wunderung über ihre Arbeit und ihre Ant- worten, hat die Lady gefragt, wer sie unterrichtet hätte, und das dankbare Herz des guten Mädchens erzählte ihr von mir was sie wußte und empfand. Die edle Dame wurde bis zu Thränen ge- rührt; sie versprach dem Mädchen sogleich sie zu nehmen, ließ den jungen Leuten zu Essen geben, und schickte den Sohn al- lein nach Hause mit zwo Guineen für sei- ne Aeltern und dem Versprechen: sie woll- te vor ihrer Abreise noch selbst zu ihnen kommen. Mich ließ sie besonders grü- ßen und für meine Mühe mit ihrem Mädchen segnen. Jch habe sie um Pa- pier, Feder und Dinte bitten lassen; ich will mich dieser Gelegenheit bedienen, um an meine Lady Summers zu schreiben; aber ich will der Lady Douglaß den Brief offen geben, um ihr meine Aufrichtigkeit zu zeigen. Jch würde strafbar seyn, wenn ich nicht alle Gelegenheit an- wendete, um meine Freyheit zu erlangen, da sich edle Mittel dazu anbieten. Jch will auch den Lord Hopton um seine
Gnade
wunderung uͤber ihre Arbeit und ihre Ant- worten, hat die Lady gefragt, wer ſie unterrichtet haͤtte, und das dankbare Herz des guten Maͤdchens erzaͤhlte ihr von mir was ſie wußte und empfand. Die edle Dame wurde bis zu Thraͤnen ge- ruͤhrt; ſie verſprach dem Maͤdchen ſogleich ſie zu nehmen, ließ den jungen Leuten zu Eſſen geben, und ſchickte den Sohn al- lein nach Hauſe mit zwo Guineen fuͤr ſei- ne Aeltern und dem Verſprechen: ſie woll- te vor ihrer Abreiſe noch ſelbſt zu ihnen kommen. Mich ließ ſie beſonders gruͤ- ßen und fuͤr meine Muͤhe mit ihrem Maͤdchen ſegnen. Jch habe ſie um Pa- pier, Feder und Dinte bitten laſſen; ich will mich dieſer Gelegenheit bedienen, um an meine Lady Summers zu ſchreiben; aber ich will der Lady Douglaß den Brief offen geben, um ihr meine Aufrichtigkeit zu zeigen. Jch wuͤrde ſtrafbar ſeyn, wenn ich nicht alle Gelegenheit an- wendete, um meine Freyheit zu erlangen, da ſich edle Mittel dazu anbieten. Jch will auch den Lord Hopton um ſeine
Gnade
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wunderung uͤber ihre Arbeit und ihre Ant-
worten, hat die Lady gefragt, wer ſie
unterrichtet haͤtte, und das dankbare
Herz des guten Maͤdchens erzaͤhlte ihr
von mir was ſie wußte und empfand.
Die edle Dame wurde bis zu Thraͤnen ge-
ruͤhrt; ſie verſprach dem Maͤdchen ſogleich
ſie zu nehmen, ließ den jungen Leuten zu
Eſſen geben, und ſchickte den Sohn al-
lein nach Hauſe mit zwo Guineen fuͤr ſei-
ne Aeltern und dem Verſprechen: ſie woll-
te vor ihrer Abreiſe noch ſelbſt zu ihnen
kommen. Mich ließ ſie beſonders gruͤ-
ßen und fuͤr meine Muͤhe mit ihrem
Maͤdchen ſegnen. Jch habe ſie um Pa-
pier, Feder und Dinte bitten laſſen; ich
will mich dieſer Gelegenheit bedienen, um
an meine Lady Summers zu ſchreiben;
aber ich will der Lady Douglaß den Brief
offen geben, um ihr meine Aufrichtigkeit
zu zeigen. Jch wuͤrde ſtrafbar ſeyn,
wenn ich nicht alle Gelegenheit an-
wendete, um meine Freyheit zu erlangen,
da ſich edle Mittel dazu anbieten. Jch
will auch den Lord Hopton um ſeine
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/240>, abgerufen am 27.11.2024.
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