Nachschrift. Nun weis es Lord Seymour. Seine Entzückungen gehen über die Kräfte meiner Feder. Meine Gräfinn Douglaß umarmte mich mütter- lich, Lord Rich als ein zärtlicher Bruder. Der gute Lord Seymour bewacht mich, als ob er besorgte es möchte Jemand mei- ne Entschließung ändern. Sein Kam- merdiener ist an seine Frau Mutter ge- schickt, welche an Tugend und Geist eine zweyte Lady Summers seyn muß. O seg- nen Sie mich, meine Freunde! Mein Herz schlägt ruhig. Wie selig macht eine Ent- schließung, die von Tugend, Weisheit und Rechtschaffenheit gebilliget wird! Nun freue ich mich auf die Reise zu dem Grabe meiner Aeltern. Zu den Füssen ihres Lei- chensteins will ich mit meinem Gemahl knien, und ihren himmlischen Segen auf diese Verbindung erflehen. Thränen des Danks will ich auf ihre Asche vergießen, für die Liebe der Tugend und der Wohl- thätigkeit, die sie in meine Seele gossen, und für die Sorge, die sie nahmen, mir richtige Bogriffe von wahrem Glück und
Unglück
IITheil. T
Nachſchrift. Nun weis es Lord Seymour. Seine Entzuͤckungen gehen uͤber die Kraͤfte meiner Feder. Meine Graͤfinn Douglaß umarmte mich muͤtter- lich, Lord Rich als ein zaͤrtlicher Bruder. Der gute Lord Seymour bewacht mich, als ob er beſorgte es moͤchte Jemand mei- ne Entſchließung aͤndern. Sein Kam- merdiener iſt an ſeine Frau Mutter ge- ſchickt, welche an Tugend und Geiſt eine zweyte Lady Summers ſeyn muß. O ſeg- nen Sie mich, meine Freunde! Mein Herz ſchlaͤgt ruhig. Wie ſelig macht eine Ent- ſchließung, die von Tugend, Weisheit und Rechtſchaffenheit gebilliget wird! Nun freue ich mich auf die Reiſe zu dem Grabe meiner Aeltern. Zu den Fuͤſſen ihres Lei- chenſteins will ich mit meinem Gemahl knien, und ihren himmliſchen Segen auf dieſe Verbindung erflehen. Thraͤnen des Danks will ich auf ihre Aſche vergießen, fuͤr die Liebe der Tugend und der Wohl- thaͤtigkeit, die ſie in meine Seele goſſen, und fuͤr die Sorge, die ſie nahmen, mir richtige Bogriffe von wahrem Gluͤck und
Ungluͤck
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Nachſchrift. Nun weis es Lord
Seymour. Seine Entzuͤckungen gehen
uͤber die Kraͤfte meiner Feder. Meine
Graͤfinn Douglaß umarmte mich muͤtter-
lich, Lord Rich als ein zaͤrtlicher Bruder.
Der gute Lord Seymour bewacht mich,
als ob er beſorgte es moͤchte Jemand mei-
ne Entſchließung aͤndern. Sein Kam-
merdiener iſt an ſeine Frau Mutter ge-
ſchickt, welche an Tugend und Geiſt eine
zweyte Lady Summers ſeyn muß. O ſeg-
nen Sie mich, meine Freunde! Mein Herz
ſchlaͤgt ruhig. Wie ſelig macht eine Ent-
ſchließung, die von Tugend, Weisheit und
Rechtſchaffenheit gebilliget wird! Nun
freue ich mich auf die Reiſe zu dem Grabe
meiner Aeltern. Zu den Fuͤſſen ihres Lei-
chenſteins will ich mit meinem Gemahl
knien, und ihren himmliſchen Segen auf
dieſe Verbindung erflehen. Thraͤnen des
Danks will ich auf ihre Aſche vergießen,
fuͤr die Liebe der Tugend und der Wohl-
thaͤtigkeit, die ſie in meine Seele goſſen,
und fuͤr die Sorge, die ſie nahmen, mir
richtige Bogriffe von wahrem Gluͤck und
Ungluͤck
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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