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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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men -- O Gott, rief sie, und ließ
das Buch auf die Erde fallen, als Sey-
mour sich zu ihren Füßen warf; O die
ehrlichen Leute -- sie lebt -- O
mein göttliches, mein angebetetes
Fräulein Sternheim!
rief er mit aus-
gestreckten Armen. Sie sah halb außer
sich ihn und mich an, wendete aber den
Augenblick den Kopf weg, und ließ ihn
auf ihren zitternden Arm sinken -- Die
Gräfinn Douglaß sah mit Staunen hin
und her, ich mußte reden -- aber mein
erstes war auf die Sternheim zu zeigen.
Theure Gräfinn unterstützen Sie den En-
gel den Sie bey sich haben! Jch bin Lord
Rich, hier ist Lord Seymour -- Die
Gräfinn hatte sich eilends meiner Freun-
dinn genähert, die ihre beyden Armen
um sie schlug und ihr Gesicht einige Mi-
nuten an der Gräfinn Busen verbarg.
Seymour konnte dieses Abwenden ihres
Gesichts nicht ertragen, und rief in vol-
lem Schmerzen aus -- O mein Oncle,
warum mußte ich meine Liebe verbergen!
Alle Quaal, alle Zärtlichkeit meines Her-
zens kann mich nun nicht vor dem Wi-

derwil-
S 2

men — O Gott, rief ſie, und ließ
das Buch auf die Erde fallen, als Sey-
mour ſich zu ihren Fuͤßen warf; O die
ehrlichen Leute — ſie lebt — O
mein goͤttliches, mein angebetetes
Fraͤulein Sternheim!
rief er mit aus-
geſtreckten Armen. Sie ſah halb außer
ſich ihn und mich an, wendete aber den
Augenblick den Kopf weg, und ließ ihn
auf ihren zitternden Arm ſinken — Die
Graͤfinn Douglaß ſah mit Staunen hin
und her, ich mußte reden — aber mein
erſtes war auf die Sternheim zu zeigen.
Theure Graͤfinn unterſtuͤtzen Sie den En-
gel den Sie bey ſich haben! Jch bin Lord
Rich, hier iſt Lord Seymour — Die
Graͤfinn hatte ſich eilends meiner Freun-
dinn genaͤhert, die ihre beyden Armen
um ſie ſchlug und ihr Geſicht einige Mi-
nuten an der Graͤfinn Buſen verbarg.
Seymour konnte dieſes Abwenden ihres
Geſichts nicht ertragen, und rief in vol-
lem Schmerzen aus — O mein Oncle,
warum mußte ich meine Liebe verbergen!
Alle Quaal, alle Zaͤrtlichkeit meines Her-
zens kann mich nun nicht vor dem Wi-

derwil-
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[275/0281] men — O Gott, rief ſie, und ließ das Buch auf die Erde fallen, als Sey- mour ſich zu ihren Fuͤßen warf; O die ehrlichen Leute — ſie lebt — O mein goͤttliches, mein angebetetes Fraͤulein Sternheim! rief er mit aus- geſtreckten Armen. Sie ſah halb außer ſich ihn und mich an, wendete aber den Augenblick den Kopf weg, und ließ ihn auf ihren zitternden Arm ſinken — Die Graͤfinn Douglaß ſah mit Staunen hin und her, ich mußte reden — aber mein erſtes war auf die Sternheim zu zeigen. Theure Graͤfinn unterſtuͤtzen Sie den En- gel den Sie bey ſich haben! Jch bin Lord Rich, hier iſt Lord Seymour — Die Graͤfinn hatte ſich eilends meiner Freun- dinn genaͤhert, die ihre beyden Armen um ſie ſchlug und ihr Geſicht einige Mi- nuten an der Graͤfinn Buſen verbarg. Seymour konnte dieſes Abwenden ihres Geſichts nicht ertragen, und rief in vol- lem Schmerzen aus — O mein Oncle, warum mußte ich meine Liebe verbergen! Alle Quaal, alle Zaͤrtlichkeit meines Her- zens kann mich nun nicht vor dem Wi- derwil- S 2

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/281>, abgerufen am 25.11.2024.