kommen, und die Wurzel des Uebels zu heilen suchen.
Die wohlthätige Güte der Madam Hills giebt Anfangs die nöthigen Kleider, Leinen und Hausgeräthe. Von den er- sten wurden nur die allerunentbehrlichsten Stücken schon verfertigt gegeben; das übrige aber im Ganzen, damit die Frau und ihre Töchter es mit eigner Handar- beit zurechte machen; und wenn sie damit fertig sind, so bekommen sie einen Vor- rath an Flachs und Baumwolle, um sel- bige zu verarbeiten, und in Zukunft das abgehende an Leinen- und baumwollenen Zeuge ersetzen zu können, und dieses ist die Sache der Mütter und Töchter.
Die Talente und den Stolz des Herrn G. will ich dahin zu bringen suchen, sei- nen zerfallenen Ruhm durch die Bemü- hung einer guten Kinderzucht wieder auf- zubauen. Erziehung ist er seinen Kin- dern schuldig; das Vermögen hat er nicht, Lehrmeister zu bezahlen, wie edel wär' es, wenn er mit Fleiß und Vater- treue den Schaden des verschwendeten
Ver-
kommen, und die Wurzel des Uebels zu heilen ſuchen.
Die wohlthaͤtige Guͤte der Madam Hills giebt Anfangs die noͤthigen Kleider, Leinen und Hausgeraͤthe. Von den er- ſten wurden nur die allerunentbehrlichſten Stuͤcken ſchon verfertigt gegeben; das uͤbrige aber im Ganzen, damit die Frau und ihre Toͤchter es mit eigner Handar- beit zurechte machen; und wenn ſie damit fertig ſind, ſo bekommen ſie einen Vor- rath an Flachs und Baumwolle, um ſel- bige zu verarbeiten, und in Zukunft das abgehende an Leinen- und baumwollenen Zeuge erſetzen zu koͤnnen, und dieſes iſt die Sache der Muͤtter und Toͤchter.
Die Talente und den Stolz des Herrn G. will ich dahin zu bringen ſuchen, ſei- nen zerfallenen Ruhm durch die Bemuͤ- hung einer guten Kinderzucht wieder auf- zubauen. Erziehung iſt er ſeinen Kin- dern ſchuldig; das Vermoͤgen hat er nicht, Lehrmeiſter zu bezahlen, wie edel waͤr’ es, wenn er mit Fleiß und Vater- treue den Schaden des verſchwendeten
Ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0098"n="92"/><fwplace="top"type="header"><lb/></fw> kommen, und die <hirendition="#fr">Wurzel</hi> des Uebels zu<lb/>
heilen ſuchen.</p><lb/><p>Die wohlthaͤtige Guͤte der Madam<lb/>
Hills giebt Anfangs die noͤthigen Kleider,<lb/>
Leinen und Hausgeraͤthe. Von den er-<lb/>ſten wurden nur die allerunentbehrlichſten<lb/>
Stuͤcken ſchon verfertigt gegeben; das<lb/>
uͤbrige aber im Ganzen, damit die Frau<lb/>
und ihre Toͤchter es mit eigner Handar-<lb/>
beit zurechte machen; und wenn ſie damit<lb/>
fertig ſind, ſo bekommen ſie einen Vor-<lb/>
rath an Flachs und Baumwolle, um ſel-<lb/>
bige zu verarbeiten, und in Zukunft das<lb/>
abgehende an Leinen- und baumwollenen<lb/>
Zeuge erſetzen zu koͤnnen, und dieſes iſt<lb/>
die Sache der Muͤtter und Toͤchter.</p><lb/><p>Die Talente und den Stolz des Herrn<lb/>
G. will ich dahin zu bringen ſuchen, ſei-<lb/>
nen zerfallenen Ruhm durch die Bemuͤ-<lb/>
hung einer guten Kinderzucht wieder auf-<lb/>
zubauen. Erziehung iſt er ſeinen Kin-<lb/>
dern ſchuldig; das Vermoͤgen hat er<lb/>
nicht, Lehrmeiſter zu bezahlen, wie edel<lb/>
waͤr’ es, wenn er mit Fleiß und Vater-<lb/>
treue den Schaden des verſchwendeten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ver-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[92/0098]
kommen, und die Wurzel des Uebels zu
heilen ſuchen.
Die wohlthaͤtige Guͤte der Madam
Hills giebt Anfangs die noͤthigen Kleider,
Leinen und Hausgeraͤthe. Von den er-
ſten wurden nur die allerunentbehrlichſten
Stuͤcken ſchon verfertigt gegeben; das
uͤbrige aber im Ganzen, damit die Frau
und ihre Toͤchter es mit eigner Handar-
beit zurechte machen; und wenn ſie damit
fertig ſind, ſo bekommen ſie einen Vor-
rath an Flachs und Baumwolle, um ſel-
bige zu verarbeiten, und in Zukunft das
abgehende an Leinen- und baumwollenen
Zeuge erſetzen zu koͤnnen, und dieſes iſt
die Sache der Muͤtter und Toͤchter.
Die Talente und den Stolz des Herrn
G. will ich dahin zu bringen ſuchen, ſei-
nen zerfallenen Ruhm durch die Bemuͤ-
hung einer guten Kinderzucht wieder auf-
zubauen. Erziehung iſt er ſeinen Kin-
dern ſchuldig; das Vermoͤgen hat er
nicht, Lehrmeiſter zu bezahlen, wie edel
waͤr’ es, wenn er mit Fleiß und Vater-
treue den Schaden des verſchwendeten
Ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/98>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.