits, et dans ce cas il ne differe
nullement de la deime."
"Eine solche Steuer kann proportionirt
sein der Qualität der Aecker und ihrer Produktivität, und dann un-
terscheidet sie sich in keiner Hinsicht von einem Zehnten."

Durch und seit Ricardo ist also die ältere Ansicht, welche
der Staatsanwalt hier gegen mich zwar nicht geltend gemacht
hat, aber geltend hätte machen können, bereits widerlegt und
als irrig verworfen und Sie wissen, daß die Ricardo'sche Schule
allerwärts, in England wie in den andern Ländern, die in der
heutigen Wissenschaft herrschende ist.

Um zum Ueberfluß zu zeigen, daß auch die deutsche Wissen-
schaft diese Lehre Ricardo's acceptirt hat, will ich Jhnen daher
nur noch in aller Kürze die gelegentlichen Worte des Wirklichen
Geheimen Rathes Hoffmann anführen, der in seiner "Lehre von
den Steuern" p. 137 sagt: "Erhöhungen der Grundsteuer
streben nach Erhöhungen der Marktpreise und treffen
hierdurch die Gesammtheit der Einwohner."

Jch komme jetzt zum letzten Punkte meiner Darstellung von
den indirecten Steuern, den ich zu berühren habe. Jch habe
p. 27 meines Vortrags gesagt: "Nun hat zwar die Bourgeoisie
die indirecten Steuern nicht eigentlich erfunden; sie existirten
schon früher. Aber die Bourgeoisie hat sie erst zu einem uner-
hörten System
entwickelt und ihnen beinahe den gesammten
Betrag der Staatsbedürfnisse aufgebürdet."

Jn dieser historischen Behauptung, daß erst die Bourgeoisie
die indirecten Steuern zwar nicht erfunden, aber doch zu einem
unerhörten System entwickelt habe, hat der Staats-
anwalt wiederum etwas äußerst Gravirendes gesehen. Er ist

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wie eine Steuer auf die Grund rente wirken würde, und fährt
dann fort: „Mais si l’impôt foncier frappe toutes les terres cul-
tivées, alors, quelque modéré qu’il puisse être, il devient un
impôt sur la production et fait par conséquent hausser le prix
des produits.“
„Aber wenn die Grundſteuer alle bebauten
Aecker trifft, dann, wie niedrig bemeſſen ſie immerhin ſei, wird
ſie zu einer Steuer auf die Production und bewirkt ſomit eine
Steigerung des Preiſes der Bodenprodukte.“

Und hierauf gerade den Fall in’s Auge faſſend, der bei
uns beſteht, daß nämlich die Grundſteuer zwar alle bebauten
Aecker aber in einer Proportion zu ihrem Ertrage trifft, ſagt er:
„Un pareil impôt peut être proportionné à la qualité des terres
et l’abondance de leurs produits, et dans ce cas il ne diffère
nullement de la dîme.“
„Eine ſolche Steuer kann proportionirt
ſein der Qualität der Aecker und ihrer Produktivität, und dann un-
terſcheidet ſie ſich in keiner Hinſicht von einem Zehnten.

Durch und ſeit Ricardo iſt alſo die ältere Anſicht, welche
der Staatsanwalt hier gegen mich zwar nicht geltend gemacht
hat, aber geltend hätte machen können, bereits widerlegt und
als irrig verworfen und Sie wiſſen, daß die Ricardo’ſche Schule
allerwärts, in England wie in den andern Ländern, die in der
heutigen Wiſſenſchaft herrſchende iſt.

Um zum Ueberfluß zu zeigen, daß auch die deutſche Wiſſen-
ſchaft dieſe Lehre Ricardo’s acceptirt hat, will ich Jhnen daher
nur noch in aller Kürze die gelegentlichen Worte des Wirklichen
Geheimen Rathes Hoffmann anführen, der in ſeiner „Lehre von
den Steuern“ p. 137 ſagt: „Erhöhungen der Grundſteuer
ſtreben nach Erhöhungen der Marktpreiſe und treffen
hierdurch die Geſammtheit der Einwohner.

Jch komme jetzt zum letzten Punkte meiner Darſtellung von
den indirecten Steuern, den ich zu berühren habe. Jch habe
p. 27 meines Vortrags geſagt: „Nun hat zwar die Bourgeoiſie
die indirecten Steuern nicht eigentlich erfunden; ſie exiſtirten
ſchon früher. Aber die Bourgeoiſie hat ſie erſt zu einem uner-
hörten Syſtem
entwickelt und ihnen beinahe den geſammten
Betrag der Staatsbedürfniſſe aufgebürdet.“

Jn dieſer hiſtoriſchen Behauptung, daß erſt die Bourgeoiſie
die indirecten Steuern zwar nicht erfunden, aber doch zu einem
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anwalt wiederum etwas äußerſt Gravirendes geſehen. Er iſt

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[97/0103] wie eine Steuer auf die Grund rente wirken würde, und fährt dann fort: „Mais si l’impôt foncier frappe toutes les terres cul- tivées, alors, quelque modéré qu’il puisse être, il devient un impôt sur la production et fait par conséquent hausser le prix des produits.“ „Aber wenn die Grundſteuer alle bebauten Aecker trifft, dann, wie niedrig bemeſſen ſie immerhin ſei, wird ſie zu einer Steuer auf die Production und bewirkt ſomit eine Steigerung des Preiſes der Bodenprodukte.“ Und hierauf gerade den Fall in’s Auge faſſend, der bei uns beſteht, daß nämlich die Grundſteuer zwar alle bebauten Aecker aber in einer Proportion zu ihrem Ertrage trifft, ſagt er: „Un pareil impôt peut être proportionné à la qualité des terres et l’abondance de leurs produits, et dans ce cas il ne diffère nullement de la dîme.“ „Eine ſolche Steuer kann proportionirt ſein der Qualität der Aecker und ihrer Produktivität, und dann un- terſcheidet ſie ſich in keiner Hinſicht von einem Zehnten.“ Durch und ſeit Ricardo iſt alſo die ältere Anſicht, welche der Staatsanwalt hier gegen mich zwar nicht geltend gemacht hat, aber geltend hätte machen können, bereits widerlegt und als irrig verworfen und Sie wiſſen, daß die Ricardo’ſche Schule allerwärts, in England wie in den andern Ländern, die in der heutigen Wiſſenſchaft herrſchende iſt. Um zum Ueberfluß zu zeigen, daß auch die deutſche Wiſſen- ſchaft dieſe Lehre Ricardo’s acceptirt hat, will ich Jhnen daher nur noch in aller Kürze die gelegentlichen Worte des Wirklichen Geheimen Rathes Hoffmann anführen, der in ſeiner „Lehre von den Steuern“ p. 137 ſagt: „Erhöhungen der Grundſteuer ſtreben nach Erhöhungen der Marktpreiſe und treffen hierdurch die Geſammtheit der Einwohner.“ Jch komme jetzt zum letzten Punkte meiner Darſtellung von den indirecten Steuern, den ich zu berühren habe. Jch habe p. 27 meines Vortrags geſagt: „Nun hat zwar die Bourgeoiſie die indirecten Steuern nicht eigentlich erfunden; ſie exiſtirten ſchon früher. Aber die Bourgeoiſie hat ſie erſt zu einem uner- hörten Syſtem entwickelt und ihnen beinahe den geſammten Betrag der Staatsbedürfniſſe aufgebürdet.“ Jn dieſer hiſtoriſchen Behauptung, daß erſt die Bourgeoiſie die indirecten Steuern zwar nicht erfunden, aber doch zu einem unerhörten Syſtem entwickelt habe, hat der Staats- anwalt wiederum etwas äußerſt Gravirendes geſehen. Er iſt 7

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/103>, abgerufen am 04.12.2024.