den Abgrund reißt. Diese Gewalt wurde ihm gelassen, und mir alle Hülfsmittel entzogen; bald wird ein einsames Grab meine Klagen endigen, und meiner Seele die Endzwecke zeigen, warum ich dieses grausame Verhäniß erdulden mußte. Jch bin ruhig, ich bin zufrieden; mein letzter Tag wird der freudigste seyn, den ich selt zwey Jahren hatte. Jhnen, meine bis in den letzten Augenblick zärt- lich geliebte Freundinn, wird die Lady Summers mein Paquet Papiere schicken, und Jhr Herz bey dem Gedanken, daß alles mein Leiden sich in einer seligen Ewigkeit verloren hat, beruhiget wer- den. Meine letzten Kräfte sind Jhnen ge- widmet. Sie waren die Zeuginn meines glücklichen Lebens; Sie sollen auch, so viel ich es thun kann, von dem Ende mei- ner trübseligen Tage wissen.
Jch war voller Hoffnungen und mit fröhlichen Aussichten umgeben, als der vertrauteste Bösewicht des Derby an- langte, um mir den verhaßten Vorschlag zu thun; "ich sollte mich zu dem Lord
"nach
den Abgrund reißt. Dieſe Gewalt wurde ihm gelaſſen, und mir alle Huͤlfsmittel entzogen; bald wird ein einſames Grab meine Klagen endigen, und meiner Seele die Endzwecke zeigen, warum ich dieſes grauſame Verhaͤniß erdulden mußte. Jch bin ruhig, ich bin zufrieden; mein letzter Tag wird der freudigſte ſeyn, den ich ſelt zwey Jahren hatte. Jhnen, meine bis in den letzten Augenblick zaͤrt- lich geliebte Freundinn, wird die Lady Summers mein Paquet Papiere ſchicken, und Jhr Herz bey dem Gedanken, daß alles mein Leiden ſich in einer ſeligen Ewigkeit verloren hat, beruhiget wer- den. Meine letzten Kraͤfte ſind Jhnen ge- widmet. Sie waren die Zeuginn meines gluͤcklichen Lebens; Sie ſollen auch, ſo viel ich es thun kann, von dem Ende mei- ner truͤbſeligen Tage wiſſen.
Jch war voller Hoffnungen und mit froͤhlichen Ausſichten umgeben, als der vertrauteſte Boͤſewicht des Derby an- langte, um mir den verhaßten Vorſchlag zu thun; „ich ſollte mich zu dem Lord
„nach
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0242"n="236"/>
den Abgrund reißt. Dieſe Gewalt wurde<lb/>
ihm gelaſſen, und mir alle Huͤlfsmittel<lb/>
entzogen; bald wird ein einſames Grab<lb/>
meine Klagen endigen, und meiner Seele<lb/>
die Endzwecke zeigen, warum ich dieſes<lb/>
grauſame Verhaͤniß erdulden mußte.<lb/>
Jch bin ruhig, ich bin zufrieden; mein<lb/>
letzter Tag wird der freudigſte ſeyn, den<lb/>
ich ſelt zwey Jahren hatte. Jhnen,<lb/>
meine bis in den letzten Augenblick zaͤrt-<lb/>
lich geliebte Freundinn, wird die Lady<lb/>
Summers mein Paquet Papiere ſchicken,<lb/>
und Jhr Herz bey dem Gedanken, daß<lb/>
alles mein Leiden ſich in einer ſeligen<lb/>
Ewigkeit verloren hat, beruhiget wer-<lb/>
den. Meine letzten Kraͤfte ſind Jhnen ge-<lb/>
widmet. Sie waren die Zeuginn meines<lb/>
gluͤcklichen Lebens; Sie ſollen auch, ſo<lb/>
viel ich es thun kann, von dem Ende mei-<lb/>
ner truͤbſeligen Tage wiſſen.</p><lb/><p>Jch war voller Hoffnungen und mit<lb/>
froͤhlichen Ausſichten umgeben, als der<lb/>
vertrauteſte Boͤſewicht des Derby an-<lb/>
langte, um mir den verhaßten Vorſchlag<lb/>
zu thun; „ich ſollte mich zu dem Lord<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„nach</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[236/0242]
den Abgrund reißt. Dieſe Gewalt wurde
ihm gelaſſen, und mir alle Huͤlfsmittel
entzogen; bald wird ein einſames Grab
meine Klagen endigen, und meiner Seele
die Endzwecke zeigen, warum ich dieſes
grauſame Verhaͤniß erdulden mußte.
Jch bin ruhig, ich bin zufrieden; mein
letzter Tag wird der freudigſte ſeyn, den
ich ſelt zwey Jahren hatte. Jhnen,
meine bis in den letzten Augenblick zaͤrt-
lich geliebte Freundinn, wird die Lady
Summers mein Paquet Papiere ſchicken,
und Jhr Herz bey dem Gedanken, daß
alles mein Leiden ſich in einer ſeligen
Ewigkeit verloren hat, beruhiget wer-
den. Meine letzten Kraͤfte ſind Jhnen ge-
widmet. Sie waren die Zeuginn meines
gluͤcklichen Lebens; Sie ſollen auch, ſo
viel ich es thun kann, von dem Ende mei-
ner truͤbſeligen Tage wiſſen.
Jch war voller Hoffnungen und mit
froͤhlichen Ausſichten umgeben, als der
vertrauteſte Boͤſewicht des Derby an-
langte, um mir den verhaßten Vorſchlag
zu thun; „ich ſollte mich zu dem Lord
„nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/242>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.