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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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"nach London begeben; er liebe seine Ge-
"mahlinn nicht, wäre auch selbst kränk-
"lich geworden, und halte sich meistens
"auf einem Landhause zu Windfor auf,
"wo ihm mein Umgang sehr angenehm
"seyn würde." Er selbst schrieb in einem
Billet: wenn ich freywillig kommen woll-
te und ihn lieben würde, so denke er, sich
von Lady Alton scheiden zu lassen, und
unsere Henrath zu bestätigen, wie es die
Gesetze und in eine Verdienste erforderten;
aber wenn ich aus einer meiner ehemali-
gen Wunderlichkeiten diesen Vorschlag
verwärfe, so möchte ich mir mein Schick-
sal gefallen lassen, wie er es für gut fin-
den würde. -- Dieß mußte ich anhö-
ren, denn lesen wollte ich das Billet
nicht; das Aergste von dieser unerträgli-
chen Beleidigung war, daß ich den unse-
ligen Kerl sehen mußte, durch dessen Hand
meine falsche Verbindung geschehen war.
Auf das äußerste betrübt und erbittert ver-
warf ich alle diese unwürdigen Vorschläge,
und der Barbar rächte seinen Herrn, indem
er mich nach der zweyten förmlichen Absage

mit

„nach London begeben; er liebe ſeine Ge-
„mahlinn nicht, waͤre auch ſelbſt kraͤnk-
„lich geworden, und halte ſich meiſtens
„auf einem Landhauſe zu Windfor auf,
„wo ihm mein Umgang ſehr angenehm
„ſeyn wuͤrde.“ Er ſelbſt ſchrieb in einem
Billet: wenn ich freywillig kommen woll-
te und ihn lieben wuͤrde, ſo denke er, ſich
von Lady Alton ſcheiden zu laſſen, und
unſere Henrath zu beſtaͤtigen, wie es die
Geſetze und in eine Verdienſte erforderten;
aber wenn ich aus einer meiner ehemali-
gen Wunderlichkeiten dieſen Vorſchlag
verwaͤrfe, ſo moͤchte ich mir mein Schick-
ſal gefallen laſſen, wie er es fuͤr gut fin-
den wuͤrde. — Dieß mußte ich anhoͤ-
ren, denn leſen wollte ich das Billet
nicht; das Aergſte von dieſer unertraͤgli-
chen Beleidigung war, daß ich den unſe-
ligen Kerl ſehen mußte, durch deſſen Hand
meine falſche Verbindung geſchehen war.
Auf das aͤußerſte betruͤbt und erbittert ver-
warf ich alle dieſe unwuͤrdigen Vorſchlaͤge,
und der Barbar raͤchte ſeinen Herrn, indem
er mich nach der zweyten foͤrmlichen Abſage

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[237/0243] „nach London begeben; er liebe ſeine Ge- „mahlinn nicht, waͤre auch ſelbſt kraͤnk- „lich geworden, und halte ſich meiſtens „auf einem Landhauſe zu Windfor auf, „wo ihm mein Umgang ſehr angenehm „ſeyn wuͤrde.“ Er ſelbſt ſchrieb in einem Billet: wenn ich freywillig kommen woll- te und ihn lieben wuͤrde, ſo denke er, ſich von Lady Alton ſcheiden zu laſſen, und unſere Henrath zu beſtaͤtigen, wie es die Geſetze und in eine Verdienſte erforderten; aber wenn ich aus einer meiner ehemali- gen Wunderlichkeiten dieſen Vorſchlag verwaͤrfe, ſo moͤchte ich mir mein Schick- ſal gefallen laſſen, wie er es fuͤr gut fin- den wuͤrde. — Dieß mußte ich anhoͤ- ren, denn leſen wollte ich das Billet nicht; das Aergſte von dieſer unertraͤgli- chen Beleidigung war, daß ich den unſe- ligen Kerl ſehen mußte, durch deſſen Hand meine falſche Verbindung geſchehen war. Auf das aͤußerſte betruͤbt und erbittert ver- warf ich alle dieſe unwuͤrdigen Vorſchlaͤge, und der Barbar raͤchte ſeinen Herrn, indem er mich nach der zweyten foͤrmlichen Abſage mit

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/243>, abgerufen am 27.11.2024.