Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite


ter: sie hätte recht, den bösen Engländer
zu hassen; auch soll er vom König nach
der Schärfe abgestraft werden. Aber
mach' Er, daß ich ins Haus komme.

"Steigen Sie aus, ich will meine
"Mutter befriedigen.

Er lief hinein, und bald darauf kam
uns die Frau selbst entgegen; "Wenn Sie
"den abscheulichen Mann recht strafen
"wollen, wie Sie sagen, so kommen Sie,
"ich will Jhnen alles erzählen wie es war;
"Sie sind ein alter Herr, gnädiger Lord,
"Sie können das Unrecht junger Leute
"gut einsehen, machen Sie ein Exempel
"aus dem bösen Mann, er könnte noch
"viele Streiche anfangen.

Still, und langsam folgte ich ihr und
Mylorden die Treppe hinauf. Hier,
"sagte sie oben, hier ist der liebe Engel
"gestanden, wie ihr Herr das erstemal
"kam, sie zu besuchen, nun, er herzte sie
"recht schön, und sie hatte ihre lieben
"Hände so hübsch nach ihm ausgestreckt,
"daß mich ihre Einigkeit freute; aber sie
"redte so sanft und wenig, und er so laut,

"seine


ter: ſie haͤtte recht, den boͤſen Englaͤnder
zu haſſen; auch ſoll er vom Koͤnig nach
der Schaͤrfe abgeſtraft werden. Aber
mach’ Er, daß ich ins Haus komme.

„Steigen Sie aus, ich will meine
„Mutter befriedigen.

Er lief hinein, und bald darauf kam
uns die Frau ſelbſt entgegen; „Wenn Sie
„den abſcheulichen Mann recht ſtrafen
„wollen, wie Sie ſagen, ſo kommen Sie,
„ich will Jhnen alles erzaͤhlen wie es war;
„Sie ſind ein alter Herr, gnaͤdiger Lord,
„Sie koͤnnen das Unrecht junger Leute
„gut einſehen, machen Sie ein Exempel
„aus dem boͤſen Mann, er koͤnnte noch
„viele Streiche anfangen.

Still, und langſam folgte ich ihr und
Mylorden die Treppe hinauf. Hier,
„ſagte ſie oben, hier iſt der liebe Engel
„geſtanden, wie ihr Herr das erſtemal
„kam, ſie zu beſuchen, nun, er herzte ſie
„recht ſchoͤn, und ſie hatte ihre lieben
„Haͤnde ſo huͤbſch nach ihm ausgeſtreckt,
„daß mich ihre Einigkeit freute; aber ſie
„redte ſo ſanft und wenig, und er ſo laut,

„ſeine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0128" n="122"/><fw place="top" type="header"><lb/></fw> ter: &#x017F;ie ha&#x0364;tte recht, den bo&#x0364;&#x017F;en Engla&#x0364;nder<lb/>
zu ha&#x017F;&#x017F;en; auch &#x017F;oll er vom Ko&#x0364;nig nach<lb/>
der Scha&#x0364;rfe abge&#x017F;traft werden. Aber<lb/>
mach&#x2019; Er, daß ich ins Haus komme.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">&#x201E;Steigen Sie aus, ich will meine<lb/>
&#x201E;Mutter befriedigen.</hi> </p><lb/>
          <p>Er lief hinein, und bald darauf kam<lb/>
uns die Frau &#x017F;elb&#x017F;t entgegen; &#x201E;Wenn Sie<lb/>
&#x201E;den ab&#x017F;cheulichen Mann recht &#x017F;trafen<lb/>
&#x201E;wollen, wie Sie &#x017F;agen, &#x017F;o kommen Sie,<lb/>
&#x201E;ich will Jhnen alles erza&#x0364;hlen wie es war;<lb/>
&#x201E;Sie &#x017F;ind ein alter Herr, gna&#x0364;diger Lord,<lb/>
&#x201E;Sie ko&#x0364;nnen das Unrecht junger Leute<lb/>
&#x201E;gut ein&#x017F;ehen, machen Sie ein Exempel<lb/>
&#x201E;aus dem bo&#x0364;&#x017F;en Mann, er ko&#x0364;nnte noch<lb/>
&#x201E;viele Streiche anfangen.</p><lb/>
          <p>Still, und lang&#x017F;am folgte ich ihr und<lb/>
Mylorden die Treppe hinauf. Hier,<lb/>
&#x201E;&#x017F;agte &#x017F;ie oben, hier i&#x017F;t der liebe Engel<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;tanden, wie ihr Herr das er&#x017F;temal<lb/>
&#x201E;kam, &#x017F;ie zu be&#x017F;uchen, nun, er herzte &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;recht &#x017F;cho&#x0364;n, und &#x017F;ie hatte ihre lieben<lb/>
&#x201E;Ha&#x0364;nde &#x017F;o hu&#x0364;b&#x017F;ch nach ihm ausge&#x017F;treckt,<lb/>
&#x201E;daß mich ihre Einigkeit freute; aber &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;redte &#x017F;o &#x017F;anft und wenig, und er &#x017F;o laut,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;&#x017F;eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0128] ter: ſie haͤtte recht, den boͤſen Englaͤnder zu haſſen; auch ſoll er vom Koͤnig nach der Schaͤrfe abgeſtraft werden. Aber mach’ Er, daß ich ins Haus komme. „Steigen Sie aus, ich will meine „Mutter befriedigen. Er lief hinein, und bald darauf kam uns die Frau ſelbſt entgegen; „Wenn Sie „den abſcheulichen Mann recht ſtrafen „wollen, wie Sie ſagen, ſo kommen Sie, „ich will Jhnen alles erzaͤhlen wie es war; „Sie ſind ein alter Herr, gnaͤdiger Lord, „Sie koͤnnen das Unrecht junger Leute „gut einſehen, machen Sie ein Exempel „aus dem boͤſen Mann, er koͤnnte noch „viele Streiche anfangen. Still, und langſam folgte ich ihr und Mylorden die Treppe hinauf. Hier, „ſagte ſie oben, hier iſt der liebe Engel „geſtanden, wie ihr Herr das erſtemal „kam, ſie zu beſuchen, nun, er herzte ſie „recht ſchoͤn, und ſie hatte ihre lieben „Haͤnde ſo huͤbſch nach ihm ausgeſtreckt, „daß mich ihre Einigkeit freute; aber ſie „redte ſo ſanft und wenig, und er ſo laut, „ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/128
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/128>, abgerufen am 24.11.2024.