"von sich entfernen? bin ich Jhnen unan- "genehm geworden? sagte ich." Sie reich- te mir die Hand, nein, mein Kind, Sie sind mir unendlich werth, und ich werde die zärtliche Besorgerinn meines Alters gewiß vermissen; aber ich habe für den Herbst meines Lebens Früchte genug ge- sammlet, ohne nöthig zu haben, Jhren Frühling seiner schönsten Blüthe zu be- rauben. Sie sind jung, reizend, und fremde, was wollen Sie nach meinem Tode machen? -- "Wenn ich dieses Unglück erlebe, so gehe ich zu meiner Emilia zurück. --
Liebe Leidens, bedenken Sie sich! ein Frauenzimmer von ihrer Geburt und Lie- benswürdigkeit muß entweder bey nahen Verwandten, oder unter dem Schutz eines würdigen Mannes seyn. Lord Rich hat Jhre ganze Hochachtung; der edle Mann verdient sie auch; Sie wissen, daß Sie ihn glücklich machen können; seine Freund- schaft, sein Umgang ist Jhnen angenehm; Jhr Wille, Jhre Person ist frey; die edel- ste Beweggründe leiten Sie zu dieser
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„von ſich entfernen? bin ich Jhnen unan- „genehm geworden? ſagte ich.“ Sie reich- te mir die Hand, nein, mein Kind, Sie ſind mir unendlich werth, und ich werde die zaͤrtliche Beſorgerinn meines Alters gewiß vermiſſen; aber ich habe fuͤr den Herbſt meines Lebens Fruͤchte genug ge- ſammlet, ohne noͤthig zu haben, Jhren Fruͤhling ſeiner ſchoͤnſten Bluͤthe zu be- rauben. Sie ſind jung, reizend, und fremde, was wollen Sie nach meinem Tode machen? — „Wenn ich dieſes Ungluͤck erlebe, ſo gehe ich zu meiner Emilia zuruͤck. —
Liebe Leidens, bedenken Sie ſich! ein Frauenzimmer von ihrer Geburt und Lie- benswuͤrdigkeit muß entweder bey nahen Verwandten, oder unter dem Schutz eines wuͤrdigen Mannes ſeyn. Lord Rich hat Jhre ganze Hochachtung; der edle Mann verdient ſie auch; Sie wiſſen, daß Sie ihn gluͤcklich machen koͤnnen; ſeine Freund- ſchaft, ſein Umgang iſt Jhnen angenehm; Jhr Wille, Jhre Perſon iſt frey; die edel- ſte Beweggruͤnde leiten Sie zu dieſer
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„von ſich entfernen? bin ich Jhnen unan-
„genehm geworden? ſagte ich.“ Sie reich-
te mir die Hand, nein, mein Kind, Sie
ſind mir unendlich werth, und ich werde
die zaͤrtliche Beſorgerinn meines Alters
gewiß vermiſſen; aber ich habe fuͤr den
Herbſt meines Lebens Fruͤchte genug ge-
ſammlet, ohne noͤthig zu haben, Jhren
Fruͤhling ſeiner ſchoͤnſten Bluͤthe zu be-
rauben. Sie ſind jung, reizend, und
fremde, was wollen Sie nach meinem
Tode machen? — „Wenn ich dieſes
Ungluͤck erlebe, ſo gehe ich zu meiner
Emilia zuruͤck. —
Liebe Leidens, bedenken Sie ſich! ein
Frauenzimmer von ihrer Geburt und Lie-
benswuͤrdigkeit muß entweder bey nahen
Verwandten, oder unter dem Schutz eines
wuͤrdigen Mannes ſeyn. Lord Rich hat
Jhre ganze Hochachtung; der edle Mann
verdient ſie auch; Sie wiſſen, daß Sie ihn
gluͤcklich machen koͤnnen; ſeine Freund-
ſchaft, ſein Umgang iſt Jhnen angenehm;
Jhr Wille, Jhre Perſon iſt frey; die edel-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/189>, abgerufen am 25.11.2024.
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