von Tugenden und Kenntnissen in der Hütte meiner Wirthe verbreitet, und mit ihnen genieße und koste ich ihre Süßig- keit. Von allem, was den Namen von Glück, Ansehen und Gewalt führt, völ- lig entblößt, mein Leben den Händen die- ser Fremdlinge anvertraut, wurde ich ihre moralische Wohlthäterinn, indem ich ihre Liebe zu Gott erweiterte, ihren Verstand erleuchtete, und ihre Herzen beruhigte, da ich durch Erzählungen von andern Welt- theilen und von den Schicksalen ihrer Einwohner in den Erholungsstunden mei- ner armen Wirthe Vergnügen um sie hergoß. Jch habe die traurigen un- schuldsvollen Tage einer doppelt unglück- lichen Waise durch Liebe, Sorge und Un- terricht mit Blumen bestrent; von dem Genusse alles dessen, was die Menschen als Wohlseyn betrachten, entfernt, ge- nieße ich die wahren Geschenke des Him- mels, die Freude wohlzuthun und die Ruhe des Gemüths, als Früchte der wahren Menschenliebe und erfahrner Tugend. -- Reine Freude, wahre Gü-
ter!
von Tugenden und Kenntniſſen in der Huͤtte meiner Wirthe verbreitet, und mit ihnen genieße und koſte ich ihre Suͤßig- keit. Von allem, was den Namen von Gluͤck, Anſehen und Gewalt fuͤhrt, voͤl- lig entbloͤßt, mein Leben den Haͤnden die- ſer Fremdlinge anvertraut, wurde ich ihre moraliſche Wohlthaͤterinn, indem ich ihre Liebe zu Gott erweiterte, ihren Verſtand erleuchtete, und ihre Herzen beruhigte, da ich durch Erzaͤhlungen von andern Welt- theilen und von den Schickſalen ihrer Einwohner in den Erholungsſtunden mei- ner armen Wirthe Vergnuͤgen um ſie hergoß. Jch habe die traurigen un- ſchuldsvollen Tage einer doppelt ungluͤck- lichen Waiſe durch Liebe, Sorge und Un- terricht mit Blumen beſtrent; von dem Genuſſe alles deſſen, was die Menſchen als Wohlſeyn betrachten, entfernt, ge- nieße ich die wahren Geſchenke des Him- mels, die Freude wohlzuthun und die Ruhe des Gemuͤths, als Fruͤchte der wahren Menſchenliebe und erfahrner Tugend. — Reine Freude, wahre Guͤ-
ter!
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von Tugenden und Kenntniſſen in der
Huͤtte meiner Wirthe verbreitet, und mit
ihnen genieße und koſte ich ihre Suͤßig-
keit. Von allem, was den Namen von
Gluͤck, Anſehen und Gewalt fuͤhrt, voͤl-
lig entbloͤßt, mein Leben den Haͤnden die-
ſer Fremdlinge anvertraut, wurde ich ihre
moraliſche Wohlthaͤterinn, indem ich ihre
Liebe zu Gott erweiterte, ihren Verſtand
erleuchtete, und ihre Herzen beruhigte, da
ich durch Erzaͤhlungen von andern Welt-
theilen und von den Schickſalen ihrer
Einwohner in den Erholungsſtunden mei-
ner armen Wirthe Vergnuͤgen um ſie
hergoß. Jch habe die traurigen un-
ſchuldsvollen Tage einer doppelt ungluͤck-
lichen Waiſe durch Liebe, Sorge und Un-
terricht mit Blumen beſtrent; von dem
Genuſſe alles deſſen, was die Menſchen
als Wohlſeyn betrachten, entfernt, ge-
nieße ich die wahren Geſchenke des Him-
mels, die Freude wohlzuthun und
die Ruhe des Gemuͤths, als Fruͤchte
der wahren Menſchenliebe und erfahrner
Tugend. — Reine Freude, wahre Guͤ-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/238>, abgerufen am 27.11.2024.
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