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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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kommen wäre, und daß die Lady sie
außerordentlich liebte; sie sey ein Engel
von Güte und Klugheit, und Lord Rich,
dessen Güter an der Lady ihre grenzten,
würde sie heurathen. -- Mein armer
Teufel, John, zitterte vor Aengsten, zu
der Lady gerufen zu werden, und betrieb
seine Abfertigung. Die Alte kam, aber
allein; John ließ sich so schnell als mög-
lich abfertigen, und jagte zurück. --
Urtheile selbst wie ich von dieser Nachricht
überrascht wurde! Ueber keinen meiner
kleinen Streiche bin ich jemals so verle-
gen gewesen, als diesen Augenblick über
den, welchen ich dieser Schwärmerinn ge-
spielet hatte. Wo mag sie die Verwegen-
heit genommen haben, sich in England zu
zeigen? Aber geht's nicht allezeit so? Die
furchtsamste Creatur wird in den Armen
eines Mannes herzhaft gemacht. Jch
hatte ihr also etwas von meiner Unver-
schämtheit mitgetheilt, welches sie mir in
dem Hause der Lady Summers wieder zu-
rückgeben konnte. Diesem wollte ich
mich nicht aussetzen, indem meine Absich-

ten

kommen waͤre, und daß die Lady ſie
außerordentlich liebte; ſie ſey ein Engel
von Guͤte und Klugheit, und Lord Rich,
deſſen Guͤter an der Lady ihre grenzten,
wuͤrde ſie heurathen. — Mein armer
Teufel, John, zitterte vor Aengſten, zu
der Lady gerufen zu werden, und betrieb
ſeine Abfertigung. Die Alte kam, aber
allein; John ließ ſich ſo ſchnell als moͤg-
lich abfertigen, und jagte zuruͤck. —
Urtheile ſelbſt wie ich von dieſer Nachricht
uͤberraſcht wurde! Ueber keinen meiner
kleinen Streiche bin ich jemals ſo verle-
gen geweſen, als dieſen Augenblick uͤber
den, welchen ich dieſer Schwaͤrmerinn ge-
ſpielet hatte. Wo mag ſie die Verwegen-
heit genommen haben, ſich in England zu
zeigen? Aber geht’s nicht allezeit ſo? Die
furchtſamſte Creatur wird in den Armen
eines Mannes herzhaft gemacht. Jch
hatte ihr alſo etwas von meiner Unver-
ſchaͤmtheit mitgetheilt, welches ſie mir in
dem Hauſe der Lady Summers wieder zu-
ruͤckgeben konnte. Dieſem wollte ich
mich nicht ausſetzen, indem meine Abſich-

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[200/0206] kommen waͤre, und daß die Lady ſie außerordentlich liebte; ſie ſey ein Engel von Guͤte und Klugheit, und Lord Rich, deſſen Guͤter an der Lady ihre grenzten, wuͤrde ſie heurathen. — Mein armer Teufel, John, zitterte vor Aengſten, zu der Lady gerufen zu werden, und betrieb ſeine Abfertigung. Die Alte kam, aber allein; John ließ ſich ſo ſchnell als moͤg- lich abfertigen, und jagte zuruͤck. — Urtheile ſelbſt wie ich von dieſer Nachricht uͤberraſcht wurde! Ueber keinen meiner kleinen Streiche bin ich jemals ſo verle- gen geweſen, als dieſen Augenblick uͤber den, welchen ich dieſer Schwaͤrmerinn ge- ſpielet hatte. Wo mag ſie die Verwegen- heit genommen haben, ſich in England zu zeigen? Aber geht’s nicht allezeit ſo? Die furchtſamſte Creatur wird in den Armen eines Mannes herzhaft gemacht. Jch hatte ihr alſo etwas von meiner Unver- ſchaͤmtheit mitgetheilt, welches ſie mir in dem Hauſe der Lady Summers wieder zu- ruͤckgeben konnte. Dieſem wollte ich mich nicht ausſetzen, indem meine Abſich- ten

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/206>, abgerufen am 24.11.2024.