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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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wenn er volle zwey Jahre alt seyn wird.
Jndessen bilde ich mir die Leute, die um
ihn seyn werden. Dieses Kind ist die
Stütze meiner Vernunft und meiner Ruhe
geworden. Wie werth macht ihn mir
jede Umarmung, jede zärtliche Sorge, die
er von seiner Mutter erhält -- und wie
glücklich wächst er und sein Bruder auf!
Jede Handlung ihrer Aeltern sind Bey-
spiele von Güte und Edelmüthigkeit.
Segen und Freude blühen in jedem Ge-
fielde der Gebiete meines Bruders;
Danksagungen und Wünsche begleiten
jeden Schritt, den er mit seiner Gattinn
macht. Mit einer Hand stützen sie das
leidende Verdienst und helfen andrer
Elende ab; mit der andern streuen sie
Verzierungen in der ganzen Herrschaft
aus, aber dieß mit der feinsten Unterschei-
dung. Denn die Lady Seymour sagt:
niemals müsse auf dem Lande die Kunst
die Natur beherrschen; man solle nur die
Fußstapfen ihrer flüchtigen Durchreise
und hier und da einen kleinen Platz sehen,
wo sie ein wenig ausgeruhet hätte. Un-

sere

wenn er volle zwey Jahre alt ſeyn wird.
Jndeſſen bilde ich mir die Leute, die um
ihn ſeyn werden. Dieſes Kind iſt die
Stuͤtze meiner Vernunft und meiner Ruhe
geworden. Wie werth macht ihn mir
jede Umarmung, jede zaͤrtliche Sorge, die
er von ſeiner Mutter erhaͤlt — und wie
gluͤcklich waͤchſt er und ſein Bruder auf!
Jede Handlung ihrer Aeltern ſind Bey-
ſpiele von Guͤte und Edelmuͤthigkeit.
Segen und Freude bluͤhen in jedem Ge-
fielde der Gebiete meines Bruders;
Dankſagungen und Wuͤnſche begleiten
jeden Schritt, den er mit ſeiner Gattinn
macht. Mit einer Hand ſtuͤtzen ſie das
leidende Verdienſt und helfen andrer
Elende ab; mit der andern ſtreuen ſie
Verzierungen in der ganzen Herrſchaft
aus, aber dieß mit der feinſten Unterſchei-
dung. Denn die Lady Seymour ſagt:
niemals muͤſſe auf dem Lande die Kunſt
die Natur beherrſchen; man ſolle nur die
Fußſtapfen ihrer fluͤchtigen Durchreiſe
und hier und da einen kleinen Platz ſehen,
wo ſie ein wenig ausgeruhet haͤtte. Un-

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[299/0305] wenn er volle zwey Jahre alt ſeyn wird. Jndeſſen bilde ich mir die Leute, die um ihn ſeyn werden. Dieſes Kind iſt die Stuͤtze meiner Vernunft und meiner Ruhe geworden. Wie werth macht ihn mir jede Umarmung, jede zaͤrtliche Sorge, die er von ſeiner Mutter erhaͤlt — und wie gluͤcklich waͤchſt er und ſein Bruder auf! Jede Handlung ihrer Aeltern ſind Bey- ſpiele von Guͤte und Edelmuͤthigkeit. Segen und Freude bluͤhen in jedem Ge- fielde der Gebiete meines Bruders; Dankſagungen und Wuͤnſche begleiten jeden Schritt, den er mit ſeiner Gattinn macht. Mit einer Hand ſtuͤtzen ſie das leidende Verdienſt und helfen andrer Elende ab; mit der andern ſtreuen ſie Verzierungen in der ganzen Herrſchaft aus, aber dieß mit der feinſten Unterſchei- dung. Denn die Lady Seymour ſagt: niemals muͤſſe auf dem Lande die Kunſt die Natur beherrſchen; man ſolle nur die Fußſtapfen ihrer fluͤchtigen Durchreiſe und hier und da einen kleinen Platz ſehen, wo ſie ein wenig ausgeruhet haͤtte. Un- ſere

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/305>, abgerufen am 22.11.2024.